Dienstag, 29. August 2023

„Gebet um Befreiung“ und „Befreiungsdienst“: eine Relation

 „Gebet um Befreiung“ und „Befreiungsdienst“: eine Relation

Der „Befreiungsdienst“ und das „Gebet um Befreiung“ haben etwas gemeinsam: sie sind beide kirchlich nicht geordnet: es gibt keine approbiertes Ritual, keine vorgeschriebenen Formeln oder Formen. Das heißt nicht: dass beides verboten oder unkirchlich wäre, sondern das heißt: dass die Kirche sich ihrem inneren Prinzip, nämlich dem Heiligen Geist und seiner Führung und seinem Wirken unterordnet und anvertraut und ihren Gliedern im Volke Gottes im Rahmen der Kirche und unter den Hirten große Handlungsfreiheit und Kreativität lässt Der „Befreiungsdienst“ ist Teil des kirchlichen Heilungsdienstes und als solcher ein umfassendes pastorales Handeln und enthält mehrere Elemente, unter anderem auch das „Gebet um Befreiung“:

- eröffnendes Gebet

- Interview mit dem Klienten, der Person, die um Hilfe bittet

- geistliche Unterscheidung: krankhaft - geistliche

- Evangelisierung

- Katechetisierung

- eventuell den / dem anderen vergeben

- Gebet um Befreiung

- gebietendes Wort

- eventuell Gebet um Heilung

- Gebet um Erfüllung mit dem Heiligen Geist

- abschließende Hinweise: Freiheit bewahren, in den Tugenden wachsen, ein geordnetes sakramentales Leben führen, ein normales Gebetsleben führen, die Berufs- und Standespflichten erfüllen, immer - sofort - und allen - und alles - mit dem Willen und mit dem Herzen vergeben - siehe Matthäus 18,35

- abschließendes Gebet




"Gebet um Befreiung" und "Exorzismus": eine Konfrontation

 

„Gebet um Befreiung“ und „Exorzismus“: eine Konfrontation

Die Konfrontation zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

Gebet um Befreiung

Exorzismus

·         Teil des kirchlichen Heilungsdienstes

·         Teil des kirchlichen Heilungsdienstes

·         Kirchlich nicht geordnet

·         Kirchlich geordnet

·         Es gibt kein Formular

·         Das Rituale

·         Jeder darf beten

·         Nur der Bischof und die von ihm autorisierten Priester

·         Ist immer und nur Gebet

·         Das Formular enthält die zwei Elemente:

- liturgisches Gebet und Psalmen,

- imperative Formeln gerichtet an den Dämon

Das Gebet um Befreiung: eine Definition

Das Gebet um Befreiung: eine Definition

·    Ist Teil des kirchlichen Heilungsdienstes

·         Ist ein Gebet

·   Richtet sich an eine der drei göttlichen Personen oder an die Gottesmutter oder an den heiligen Erzengel Michael oder an einen anderen Heiligen

·         Ist eine an diese Person gerichtete Bitte, etwas zu tun

·         Ist liturgisch nicht geordnet, d.h.: es gibt kein liturgisches Formular für das Gebet

·         Ist jedem möglich 

Donnerstag, 24. August 2023

Seele Christi, heil'ge mich - erweitert

 

Seele Christi, heilige mich!

Leib Christi, rette mich!

Blut Christi, tränke mich!

Wasser der Seite Christi, wasche mich!

Leiden Christi, stärke mich!

O guter Jesus, erhöre mich!

Verbirg in deinen Wunden mich!

Von dir lass nimmer scheiden mich!

Vor dem bösen Feind beschütze mich!

Lieber Jesus, verlass mich nicht,

wenn mir das Aug‘ im Tode bricht

und meine Zunge nicht mehr spricht.

In meiner Todesstunde rufe mich!

Wenn ich dann steh‘ vor dein Gericht

Und wenn du mir das Urteil sprichst,

dann führe mich ins ew’ge Licht.

Zu dir zu kommen, heiße mich,

mit deinen Heiligen zu loben dich

in deinem Reiche ewiglich! Amen.

Montag, 21. August 2023

Maria Königin

Sicher haben Sie schon lange bemerkt: Genau acht Tage nach dem Hochfest ihrer Aufnahme mit Leib und Seele in den Himmel, feiern wir das Fest Maria Königin. Als auch ich (endlich) diese zeitliche Abfolge realisierte, fand ich dieses Konzept der chronologischen Sequenz genial. 

Die Antiphon zum Invitatorium heute lautet: "Christus, der König, gab seiner Mutter die Krone der Herrlichkeit; kommt, wir beten ihn an!"

Schön: Maria empfängt alles von dem, den sie in ihrem Schoß getragen hat: ihre wunderbare Aufnahme in den Himmel und als Konsequenz und als Überhöhung und Übersteigerung dann auch noch ihre Krönung als Königin.

Die Lauretanische Litanei entfaltet ihr Königtum: (zunächst ihr Königtum in der Heilsgeschichte und der Stände in der Alten Kirche:) Königin der Engel, der Patriarchen, der Propheten, der Apostel, der Märtyrer, der Bekenner, der Jungfrauen, aller Heiligen, (dann die Dogmen:) Königin, ohne Erbschuld empfangen, Königin, aufgenommen in den Himmel, (in einer Andachtsform und in zwei aktuellen Situationen:) Königin vom heiligen Rosenkranz, Königin der Familien und des Friedens. Ein Bild im Stil der Beuroner Kunst zeigt Maria als "Königin der Mönche": REGINA MONACHORUM.

Die Bitte im Tagesgebet lautet: "Lass auch uns im himmlischen Reich an der Herrlichkeit deiner Kinder teilhaben." 

Was ist das für eine Herrlichkeit? Es ist die Königsherrlichkeit Jesu, an der wir jetzt schon teilhaben, sakramental seit unserer Taufe. Als äußeres Zeichen der neuen Wirklichkeit, die wir durch die Taufe empfangen haben, wurden wir mit dem heiligen Chrisam gesalbt: Wir gehören "für immer Christus an, der gesalbt ist zum Priester, König und Propheten in Ewigkeit" (aus dem Ritus der Taufe).

Sonntag, 6. August 2023

Predigt zum Fest Verklärung des Herrn (6.8.2024)

 

Fest der Verklärung des Herrn

Sonntag, 6. August 2023

Kirche der Erzabtei St. Ottilien

 

„Verklärung des Herrn“ – lateinisch transfiguratio.

Säkulare Umwelt hilft uns, die schönen Begriffe aus dem Kirchenlatein zu verstehen. Immer häufiger hören und wir vom Trans-Genderismus, von transsexuellen Menschen. Aber auch: Trans-port, Trans-formation, Trans-Aktion… machen verständlich, worum es geht.

Es geht immer um eine Bewegung von einem Punkt A zu einem Punkt B. Genau das ist gemeint bei der Transfiguration des Herrn.

Die Bewegung von Figur A (seine äußerliche, körperliche Erscheinung, dieser Mann aus Nazareth) zur Figur B (sein Zustand als der auferstandene, verklärte, zur Rechten des Vaters erhöhte Herr, der auf den Wolken des Himmels kommen und richten wird die Lebenden und die Toten, der am Ende der Zeiten die Schöpfung vollenden wird).

Die biblischen Lesungen von heute wollen uns dieses Geheimnis näher bringen.

In der ersten Lesung aus dem Buch Daniel treten zwei Personen auf.

Da ist die Rede von einem Hochbetagten in weißem Gewand, er nimmt Platz auf einem Thron aus Feuerflammen

Und da ist die Rede von einem „wie ein Menschensohn“.

Wir gehen wohl nicht fern, wenn wir in dem Hochbetagten die erste göttliche Person der Dreifaltigkeit erkennen, und in dem Menschensohn die zweite göttliche Person, das Wort, das Fleisch angenommen hat. Jesus hat sich selber als Menschensohn bezeichnet.

Dann geschieht etwas: Der Hochbetagte gibt dem Menschensohn Herrschaft, Würde und Königtum.

Woher nimmt der Hochbetagte das?

Im Buch Daniel war zuvor die Rede von vier heidnischen Großreichen: Babylon, Meder, Perser, Alexander der Große. Die vier Reiche symbolisieren die ganze Weltgeschichte von Anfang bis zur Vollendung der Zeiten. Es waren gottlose Reiche, sie sind untergegangen. Ihre Zeichen (Herrschaft, Würde, Macht) werden nun dem Gekreuzigten und Auferstandenen übergeben. Er ist der neue und end-gültige Herrscher, der seine Macht niemals missbraucht. Unter seiner Herrschaft sind wir sicher. Das ist eine gute Nachricht.

Hier haben wir einen Transfer, der in der Geschichte beginnt und in die Ewigkeit hineinreicht und in einer Vision des Daniel vorausgenommen und dargestellt wird.

Was Daniel visionär geschaut hat, das ist an Jesus geschehen und das bezeugen die Evangelien.

Der himmlische Vater hat das Geheimnis seines Sohnes und dessen messianische Berufung und Sendung geoffenbart.

Das war auch notwendig. Denn unmittelbar zuvor hatte Jesus seinen Jüngern seine messianische Berufung und Sendung erklärt: „Von da an begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären, er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen“ (Mt 16,21).

Jesus ist nicht nur der Menschensohn, er ist auch der Gottesknecht aus dem Buch Jesaja. Was sich im Leiden und Sterben des unbekannten Gottesknechtes aus dem Buch Jesaja ereignet hat, ist eigentlich unfassbar. Den vollen Sinn dieses prophetischen Liedes können wir erst verstehen, seitdem sich in Christus alles erfüllt hat. Er ist der Mann der Schmerzen, er hat die Schuld von allen auf sich genommen und gesühnt. Die Kirche hat dieses Lied vom Gottesknecht auf Jesus interpretiert. In der Liturgie des Karfreitags wird das Lied vom Gottesknecht als Lesung vorgetragen.

Als Teil des eucharistischen Hochgebetes werden wir gleich die Präfation hören: „Denn er enthüllte auf dem Berg der Verklärung seine verborgene Herrlichkeit. Er ließ vor auserwählten Zeugen seinen sterblichen Leib im Lichtglanz erstrahlen.“ Das ist Transfiguration.

Und warum tat er das? „Er gab den Jüngern die Kraft, das Ärgernis des Kreuzes zu tragen.“

Und wo bleiben wir? Bekommen wir auch etwas? Ja!

Denn es geht weiter: „So schenkte er der ganzen Kirche die Hoffnung, vereint mit ihrem Haupt die ewige Vollendung zu empfangen.“

Er schenkt uns Hoffnung. Wir hatten gebetet (Tagesgebet): „Du hast uns gezeigt, was wir erhoffen dürfen, wenn unsere Annahme an Kindes Statt sich einmal vollendet.“ Das ist wieder eine gute Nachricht.

Das Mt-Evangelium zeigt Jesus: er ist begleitet von Mose und Elija, sie repräsentieren das Gesetz und die Propheten.

Der himmlische Vater identifiziert die Szene. Er sagt an, was Sache ist: „Dieser ist mein geliebter Sohn“.

Und der himmlische Vater sagt an, was wir zu tun haben: „Auf ihn sollt ihr hören!“ auf keinen anderen. Das ist keine Einladung, kein Rat; sondern eigentlich ein Befehl. Und wir brauchen Unterstützung, um hören und gehorchen zu können. Darum auch die Bitte im Tagesgebet: „Hilf uns, auf das Wort deines Sohnes zu hören, damit wir Anteil erhalten an seiner Herrlichkeit.“

Die drei Apostel erholen sich von ihrem Schrecken. Sie sehen sie nur noch Jesus allein. Er hat das Gesetz des Alten Bundes erfüllt und überboten mit dem neuen Gesetz der Bergpredigt. Und er ist die Erfüllung aller Propheten des Alten Bundes. Er lädt die Mühseligen und Beladenen ein, zu ihm zu kommen.

„Verklärung des Herrn“ – das ist kein esoterisches Konzept. Sondern bezeugte und verbürgte historische Realität und persönliche Erfahrung. Der heilige Petrus war einer der drei Augen- und Ohrenzeugen, er schreibt: „Wir sind nicht irgendwelchen klug ausgedachten Geschichten gefolgt. Diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren.“

Auch für uns gibt es einen Prozess der Transfiguration – in der Kraft des Heiligen Geistes. Im Gabengebet werden wir den Vater – für die Gabe und für uns um das verwandelnde „Licht seiner Herrlichkeit“ bitten, welches in seinem Sohn aufgestrahlt ist. „Es vertreibe das Dunkel der Sünde und mache uns zu Kindern des Lichtes.  Unsere Transfiguration.

Im Schlussgebet werden wir bitten: „Laß uns durch den Empfang der himmlischen Speise seinem verherrlichten Leib gleichgestaltet werden“. Das ist unsere Hoffnung, von Christus erwirkt und uns geschenkt.

Mittwoch, 21. Juni 2023

Predigt zum 11. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A

 

11. Sonntag im Jahreskreis – LJ A ( 18. Juni 2023)

Chiesa di Sant’Anselmo, Rom

Pater Willibrord Driever OSB

 

Erste Lesung

Da ist die Rede von Israel als einem heiligen Volk mit einer Mission für alle Völker der Erde

Nicht nur Israel, Alle Menschen sind Geschöpfe Gottes und Objekte seiner Liebe.

Aber Gott hat uns, die wir getauft sind, aus der Menge der Milliarden von Nicht-Getauften herausgerufen.

Wir sind auch Geschöpfe Gottes, aber als Getaufte sind wir Kinder Gottes, und wir sind eine Minderheit in der gesamten Menschheit: aktuell und in der Geschichte.

In der Taufe hat Gott mit uns einen Bund geschlossen.

Durch das Blut Jesu und durch die Kraft des Heiligen Geistes hat Gott uns geheiligt.

Der Herr macht ein Angebot und eine Verheißung für unsere Zukunft:

Zwei Bedingungen: wenn ihr auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet.

Diese zwei Bedingungen haben eine Voraussetzung: nämlich die Entscheidung, das überhaupt zu wollen. Also die Frage: Wollen wir das überhaupt?

Das scheint mir das Problem zu sein:

Glaube und Nachfolge Jesu: ja, aber mit halbem Herzen. 

Jesus lieben: ja, aber ein bisschen sündigen.

Auf die Stimme Gottes hören: ja, aber nicht tun, was wir hören.

Den Tauf-Bund halten: ja, aber zu unseren Bedingungen.

Unsere Nachfolge Jesu ist eine Autofahrt mit angezogener Handbremse.

Das Ergebnis: so sind wir ein Reich von Priestern: ja, aber nicht priesterliche.

Ein heiliges Volk: ja, aber mit korrumpierter und vergifteter Heiligkeit.

 

Zweite Lesung

Dabei hat Gott doch schon alles für uns getan.

Und wir haben alles, was wir brauchen.

Christus ist für uns gestorben, als wir noch schwach und gottlos  und Gottes Feinde waren (vor der Taufe).

d.h. Christus ist für uns gestorben, um uns vom Fluch der Erbschuld zu befreien.

Wir sind gerecht gemacht, wir sind versöhnt und haben die Versöhnung empfangen.

 

Evangelium

Ok, dann machen wir es uns gemütlich, lehnen uns zurück in christlich-katholischer Behaglichkeit. Bitten wir den Herrn der Ernte, er möge die anderen Arbeiter in seine Ernte senden.

Ich bin mir nicht sicher, ob Jesus das so gemeint hat.

Könnte der Rat Jesu nicht auch so gemeint sein: dass wir Jesus bitten sollen, er möge uns zu geeigneteren Arbeitern machen, die er dann aussenden kann in seine Ernte?

Und dabei geht es noch nicht darum, etwas zu tun.

Sondern es geht darum, etwas zu werden und zu sein.

Was? Ein geeigneter Arbeiter!

Wer und wie ist ein geeigneter Arbeiter?

Ein Arbeiter nach dem Vorbild Jesu.

Jesus war der geeignetste Arbeiter.

Und wie war er?

Im heutigen Evangelium haben wir gehört: Als Jesus die Menge sah, hatte er Mitleid mit ihnen, denn sie müde und erschöpft, wie Schafe, die keinen Hirten haben.

An drei weiteren Stellen im Matthäus-Evangelium wird das von Jesus gesagt:

Als er aus dem Boot stieg und die große Menge sah, hatte er Mitleid mit ihnen und heilte die Kranken (14,14)

Ich habe Mitleid mit der Menge. Seit drei Tagen sind sie bei mir und haben nichts zu essen (15,32)

Jesus hatte Mitleid mit den zwei Blinden, er berührte ihre Augen, und sofort konnten sie wieder sehen (20,34).

Jesus hat gesagt: Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen (Mt 11,29).

In der Litanei vom Herzen Jesu beten wir: „Herz Jesu, langmütig und barmherzig“

Jesus, sanftmütig und demütig von Herzen, bilde unsere Herzen.

Schließen wir mit einer Bitte aus dem heutigen Tagesgebet: Gott, du unsere Hoffnung und unsere Kraft, ohne dich vermögen wir nichts. Steh uns mit deiner Gnade bei, damit wir denken, reden und tun, was dir gefällt.

Samstag, 20. Mai 2023

Himmel - Hölle - logisch

Schwere Frage - leichte Antwort.

Wer kommt in den Himmel? - Jeder und nur, wer das will.

Wer kommt in die Hölle? - Jeder und nur, wer das will.

Welche Logik steckt dahinter? - Ein philosophisches Axiom, das lautet: "Wer das Ziel will, der will auch die Mittel".

Damit ist gemeint:

Wer wirklich und ernsthaft ein Ziel anstrebt und dieses auch erreichen will, der wendet zur Erreichung dieses Zieles auch alles hilfreichen Mittel an (und vermeidet und unterlässt alles, was ihn an der Erreichung des Zieles hindert - so könnte man ergänzen).

Diese schlichte und beeindruckende Wahrheit habe ich nicht in meinem Theologiestudium in Münster gehört (1978-1983), sondern in meinem Noviziats-Unterricht in St. Ottilien.

Aber das ist doch alles Unsinn!

Ist denn die Annahme des Gegenteils sinnvoller? Ist es denn sinnvoller zu meinen, dass der/die in den Himmel kommt, der/die das nicht will, und dass der/die in die Hölle kommt, der/die das nicht will? (Entschuldigung wegen dieser Umständlichkeit, aber ist heute so...)


wo ist mein Platz?

Im Himmel.

Woher weißt du das?
Aus dem Wort Gottes.

... und was sagt das Wort Gottes?
Das Wort Gottes sagt die eine Wahrheit auf verschiedene Weisen.

Was denn nun?
1. Der Vater im Himmel hat mir zusammen mit Christus einen Platz im Himmel geben (Epheser 2,6).
Das nennt man: realisierte Es-chatologie.
Auf Neudeutsch: Apocalypse now.

2. Und dieser Christus hat gesagt: Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin (Johannes 14,3).

Cool, aber ... und wenn das alles nicht wahr sein sollte?
Dann habe ich nichts verloren. Denn dann gibt es nicht einmal ein Bewusstsein davon, ich ich das einmal geglaubt habe. - Darf ich dich auch mal was fragen?

Ja, bitte.
Und wo ist dein Platz?

unsere Berufung

 Schenke uns das feste Vertrauen, dass auch wir zu der Herrlichkeit berufen sind, in die Christus uns vorausgegangen ist (Oration Christi Himmelfahrt)

Montag, 20. März 2023

Gehorsam der deutschen Bischöfe

 Im Kontext der Pandemie waren die deutschen Bischöfe sehr gehorsam gegenüber der Bundesregierung; diesen Gehorsam erkenne ich nicht in ihrem Verhalten gegenüber der Glaubenskongregation.

Dienstag, 14. März 2023

Gedanken zum 25. März und 25. Dezember

Wann ist das Fest der Menschwerdung Gottes? Am 25. Dezember? 

Nein! Sondern am 25. März. Die Kirche in ihrer Liturgie nimmt die biologischen Gesetze ernst.

Das Wort Gottes, Christus, die zweite Person der Trinität, hat Fleisch angenommen und ist Mensch geworden aus Maria der Jungfrau durch den Heiligen Geist an dem Tag, den wir als den 25. März in unserem liturgischen Kalender eingetragen haben.

Der Unterschied wird sehr deutlich in der Grotte in der Basilika der Verkündigung in Nazareth, dort heißt es auf dem Stern: HIC VERBUM CARO FACTUM EST

Auf dem Stern in der Geburtsgrotte in Betlehem heißt es: HIC CHRISTUS NATUS EST

Was ist Menschwerdung für uns? Das, was Gott für uns will!

Wie geht Menschwerdung für uns? Vielleicht in zwei Richtungen.

Vielleicht erst so: überwinden, verlassen, herauswachsen aus... unseren Vorurteilen, Konzepten, Strategien, Selbstfestlegungen, Selbstverfluchungen, Verletzungen, Schemata, Rückzug, Selbstmitleid, Arroganz, Depression, Aggression, Selbsttröstungen, Verdrängungen, Beschwichtigungen, Relativierungen, Verklärungen, Glorifizierungen, Lügen, Verkrustungen aufbrechen, Aufbrüche...

Vielleicht dann so: in den Plan Gottes für mein Leben, hinein in die Freiheit, Wagnis der Freiheit: Was wird aus mir? Was kommt? Ja zum Leben, Berufung entdecken, ergreifen, leben...

Samstag, 4. März 2023

Gedanken zum Tagesgebet - Zweiter Sonntag der Fastenzeit

"Reinige die Augen unseres Geistes, damit wir fähig werden, deine Herrlichkeit zu erkennen."

Es gibt also eine geistliche Seh-Fähigkeit, einen geistlichen Gesichts-Sinn.

Diese geistliche Fähigkeit kann behindert sein.

Wodurch?

Durch all das, womit wir diese Fähigkeit behindert haben: unser Verhalten aufgrund von Verletzungen: negative Erfahrungen, Erinnerungen und Erwartungen; Vorurteile, Festlegungen...

So braucht es eine Reinigung.

Wie geschieht diese Reinigungen?

Wir müssen das erst mal erkennen, eine solche Reinigung nötig zu haben, dann müssen wir bereit sein, gereinigt zu werden, uns reinigen zu lassen. Wir müssen also Gott unsere Erlaubnis geben, uns zu reinigen. Das haben wir noch nicht getan, wenn wir um Reinigung bitten, wie in diesem Tagesgebet. Dazu braucht es schon mehr.

Denn der Herr ist gerecht, er liebt gerechte Taten; wer rechtschaffen ist, darf sein Angesicht schauen (Ps 11,7).

Strebt voll Eifer nach Frieden mit allen und nach der Heiligung, ohne die keiner den Herrn sehen wird (Hebr 12,14).

Und wozu das alles?

"Damit wir fähig werden, deine Herrlichkeit zu erkennen."

Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen (Mt 5,8).

Wann? 

Schon hier auf Erden, anfanghaft und bruchstückhaft, und dann in der anderen Welt, aber um da in die volle Herrlichkeit eintauchen zu können, da braucht es dann wohl noch einen Durchgang durch den Prozess der Reinigung im Fegefeuer.


Samstag, 28. Januar 2023

Gedanken zum Tagesgebet des 4. Sonntages im Jahreskreis

 Herr, unser Gott,

du hast uns geschaffen, damit wir dich preisen.

Gib, dass wir dich mit ungeteiltem Herzen anbeten

und die Menschen so lieben, wie du sie liebst.

  • Die Prädikation nennt den Grund unserer Existenz, unseres Daseins. Wer nicht weiss, warum er existiert, findet hier eine Antwort: Du bist überhaupt nur da, damit du deinen Schöpfer den Lobpreis darbringst.
  • Die erste Bitte: Gib, dass wir dich mit UNGETEILTEM Herzen anbeten. Hier könnte so manches gesagt werden: die Anbetung als die - so möchte ich es formulieren - Höchstform des Gebetes im Sinne der Selbstlosigkeit. Denn die meisten Gebete sind Bittgebete für die anderen und für uns, also eigentlich selbstbezogen, wenn nicht: dann sogar egoistisch. Im Lobpreis geht es nicht mehr um uns, wir  sehen von uns ab; aber der Lobpreis kann immer noch um der erlangten Güter willen erfolgen. Aber nicht mehr so in der Anbetung: da geht es nur und total um Gott und um sein Gottsein. Und WIE soll Anbetung geschehen? Gute Frage, hier eine gute Antwort: Mit UNGETEILTEM Herzen. Offensichtlich ist das so schwer, dass wir es ich aus eigener Kraft tun können, darum ja auch die Bitte um das (ungeteilte) ungeteilte, also das (positiv) geeinte Herz. Können wir etwas zum geeinten Herzen beitragen? Der effektivste Beitrag besteht in einer guten Gewissenserforschung. Dazu gibt es Hilfe, z. B. im GL Nr. 600 und 601. Die Gewissenserforschung hieß früher mal "Beichtspiegel", und das dürfte aktuell wohl der unbeliebteste Spiegel sein, in den man hineinschaut, weil man darin so viel Hässliches sieht. Und weil man selten oder nie in diesen Spiegel schaut, hat man dann auch ein geteiltes, krankhaftes Herz mit einem Herzfehler, mit dem man Gott eben nur teilweise lieben kann. So ist das.
  • Die zweite Bitte: Die Menschen so lieben, wie Gott sie liebt? Geht das denn? Dazu muss man wissen, WIE Gott liebt. und wie liebt er? Er liebt göttlich. und wie lieben wir? Wir lieben (nur) menschlich. Und was sollte der Unterschied sein? Der Unterschied wird rasch deutlich, wenn wir uns vergegenwärtigen, was es heißt, göttlich zu lieben. Denn das heißt: unbedingt, unbegrenzt lieben, ebenso wie ER selber ist. Gott sagt nicht: "Ich liebe dich dann, wenn du meine Gebote erfüllst." Er sagt auch nicht: "Weil du dies und das getan hast, darum liebe ich dich nicht mehr." So erkennen wir, wie wir lieben: bedingt, begrenzt. Wir machen es so wie Gott: wir lieben, wie wir sind: bedingte und begrenzte Wesen. Frage: Können wir je anders lieben als in menschlicher Weise? Können wir jemals so lieben wie Gott liebt, in göttlicher Weise? Ich kann diese Frage nicht bejahen. Trotzdem betet die Kirche heute in den deutschsprachigen Ländern in dieser Weise. Wie ist das möglich? Das ist deswegen so möglich, weil die lateinische Vorlage aus dem Missale Romanum in dieser Weise ins Deutsche übersetzt worden ist.
  • Lateinisch: Concede nobis, Domine Deus noster ut te tota mente veneremur, et omnes homines rationabili diligamus affectu.
  • Italienisch: Dio grande e misericordioso, concedi a noi tuoi fedeli di adorarti con tutta l'anima e di amare i nostri fratelli nella carità del Cristo. - ... dich anzubeten aus ganzem Herzen und unsere Brüder mit der Liebe zu lieben (amare), mit der Christus uns liebt (caritas). Das ist ja nun auch nicht einfacher. Aber immerhin, denn die Liebe Gottes (caritas Dei, die agape) ist eingegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist (Römer 5,5).
  • Englisch: Grant us, Lord our God, that we may honor you with all our mind, and love everyone in truth of heart. - Das geht schon eher, aber eben auch nur, wenn man den Zugang zur Wahrheit seines Herzens hat.
  • es geht um "rationabili diligamus affectu". Aus der christlichen Anthropologie wissen wir um die Affekte. Diese sollen die Herrschaft der Vernunft geordnet werden, dann sind es geordnete Affekte. Wenn die Affekte sich der Herrschaft der Vernunft entziehen, dann werden sie zu ungeordneten Affekten. Das kann auch mit der Liebe geschehen: Liebe kann geordnet und ungeordnet sein. Wir lieben geordnet (in rechter Weise), wenn wir Gott über alles lieben. Wir lieben in ungeordneter Weise, wenn wir die Geschöpfe mehr als Gott lieben. Um diesen Aspekt dürfte es bei der Oration gehen. Wenn das alles stimmen sollte, dann würde ich folgenden Vorschlag machen: 
  • Gib, dass wir dich mit ungeteiltem Herzen anbeten und die Menschen in rechter (geordneter) Weise lieben.

Donnerstag, 26. Januar 2023

Dazu meine Gedanken

 

https://katholisch.de/artikel/42639-eremitin-ich-moechte-die-eucharistie-feiern-koennen

Meine Gedanken nach der Lektüre des Interviews

von Pater Dr. Willibrord Driever OSB, St. Ottilien - Rom

1.      Ich erinnere mich an den hilfreichen Unterricht in meinem Noviziat. Dort hörte ich von den zwei Dimensionen der Berufung: die innere Berufung, der von Gott ausgehende Ruf wird innerlich vernommen und zeigt sich in der rechten Neigung, angemessenen Motivation; die äußere Berufung zeigt sich in der umfassenden Eignung der Person und in der Annahme, Bestätigung durch die Kirche.

2.      Im Noviziats-Unterricht hörte ich auch: Wenn Gott ruft, dann ruft er auch in konkrete Möglichkeiten der Realisierung seines Rufes; andernfalls ist der Ruf falsch verstanden! Wow. Das heißt negativ: Gott beruft nicht in die Unmöglichkeit; dann widerspräche er sich. Das alles ist nachzulesen bei Raymond Hostie.

3.      Ich bin auch der Meinung, dass viele Frauen gute Priesterinnen wären („das Zeug dazu haben“), so wie die Priester das psychische, emotionale, charakterliche Potential haben sollten (umfassende Reife), potentiell gute Gatten und Väter zu sein.

4.      Wenn mich unwissende Leute als „Herr Pfarrer“ anreden, dann war es mir noch nie in den Sinn gekommen, darüber nachzudenken, meine monastische Berufung aufzugeben und Pfarrer zu werden.

5.      Ist es für Frauen anstrengender, berufen zu sein als für Männer? Da sehe ich keinen geschlechtsspezifischen Unterschied. Es dürfte für Frauen wie für Männer gleicherweise anstrengend sein, wenn sie sich auf eine „Berufung“ fixieren, die sich unter den gegebenen Umstanden (sic rebus circumstantibus) nicht realisieren lässt.

6.      Ich frage mich, wie diese im Interview vorgetragenen Überlegungen und andere Überlegungen dieser Art in den orthodoxen Kirchen wahrgenommen werden, die übrigens eine größere Sensibilität für das eremitische und koinobitische Mönchtum bewahrt haben. Und wir: verschwenden wir bei diesen Überlegungen überhaupt einen Gedanken an die Ökumene mit den sakramentalen orthodoxen Kirchen, mit denen uns Lateiner mehr verbindet als mit den protestantischen kirchlichen Gemeinschaften?

7.      Wieviel Segen würde für die Kirche und die Welt freigesetzt, wenn alle Getauften nur und ganz ihre ihnen von Gott geschenkte Berufung erkennen, annehmen und leben würden! Frei nach Ignatius von Loyola: Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus ihnen machen würde, wenn sie sich nur ihm ganz überließen.

Eremitin Ich möchte gerne die Eucharistie feiern können

 Mit 25 Jahren ist Schwester Monika Amlinger Benediktinerin geworden. Schon damals verspürte sie den Wunsch, Priesterin sein. Doch das verdrängte sie erst. Heute hat sie die Gewissheit, dass Gott ihre Berufung will. Im Interview spricht die 41-Jährige promovierte Theologin über ihre Sehnsucht, geweiht zu werden und und warum es für sie anstrengend ist, sich berufen zu fühlen.


Frage: Schwester Monika, wozu fühlen Sie sich genau berufen?

Schwester Monika: Ich sehne mich sehr danach, in der katholischen Kirche Priesterin sein zu können. Ich habe einige Jahre in Gemeinden gearbeitet und bin im Moment Krankenhausseelsorgerin. Mein Beruf erfüllt mich, ich bin gern für die Menschen da. Aber ich sehne mich nach mehr. Ich möchte auch Eucharistie feiern können. Das wäre ein Herzenswunsch. Für mich öffnet sich in der Eucharistiefeier immer ein Stück weit der Himmel. Die Bitte, dass der Heilige Geist auf die Gaben herabkomme und sie verwandle, damit Jesus unter uns gegenwärtig sei, finde ich sehr berührend. Ich möchte das Hochgebet sprechen, insbesondere auch die Einsetzungsworte. Ich bin gern Seelsorgerin, aber ich will den Menschen die Nähe Gottes gern auch in den Sakramenten vermitteln können. Im Krankenhaus wäre mir da natürlich auch die Krankensalbung wichtig.

Frage: Seit wann verspüren Sie diese Berufung?

Schwester Monika: Während meines Theologiestudiums in München bin ich ins Kloster eingetreten und Benediktinerin geworden. Damals war ich 25 Jahre alt. Im Kloster war ich Sakristanin. Ich hatte während der Gottesdienste Aufgaben, die denen einer Ministrantin ähnlich waren. So brachte ich zum Beispiel die Hostien während der Messe zum Altar. Damals ist meine Liebe zur Eucharistie gewachsen. In dieser Zeit habe ich den Ruf Gottes verspürt, Priesterin zu sein. Aber ich habe diesen Wunsch zunächst weggeschoben und verdrängt.

Bild: ©privat

Schwester Monika Amlinger lebt als Eremitin in einer Dachgeschosswohnung in Osnabrück. Dort hat sie sich einen Gebetsraum eingerichtet, in dem sie täglich viel Zeit in Gebet und Stille verbringt.

Frage: Gab es einen Moment, wo Ihnen Ihre Berufung zur Priesterin klar wurde?

Schwester Monika: Ich war während meiner Zeit im Kloster auf einem Pilgerweg zu Fuß unterwegs. Mit einer Frau habe ich mich lange unterhalten. Sie war Theologin und erzählte mir, sie fühle sich schon lange zur Priesterin berufen. Das hatte ich noch nie von einer Frau so gehört. Damals habe ich das erste Mal ganz spontan gesagt, dass mich auch zur Priesterin berufen fühle. Ich war selbst von meinen Worten überrascht. Es war wie ein Geistesblitz, eine innere Klarheit. In der Zeit danach habe ich viel gebetet und mit Gott auch gerungen. Ich habe gefragt: "Gott, was bedeutet das? Warum gibst du mir eine solche Berufung ins Herz, eine tiefe Sehnsucht, wenn Frauen in deiner Kirche gar nicht Priesterinnen sein können? Was soll ich tun?"

Frage: Haben Sie eine Antwort bekommen?

Schwester Monika: Zunächst wusste ich über längere Zeit nicht, was ich nun tun soll. Bei den Menschen, mit denen ich darüber gesprochen habe, bin ich vor allem auf Hilflosigkeit und Schweigen gestoßen. Mittlerweile bin ich mit anderen berufenen Frauen verbunden und spüre, dass Gott mit mir und mit uns etwas vorhat. Außerdem gibt mir das Gebet viel Kraft und Freude. In meiner Wohnung habe ich einen kleinen Gebetsraum eingerichtet. Hier verbringe ich viel Zeit in der Stille. Ich spüre, dass Gott mich führt. Auch die Gespräche mit meinem geistlichen Begleiter, einem Jesuiten, helfen mir, die nächsten Schritte zu finden.

Frage: Wie prüft man, ob eine geistliche Berufung echt ist?

Schwester Monika: Letztlich wird man es schwer endgültig beweisen können, ob jemand berufen ist – Mann oder Frau. Aber es gibt doch bewährte Wege der Prüfung: persönlich für sich im Gebet und in geistlicher Begleitung, aber auch in der Außenwahrnehmung der Menschen, mit denen man lebt und für die man da ist. Eine Berufung spürt man innerlich deutlich. Immer wieder wurde mir von anderen Menschen zugesagt, dass ich eine gute Seelsorgerin sei. Manche sprechen mich auch als "Frau Pfarrerin" an oder sagen mir, dass ich eine gute Priesterin wäre. Ich denke mir, wenn die Rückmeldungen von außen mit dem, was man im Inneren verspürt, zusammen gehen, kann man mit einer guten Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass eine Berufung echt und von Gott gewollt ist. Letztlich sind es dann die Amtsträger in der Kirche, insbesondere die Bischöfe, die eine Berufung aufgrund der genannten Erfahrungen anerkennen. Das ist bei uns Frauen bisher nicht der Fall. Ich finde es manchmal sehr anstrengend, berufen zu sein.

Frage: Warum?

Schwester Monika: Es ist ein tiefer Schmerz für mich, zu wissen, dass ich meine Berufung zur Priesterin nicht im vollen Sinne leben darf. Ich werde von den verantwortlichen Männern in der Kirche von diesem Amt ausgeschlossen.

Bild: ©Hannah Audebert / Netzwerk Berufener Frauen

Das "Netzwerk Berufener Frauen*" bei einem Treffen in Stuttgart. Schwester Monika Amlinger (vorne 2.v.re.) ist Teil des vierköpfigen Koordinationsteams.

Frage: Sie haben Ihre Berufungsgeschichte in dem Buch von Schwester Philippa "Weil Gott es so will" aufgeschrieben…

Schwester Monika: Ja, 150 Frauen und auch einzelne nichtbinäre Personen aus Deutschland, der Schweiz und aus Österreich schreiben in diesem Buch über ihre Berufung. Sie wollen gern Diakonin oder Priesterin sein und viele würden sich gern weihen lassen. Auch wenn sie natürlich unter vielem leiden, was sich in der katholischen Kirche im Moment an systemischen und menschlichen Problemen massiv zeigt. Wir Autorinnen haben uns schon oft online und einmal in Präsenz getroffen und sind mittlerweile gut vernetzt. Es war befreiend zu hören, dass auch andere Frauen diese Berufung von Gott verspüren. Viele haben sich jahrelang geschämt, den Wunsch danach überhaupt zu denken oder auszusprechen. Sie dachten, sie bilden sich das alles nur ein oder sie seien allein damit. Es gibt kaum weibliche Vorbilder für uns Frauen, die uns auf unserem Weg bestärken oder ermutigen könnten. Manche von uns, die sich geäußert haben, wurden belächelt, ihnen wurden Hindernisse in den Weg gelegt oder sie wurden unter Druck gesetzt zu schweigen. Wir aus der "Vernetzung berufener Frauen*" wollen nicht mehr schweigen. Wir wollen mit anderen Frauen, Männern, Nichtbinären, mit Diakonen, Priestern, Bischöfen und vielleicht auch eines Tages mit dem dem Papst, über unsere Berufung und unsere Erfahrungen sprechen. Der Dialog wird elementar sein.

„Es gibt kaum weibliche Vorbilder für uns Frauen, die uns auf unserem Weg bestärken oder ermutigen könnten. Manche von uns, die sich geäußert haben, wurden belächelt, ihnen wurden Hindernisse in den Weg gelegt oder sie wurden unter Druck gesetzt zu schweigen. Wir aus der "Vernetzung berufener Frauen*" wollen nicht mehr schweigen.“

—  Zitat: Schwester Monika Amlinger, Klinikseelsorgerin

Frage: Papst Franziskus hat erst kürzlich sein Nein zur Priesterweihe für Frauen bekräftigt

Schwester Monika: Das finde ich persönlich rückständig und es schmerzt. Es gibt berufene Frauen auf der ganzen Welt und nicht nur in Deutschland, in der Schweiz oder in Österreich. Auf der Amazonas-Synode haben einige Bischöfe gesagt: "Warum verweigern wir Männer diesen Frauen, die schon so viel für unsere Gemeinden machen, indem sie die Leitung übernehmen, taufen, beerdigen und bei der Ehe assistieren, noch immer die sakramentale Weihe?" Da ging es um die Diakoninnenweihe und das wäre der erste wichtige Schritt. Solche Sätze machen mich hoffnungsfroh. Es macht mich auch froh, dass manche deutsche Bischöfe ein ernsthaftes Interesse an uns berufenen Frauen haben. Auf dem Synodalen Weg wurde der Grundtext zum Thema "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche" verabschiedet. Darin steht, dass es schon in früheren Zeiten Frauen gab, wie etwa Therese von Lisieux, die eine Berufung zur Priesterin in sich gespürt haben. Und dass weibliche Berufungen unbedingt auf dieselbe Weise geprüft werden sollten wie männliche. Es ist ein großer Schritt für die deutsche Kirche und für uns berufene Frauen, dass das in dem Text so drinsteht. Weil wir jetzt sagen können, wir Frauen haben viele Bischöfe hinter uns. Wichtig auch: Im weltweiten Synodalen Prozess wird deutlich, dass das Thema Frauenweihe in vielen Ländern virulent ist, nicht nur bei uns.

Frage: Was wünschen Sie sich für Ihre Berufung?

Schwester Monika: Ich würde gern geweiht werden, um den Menschen auch in den Sakramenten dienen und die Nähe Gottes vermitteln zu können. Ich weiß allerdings nicht, ob ich das noch erleben werde. Natürlich müsste sich das Priestertum nach dem heutigen Verständnis auch für die Frauen verändern, die nicht zölibatär leben wie ich, sondern eine Familie und Kinder haben oder die queer sind. Uns geht es auch um die Stärkung der diakonischen Dimension des Priestertums. Das heißt es geht um Wegbegleitung von Menschen, nicht nur um ein kurzfristiges sakramentales Handeln. Auf keinen Fall wollen wir einen Klerikalismus fortsetzen. Wir wollen die Sakramente feiern können, weil wir Frauen uns auch zu Priesterinnen berufen wissen. Weil wir spüren, dass Gott es so will!

Von Madeleine Spendier