Montag, 28. Juni 2021

Predigt am 10. Sonntag im JK (B) am 6. Juni 2020

 

Predigt am 10. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)

Erzabtei St. Ottilien

6. Juni 2020

I

Das heutige Evangelium

(V. 20-21:   Sorge der Angehörigen

V. 22:         Schriftgelehrte. Frage, Anklage, Interpretation: Jesus als Besessener

V. 23-27:    Jüngerbelehrung durch Jesus. Jesus offenbart sich als der Stärkere

V. 28-29:    eine Katechese durch Jesus

V. 30:         Kommentar des Markus

V. 31-35:    die wahren Verwandten Jesu

Kernfrage: Wer ist dieser? Woher diese Macht? (zuvor eine Dämonenaustreibung durch Jesus geschehen, die Schriftgelehrten anerkennen diese Tatsache, aber sie fragen jetzt nach der Macht Jesu). Die Schriftgelehrten geben auch gleich die Antwort: Er ist besessen! Seine Macht ist eine dämonische Macht.)

Ist ziemlich kraus: die Angehörigen Jesu sind besorgt um ihn, dann die Anklage, er sei besessen, dann ist da die Rede von den wahren Verwandten Jesu…

Aber die Sache ist ziemlich einfach: Zuvor (Kapitel 1): in der Synagoge von Kafarnaum, Jesus befreit einen Besessenen. Die Schriftgelehrten bestreiten und bezweifeln nicht die Faktizität und die Effektivität des von Jesus durchgeführten Exorzismus.

Aber sie behaupten, Jesus habe mit der Kraft Satans gehandelt.

In Wirklichkeit hat Jesus in der Kraft Gottes, des Heiligen Geistes gehandelt (Lk 4,16-30; Jes 61).

Das bedeutet: Die Schriftgelehrten interpretieren den Heiligen Geist Gottes als einen dämonischen Geist.

Das ist die Sünde gegen den Heiligen Geist. Wieso? Die Liebe zwischen Vater und Sohn (innerhalb der Trinität) ist so intensiv, dass diese Liebe zu einer Person geworden ist. Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist (Röm 5,5).

Das Schenken und das Empfangen der Vergebung geschieht und vollzieht sich im Raum und in der Kraft des Heiligen Geistes. Wer sich außerhalb des Heiligen Geistes stellt, der verweigert die Annahme der Vergebung Gottes. Darum kann diese Sünde nicht vergeben werden, nicht: weil Gott es nicht könne, sondern weil der Mensch sich sündhafter Weise gegen Gott verschlossen hat.

II

Die (Erste Lesung (Gen 3,9-15) und das heutige Evangelium stehen in einer Beziehung.

1.     Gott will uns seine Liebe und Freundschaft schenken. Das ist der Sinn des Paradieses.

2.     Man kann nur dem etwas schenken, der bereit ist, sich beschenken zu lassen. Diese Wahrheit gilt auch für Gott.  Wenn ich mich von Gott nicht beschenken lasse, dann mache ich Gott in diesem Sinne ohnmächtig.

3.     Wenn wir gierig und mit raffender Hand nach etwas greifen, um es uns selbstisch zu beschaffen, dann erfahren wir nur unsere Isolation.

Vorausgegangen war: die Szene vom Sündenfall in der Reihenfolge der Seduktion: Schlange verführt Frau, Frau verführt Mann (3,1-7)

In der Szene der Inquisition läuft es umgekehrt: erst der Mann, dann die Frau, dann die Schlage (3,8-13).

Als erste Folge der Sünde: Zwischen Adam und Eva gibt es schon einen Konflikt, aber auch zwischen den beiden und Gott.

Gott stellt Fragen, als wisse er von nichts.

Adam und Eva kommen nicht zum Eingeständnis ihres Mißtrauens Gott gegenüber, sondern klagen Gott an und machen ihm Vorwürfe und sprechen ihn schuldig.

Sie fühlen sich unschuldig und glauben, keine Vergebung zu brauchen.

Darum kann Gott nicht vergeben und es bleibt nur die Strafe in der Reihenfolge: Schlange, Frau, Mann.

Die liturgische Lesung aus Genesis steht in Beziehung zum Evangelium und berichtet nur die Verfluchung der Schlange. Und diese ist endgültig geschehen, als der Nachwuchs der Frau, nämlich, der Schlange den Kopf zertreten hat.

III

Diese Anklage der Schriftgelehrten provoziert eine Selbstoffenbarung Jesu in der nachfolgenden Gleichnis-Erzählung: Ich bin der Stärkere (V. 27)

Mit der Ankunft Jesu: Macht des Satans gebrochen. Wir haben keinen Grund, mit einer Heiden-Angst zu leben.

Jesus verweist auf seine wahren Verwandten. Wer sind wahren Verwandten?

-         Die ihn anerkennen, als den, der er ist, nämlich der Stärkere, der durch sein Kommen den Schwächeren, den Satan besiegt hat. Vom Satan, dem Schwächeren, haben wir in der ersten Lesung gehört.

-         Das ist die neue Realität. Wir Christen haben keinen Grund mit dieser Heiden-Angst zu leben.

-         Die Verwandten Jesus: Die leben führen in Übereinstimmung mit dieser neuen Realität, die er geschaffen hat.

-         Die den Willen des Vaters tun

-         Die in eine verwandtschaftliche Beziehung mit Jesus eintreten, durch das Tun des Willens Gottes, und dabei zählen nicht mehr die Bande des Blutes, sondern das Tun des Willens Gottes.

IV

Also: Leben als Verwandte Jesu, d.h.: Den Willen Gottes tun. Und das ist spannungsvoll, ein Leben voller Paradoxien.

Zweite Lesung (2 Kor 4,13-5,1)

5 Gegensätze:

Äußerer Mensch – innerer Mensch

Kleine Last der Not – Übergewicht an Herrlichkeit

Das Sichtbare – das Unsichtbare

Das Vergängliche – das Unvergängliche

Das irdische Zelt – das ewige Haus im Himmel

Paulus spricht von den Paradoxien des apostolischen Lebens.

Die Apostel akzeptierten das Paradox ihres Leben.

Was ist das Paradox: das ist Christus, der rettet durch den Tod.

Die Apostel gleichen sich diesem Paradox an.

Auch in unserem Leben gibt es diese Paradoxien.

Das ganze macht nur Sinn, wenn wir das im Licht des Glaubens sehen (V. 13).

1. Nur wenn wir glauben, dass Christus gestorben und auferstanden ist

2. Und wenn wir glauben, dass unser Leben mit diesen beiden Aspekten des Lebens Jesu verbunden ist, - nur so werden die Paradoxien unseres Lebens verständlich und erträglich.

Und dazu haben wir schon den Geist des Glaubens empfangen. Das war das erste Wort der zweiten Lesung: „Wir haben den gleichen Geist des Glaubens.“