Samstag, 4. Juni 2022

Kennen Sie diesen "Politischen Leitfaden"? Er lautet:

Für die vollständige Trennung von Staat und Religion.

Politischer Leitfaden des Internationalen Bundes

der Konfessionslosen und Atheisten.

Nachdem ich in den Medien vom IBKA und seiner Forderung nach einer konsequenten Umsetzung der Trennung von Staat und Kirche gehört hatte, fragte ich mich, ob der IBKA denn auch konsequenter Weise die Abschaffung des staatlichen Privilegs der katholischen Feiertage fordern würde: also der 1. und 2. Weihnachtstag, Ostermontag, Pfingstmontag, Allerheiligen, regional: Karfreitag, Fronleichnam, Christi Himmelfahrt,15. August und 8. Dezember. 

Also informierte ich mich, indem ich den "Leitfaden des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten" las.

Der "Leitfaden" ist aufgegliedert in 5 Bereiche

1. Kirchliche Privilegien

2. Jugend und Bildung

3. Arbeit und Soziales

4. Medien

5. Selbstbestimmung

Ich zitiere aus dem 1. Bereich:

  • Religiöse, weltanschauliche und ethische Wertvorstellungen einzelner Personen und Gruppen dürfen nicht durch Gesetz für alle Bürgerinnen und Bürger verbindlich festgeschrieben werden.
  • Dieser Grundsatz hat u. a. für gesetzliche Bestimmungen zu gelten, die zu bestimmten Zeiten bestimmte Aktivitäten untersagen: an religiösen Feiertagen oder zu Zeiten von Gottesdiensten oder sonstigen religiösen Veranstaltungen. Solche Bestimmungen sind nur zulässig, soweit sie die Ruhe an religiösen Feiertagen in gleicher Weise schützen wie an Sonntagen und weltlichen Feiertagen, oder soweit sie zur Gewährleistung der ungestörten Durchführung von religiösen Veranstaltungen erforderlich sind. Einschränkende Bestimmungen, die darüber hinausgehen, sind abzuschaffen.
  • Sakrale Formen und Symbole (Schulgebet, Kruzifix, Eid) sind im Bereich aller staatlichen Institutionen (z.B. Gericht, öffentliche Schule) zu untersagen.
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den Forderungen des IBKA, interessant ist besonders auch der 5. Bereich (Selbstbestimmung), aber das nur nebenbei. 

Ergebnis der Lektüre: Keine Rede von Abschaffung der kirchlichen Feiertage!

Frage: Aber warum denn eigentlich nicht? Diese seltsamen Feiertage sind doch nun wirklich (in der Perspektive des IBKA) allerletzte Restbestände einer überlebten christlichen Kultur und unzeitgemäße Privilegierung der Kirche.
Überlegung: Will etwa der IBKA den Christ*innen und Katholik*innen den Besuch der Gottesdienste garantieren?
Einwand: Warum auf einmal so religionsfreundlich und nachsichtig?
Das ist doch ziemlich inkonsequent im Blick auf das Gesamtpaket der Forderungen?
Verdacht: Oder will sich der IBKA etwa nicht mit dem Zorn der anderen glaubenslosen und religionslosen Zeitgenossen konfrontiert werden, denen bezahlte Urlaubstage geraubt würden.
Konsequenz: Dann würde ja der IBKA seine hehren Ziele menschlichen Interessen opfern.
Irgendwie unstimmig, mehrfach.

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