Montag, 27. Mai 2019

Predigt am 6. Sonntag der Osterzeit (C), 26. Mai 2019, Klosterkirche St. Ottilien


6. Sonntag der Osterzeit (26. Mai 2019)
Konventamt, St. Ottilien

Im Evangelium hat der Herr den Jüngern und uns die Ankunft des Heiligen Geistes versprochen.
Er wird uns alles lehren und uns an alles erinnern, was Jesus uns gesagt hat.
Das sind die zwei Aufgaben des Heiligen Geistes in dem Zeitraum (von der Erhöhung des Herrn, Himmelfahrt, bis zu seiner glorreichen Wiederkunft am Ende der Zeiten, Advent).
Und das ist die Sicherheit der Kirche, also unsere Sicherheit: wir dürfen voranschreiten im Glauben an Christus, ohne ihn zu sehen. Und das ist ja auch unsere Seligpreisung: Selig, die nicht sehen und doch glauben.
Es ist aber auch notwendig: dass wir uns vom Heiligen Geist leiten lassen, uns an die Worte Jesu erinnern lassen, um diese zu verstehen und die Tat umzusetzen und unser Leben danach gestalten.
1.    Die Kirche der Freiheit
In der Ersten Lesung (Apg) haben wir gehört, wie sich die Kirche vom Heiligen Geist leiten lassen kann. Als die Kirche sich ausbreitete und die Grenzen Israels überschritt und sich an die Heiden wandte: da gab es ein Problem: müssen die Heiden, die Jesus Christus als ihren Erlöser annehmen wollen, zuerst Juden werden und das Gesetz des Alten Testamentes übernehmen?
Paulus und Barnabas machten sich zu Verteidigern der Freiheit des Heiligen Geistes. Und sie wurden vom Apostelkonzil in Jerusalem bestätigt.
Diese Episode ist beispielhaft für die Auferbauung und Entfaltung der Kirche: die Kirche kann sich bei ihrer Missionierung und Evangelisierung nicht von kulturellen Modellen blockieren lassen, durch Schwierigkeiten und Gegensätze, die immer da sind.
Und das Verfahren ist klar:
-         Man wendet sich an die Letzt-Verantwortlichen
-         Der Beistand des Heiligen Geistes wird erbeten
-         Das konkrete Problem / Situation / Aspekte werden im Licht des Glaubens und gemäß dem Wort des Herrn betrachtet
-         Dabei lässt man sich leiten von der wahren Freiheit und von der Sendung an die Heidenwelt.
Der Heilige Geist gibt das Licht und die Klarheit, damit die Kirche voranschreiten und wachsen kann in der Liebe.
Von den apostolischen Anfängen der Kirche bis zu aktuellen Situationen – ist es immer der Heilige Geist, der die Kirche leitet, damit sie erleuchtet werde von der Herrlichkeit Gottes und vom österlichen Licht des Lammes (Zweite Lesung).
2.    Die heilige Stadt kommt vom Himmel
Die zweite Lesung erinnert uns an den endgültigen Sinn der Kirche: sie soll „die heilige Stadt Jerusalem“ vorbereiten, die vom Himmel herabkommt und erfüllt ist „von der Herrlichkeit Gottes“.
Es ist die heilige Stadt der endgültig Geretteten, der Treffpunkt aller Menschen (12 Tore) und der Ort der vollen Gemeinschaft mit Gott.
Und diese Heilige Stadt, das neue Jerusalem
-         Ist nicht die gegenwärtige Kirche
-         Und auch nicht die zukünftige Kirche im Sinne einer perfekten Realisierung der gegenwärtigen unvollkommenen Kirche.
Sondern: unter der Führung des Heiligen Geistes wächst jetzt schon eine ganz neue Wirklichkeit heran: in Raum und Zeit. Da, wo wir sind. Jetzt schon. Seit der Himmelfahrt des Herrn. Seit dem Zeitpunkt, da der Heilige Geist präsent ist. Seit unserer Taufe. Der Wachstumsprozess in Richtung auf diese Kirche der Vollendung geschieht dort und dann, wenn WIR aus der Taufgnade leben, aus Glaube, Hoffnung, und Liebe, aus der heiligmachenden Gnade.
Wir Christen sind Visionäre wie der Apostel Johannes auf der Insel Patmos: mit diesem geistlichen Blick können wir tiefer sehen. Wir können durchblicken, durch die Ereignisse auf die Vollendung, die Gott bewirkt – nicht ohne unsere Mitarbeit.
3.    Gott alles in allem
In der Vollendung wird es keinen sichtbaren, materiellen Tempel geben. Die Gegenwart des Herrn ist nun enthüllt und endgültig.
Darum wird es auch keine Sakramente mehr geben und auch keine Kirche als Sakrament des Heiles. Sakramente sind Zeichen des Heiles. Wir brauchen dann keine Zeichen mehr. Denn das Heil wird dann in seiner Vollendung präsent sein. Gott ist alles in allem (Paulus).
Ein Zeichen des Heiles ist die Eucharistische Feier.
Jetzt noch ist die Eucharistie der Ort der Gegenwart des Herrn.
Der lebendige Tempel des Lobpreises und der Gemeinschaft, wenn auch sehr unvollkommen.
Dieser Tempel wird ja auferbaut aus uns, aus den Getauften. Jeder einzelne, jeder Getaufte ist erst mal Tempel Gottes Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wohnt.
Wir Alle zusammen und jeder einzelne: wir bilden jetzt als liturgische Versammlung das geistliche Jerusalem: belebt vom Geist der Freiheit und der Liebe. Und Jesus Christus, das geschlachtete und aufrecht stehende Lamm, kommt in die Versammlung und bringt den Lobpreis dem Vater dar. Und in Gemeinschaft mit Christus und mit der ganzen Kirche feiern wir Liturgie und beten für die ganze Menschheit, für die Christus dieses Heil erworben hat.

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