Freitag, 21. September 2018

Predigt zum 24. Sonntag (16.9.2018)

Predigt zum 24. Sonntag (B)
Konventamt Zisterzienserinnen-Abtei Oberschönenfeld

Liebe Christen,
In der Ersten Lesung haben wir zweimal gehört: Gott wird mir helfen.
und zweimal: "Darum werde ich nicht in Schande enden", bzw. "Ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate."
Woher hat der Prophet Jesaja diese Sicherheit?
Er ist ein Mensch, der total auf Gott bezogen ist.
Er ist nicht einer, der sein Ohr für Gott geöffnet hätte.
Denn es heißt ja: "Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet" (Erste Lesung).
D. h.: Er hat sein Ohr öffnen LASSEN. 
Dieser Mensch hat Gott die Erlaubnis gegeben, in sein Leben einzugreifen und in seinem Leben wirksam zu werden und die Initiative zu ergreifen.

Aber das heißt nicht, dass es dann keine Probleme gäbe.
Ganz im Gegenteil: Schläge, Gewalt, Schmähungen und Speichel.
Wenn man Gott präsent hält und seinen Anspruch hoch hält - dann kommt Gegenwind; das mußte Jesaja erfahren und auch Jesus, dessen Geschick in dem Gottesknecht Jesaja vorgebildet ist. Und das erfahren auch wir heute. Und das um so mehr, je weniger das Umfeld christlich geprägt ist. Und der Gegenwind nimmt zu, je unchristlicher die Umwelt wird. Es fängt an mit Lächerlich-machen, oder Desinteresse, oder mit Zynismus, bis zur Ausgrenzung und Marginalisierung - zunächst der Werte des Evangeliums, dann ihre Vertreter und Zeugen. Je weiter die Umwelt von Gott entfernt ist, desto heftiger oder distanzierter oder kälter reagiert sie auf den Zeugen Gottes.

Gott hat seine Zeugen weder vor Problemen noch vor dem gewaltsamen Tod bewahrt. Und dennoch: "Gott, der Herr, wird mir helfen. Ich weis, dass ich nicht in Schande gerate." Aber die Hilfe sieht kaum so aus, wie wir es erwarten.

Zweite Lesung
Der Glaube ohne Werke ist tot. Und es gibt den Glauben aufgrund der Werke. 
Um welchen Glauben geht es denn?
Der Glaube ist zuerst das Geschenk Gottes an uns. In der Taufe hat Gott uns die Gnade des Glaubens geschenkt. Wir können überhaupt nur Glauben, weil Gott uns die Fähigkeit (Tauglichkeit, Tugend) des Glaubens geschenkt hat.
Aber dieses Geschenk muß angenommen, "ausgepackt" und gelebt werden. Er wird sich zeigen in einer entsprechenden Lebensführung, damit sind die so genannten "Werke" gemeint. Wir kennen die "Werke der Barmherzigkeit" aus dem Matthäus-Evangelium.
Das die zweite Art des Glaubens: der Glaube als unsere Antwort auf das Geschenk des Glaubens, der Glaube als unsere TAT.

Evangelium
1) Jesus fragt seine Jünger. Petrus gibt die 100 % richtige Antwort, er gebraucht die richtige FORMEL. Aber er MEINT etwas total Falsches. Er liegt 100 % daneben.

2) Jesus erklärt, was ER unter "Messias" versteht. Und das ist genau das Gegenteil von dem, was Petrus meint. Petrus gibt nicht. Er will es besser wissen als Jesus. Er wagt es, Jesus auf seine Seite zu ziehen. Und da wird Jesus radikal (er geht an die Wurzel des Übels): Weg von mir, SATAN.
Taufe Jesu, Jesus geht in die Wüster, fastet 40 Tage. In der Situation seiner größten Schwäche: Da tritt der Satan an ihn heran: "Wenn du Gottes Sohn bist, dann befiehlt, dass aus diesen Steinen Brot wird."
Und am Ende (bei der Vollendung) seines messianischen Dienstes tritt wiederum der Satan an ihn heran: "Wenn du Gottes Sohn bist, dann steige herab vom Kreuz!"
Und dazwischen die Versuchung Jesu durch Petrus. Petrus ist zum Sakrament Satans geworden.
Jesus bleibt seiner Berufung treu. Und Petrus muß das erst noch lernen.

3) Jesus zur Volksmenge: die Belehrung: "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Dann können wir eigentlich nicht erwarten, dass es uns anders ergehen sollte als es dem erging, dem wir nachfolgen oder von dem wir behaupten oder vorgeben, ihm nachzufolgen. Jesus hat uns keine gemütliche Christentümlichkeit versprochen, kein behagliches Wohlfühl-Christentum in Clubsesseln und bei Kaffe- oder Diskutier-runden, wo alles nett und gemütlich und stimmig und passen sein muß.

Predigt zum 23. Sonntag (9.9.2018)

Predigt zum 23. Sonntag
Konventamt, Zisterzienserinnen-Abtei Oberschönenfeld

Liebe Christen,
haben Sie gerade irgendeinen Konflikt, ein Problem
- mit der Gattin, mit dem Gatten,
- mit den Kindern, Enkeln,
- mit dem Chef, mit den Mitarbeitern
- mit einer Mitschwester, mit der Äbtissin?

Dann sagt dir der Prophet: Habt Mut! Fürchtet euch nicht!
Warum sollte ich Mut haben? Warum sollte ich mich nicht fürchten?
Der Prophet nennt die Begründung und gibt die Antwort:
Seht, HIER ist euer Gott!

In welcher Situation sagt er das?
im Exil oder im Nach-Exil.
Das bedeutet: Verlust der Heimat, der staatlichen und der religiösen Existenz, Chaos.
also keine angenehme Situation.
und genau DA ist unser Gott: in dieser chaotischen Realität.
Gott ist immer in der Realität.
Er ist niemals im Ideal, in der Illusion: da finden wir niemals Gott.
Gott finden wir nur in der Realität, und sei sie noch so chaotisch, dunkel, "abgefahren", aussichtslos.

Was kann ich tun? Vielleicht zwei Möglichkeiten:
a) Ich kann abwinken. "Ist schon recht"... das geht in den Nihilismus, Fatalismus, Depression, Glaubenslosigkeit
b) ich kann einen Glaubensakt setzen: Ja, Gott, ich glaube DIR, dass du IN meinem Chaos... bist - wo ich nicht mehr durchblicke. Ich glaube, dass du DA bist. Ich übergebe dir meine Situation, die ich nicht mehr händeln kann. Und ich erlaube dir, tätig zu werden. Schaffe du Ordnung, bringe Licht, bring Heilung, schaffe einen Ausweg, bring Befreiung, schaffe Veränderung, wirke Erneuerung, schenke mir eine neue Perspektive.
Ich verspreche dir: Ich werde meinen Teil dazu beitragen. Ich werde tun, was ich tun kann, und was ich deswegen auch tun muss. Aber wo ich nicht weiter kann, da - bitte - fang du an. Ich bitte dich darum und ich erlaube es dir, das in meinem Leben zu tun.
Und schenke mir in dieser Heiligen Messe die Gnade, beides unterscheiden zu können.

Islamkritik: "Warnen oder verharmlosen?"

Der Debattenbeitrag "Warnen oder verharmlosen?" von Felix Dirsch (Die Tagespost vom 6.9.2018) endet mit der Feststellung:
"Es ist längst Zeit für eine fundierte katholische Islamkritik!" 

Nach der Lektüre kamen mir einige Fragen:
- Wozu diese fundierte katholische Islamkritik?
- Wer sollte / könnte sie verfassen?
- An wen sollte sie gerichtet sein? Wer ist der Adressat oder wer sind die Adressaten?
- Was soll sie bewirken?
- Wird sie ernst genommen werden?
- Was soll sie (noch) bewirken (können)?  

Am 12. September haben wir den Gedenktag Mariä Namen gefeiert. "Papst Innozenz XI. führte das Fest 1683 in der ganzen abendländischen Kirche ein zum Dank für den Sieg über die Türken bei Wien" (Schott-Messbuch). " Dabei ging es nicht um territoriale Ausweitung der damaligen "Türkei", sondern um die aggressive Ausbreitung des Islam. Dieser Sieg steht im Kontext des tausendjährigen Abwehrkampfes "der christlichen Zivilisation gegen den islamischen Imperialismus..." (Robert Spaemann).
Offensichtlich hatte die damalige christliche Zivilisation nicht den Eindruck, dass der Islam zu Europa gehöre, sonst hätte man sich nicht der angeblichen islamischen Friedensbotschaft verweigert. 
Der Islam ist eine Religion des Friedens - für alle, die unter der Scharia leben. 
Weitere militärische Siege folgten. "Und so geht es weiter..." (meinte Robert Spaemann in seinen "Meditationen eines Christen". 
"Und so geht es weiter." Womit? Mit der islamischen Aggression? oder mit dem Abwehrkampf? Mit Abwehr sicher nicht. 
Ebenfalls in der DT vom 6. September war zu lesen, dass die Kirche in Deutschland seit dem Jahr 2000 rund 540 Kirchengebäude und Kapellen aufgegeben habe (Verkauf, Umbau, Abriß). Wie viele Moscheen wurden in diesem Zeitraum gebaut? Welches Signal senden wir in die islamische Welt? Wie nehmen die Anhänger des Islam uns wahr? "Die Ungläubigen schließen ihre Kirchen und bauen Moscheen." 
Nehmen wir drei reale Faktoren zusammen: die bundesrepublikanische demographische Entwicklung (wer es noch nicht wissen sollte: wir sind ein sterbendes Volk), die "Flüchtlingskrise" oder besser gesagt: die Folgen der unkontrollierten Invasion und der rapide Glaubensschwund. Was ist der synergetische Effekt? Was wird hier in zwei Generationen los sein? Wir werden ein europäisches Kalifat! 
Wir werden eine Kirche der Märtyrer.
Wie unwahrscheinlich ist diese Prognose?
Ist das Pessimismus? Ich würde sagen: Realismus.
Die Kirche als Mysterium geht nicht unter; sie wird weiter bestehen, vermutlich in den Formen der vorkonstantinischen Antike.

Predigt 22. Sonntag in Oberschönenfeld

Predigt am 22. Sonntag (2.9.2018) in der Kirche der Zisterzienserinnen-Abtei Oberschönenfeld
Anwesend waren mehr Laien als Nonnen

Liebe Christen,
wissen Sie noch, worum wir Gott im heutigen Tagesgebet gebeten haben?
Ich wüsste es auch nicht - wenn ich das Gebet nicht vorher mehrmals gelesen hätte.
Diese Orationen sind ursprünglich lateinisch formuliert, eine sehr dichterische Sprache, auf das Wesentliche reduziert, in einer sehr gehobenen Sprache.
Diese Gebete gehen zum einen Ohr hinein und zum anderen hinaus und beim Amen wissen wir schon nicht mehr, worum wir eigentlich gebeten haben.
Es lohnt sich, das heutige Tagesgebet genauer.

1. "Von dir kommt alles Gute"
Das ist ein Glaubensbekenntnis und ein Lobpreis.
Gott ist gut, er liebt nicht nur, er IST die Liebe, darum kommt alles Gute von IHM und nur das Gute. Gott kann nichts Schlechtes schicken. Das kommt nicht von ihm, ist nicht gewollt von ihm.
"Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater der Gestirne" (Zweite Lesung)

2. Die Bitten:

a) "Pflanze in unser Herz die Liebe zu deinem Namen ein"
Aha, da wird etwas eingepflanzt. Was? Die Liebe!
Nun ist uns die Liebe schon gegeben, mit der Taufgnade. Glaube, Hoffnung, Liebe - sind uns schon gegeben, gratis, das sind die eingegossenen Tugenden. Liebe ist uns gegeben.
Aber offensichtlich kann sie wachsen. Dazu muss sie eingepflanzt werden, muß sich verwurzeln.
"Auch das Wort der Wahrheit" ist "in uns "eingepflanzt" (zweite Lesung)
Darum bitten wir Gott. Und es ist gut, Gott darum zu bitten, denn so machen wir uns die Notwendigkeit bewußt, dass wir unsere Zustimmung geben können und müssen.

b) die zweite Bitte: "Binde uns immer mehr an dich."
Aha, wir bitten darum, gebunden zu werden. nicht an irgend etwas oder an irgend eine mehr oder weniger vertrauenswürdige Person. Sondern Gott, an den, der die Liebe zu seinem Namen in uns eingepflanzt hat.
Aber: werden wir dann nicht unfrei?
Darum das Ziel dieser Bitte: "Damit in uns wächst, was gut und heilig ist." Denn: Alles Gute kommt von Dir.
Also: wir verlieren nicht unsere Freiheit, sondern es wächst in uns, was gut und heilig ist.
Wir können auch sagen: WIR wachsen in den natürlichen Gaben (unsere Schöpfung, Mann-Sein, Frau-Sein, Kreativität, Intelligenz, Musikalität, Fürsorge für andere...) und in den übernatürlichen Gaben (Glaube, Hoffnung, Liebe), die Gott uns geschenkt hat. Wir wachsen und reifen in unserer menschlichen, personalen Entwicklung und in unserer christlichen Berufung zur Heiligkeit.

c) die dritte Bitte: "Wache über uns und erhalte, was du gewirkt hast".
O, wie gut, dass ER das tut, dass er über uns wacht und dass er das in uns erhält - damit wir nicht leichtsinnig das auf's Spiel setzen und korrumpieren oder verlieren, was "gut und heilig ist" in uns.

Das sind die drei Bitten an Gott. Da hat Gott einiges an uns und für uns zu tun.
Und was tun wir? oder was können wir tun?
Das sagt Gott uns in seinem Wort zu diesem Sonntag:

Erste Lesung: Die Gebot halten. Kenn wir sie? Es gibt ja nicht nur die 10 Gebote, sondern auch die 5 Kirchengebote. Kennen wir sie?

Zweite Lesung: Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach. Dann werden beispielhaft einige soziale Werke aufgezählt und als "reiner und makelloser Dienst vor Gott, dem Vater" qualifiziert.

Evangelium: Aus einem verunreinigten Herzen kommt der ganze Mist. Wir verunreinigen unser Herz, wenn wir nicht von ganzem Herzen vergeben: nach dem Vorbild Jesu. Wir müssen und können uns um ein reines Herz bemühen: wenn wir immer und sofort von Herzen vergeben, siebenmal siebzigmal. Und das ist mehr und etwas anderes, als beim Friedensgruß dem Banknachbarn zur Rechten und Linken die Hand zu reichen. Echte Vergebung bewirkt das reine Herz.

Dann wächst in uns die Liebe zum SEINEM Namen.
Dann wächst in uns, was gut und heilig ist.
Aber daran müssen wir uns immer wieder erinnern.
Darum hören wir das gute Wort Gottes und feiern wir die sonntägliche Eucharistie