Mittwoch, 21. Juni 2023

Predigt zum 11. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A

 

11. Sonntag im Jahreskreis – LJ A ( 18. Juni 2023)

Chiesa di Sant’Anselmo, Rom

Pater Willibrord Driever OSB

 

Erste Lesung

Da ist die Rede von Israel als einem heiligen Volk mit einer Mission für alle Völker der Erde

Nicht nur Israel, Alle Menschen sind Geschöpfe Gottes und Objekte seiner Liebe.

Aber Gott hat uns, die wir getauft sind, aus der Menge der Milliarden von Nicht-Getauften herausgerufen.

Wir sind auch Geschöpfe Gottes, aber als Getaufte sind wir Kinder Gottes, und wir sind eine Minderheit in der gesamten Menschheit: aktuell und in der Geschichte.

In der Taufe hat Gott mit uns einen Bund geschlossen.

Durch das Blut Jesu und durch die Kraft des Heiligen Geistes hat Gott uns geheiligt.

Der Herr macht ein Angebot und eine Verheißung für unsere Zukunft:

Zwei Bedingungen: wenn ihr auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet.

Diese zwei Bedingungen haben eine Voraussetzung: nämlich die Entscheidung, das überhaupt zu wollen. Also die Frage: Wollen wir das überhaupt?

Das scheint mir das Problem zu sein:

Glaube und Nachfolge Jesu: ja, aber mit halbem Herzen. 

Jesus lieben: ja, aber ein bisschen sündigen.

Auf die Stimme Gottes hören: ja, aber nicht tun, was wir hören.

Den Tauf-Bund halten: ja, aber zu unseren Bedingungen.

Unsere Nachfolge Jesu ist eine Autofahrt mit angezogener Handbremse.

Das Ergebnis: so sind wir ein Reich von Priestern: ja, aber nicht priesterliche.

Ein heiliges Volk: ja, aber mit korrumpierter und vergifteter Heiligkeit.

 

Zweite Lesung

Dabei hat Gott doch schon alles für uns getan.

Und wir haben alles, was wir brauchen.

Christus ist für uns gestorben, als wir noch schwach und gottlos  und Gottes Feinde waren (vor der Taufe).

d.h. Christus ist für uns gestorben, um uns vom Fluch der Erbschuld zu befreien.

Wir sind gerecht gemacht, wir sind versöhnt und haben die Versöhnung empfangen.

 

Evangelium

Ok, dann machen wir es uns gemütlich, lehnen uns zurück in christlich-katholischer Behaglichkeit. Bitten wir den Herrn der Ernte, er möge die anderen Arbeiter in seine Ernte senden.

Ich bin mir nicht sicher, ob Jesus das so gemeint hat.

Könnte der Rat Jesu nicht auch so gemeint sein: dass wir Jesus bitten sollen, er möge uns zu geeigneteren Arbeitern machen, die er dann aussenden kann in seine Ernte?

Und dabei geht es noch nicht darum, etwas zu tun.

Sondern es geht darum, etwas zu werden und zu sein.

Was? Ein geeigneter Arbeiter!

Wer und wie ist ein geeigneter Arbeiter?

Ein Arbeiter nach dem Vorbild Jesu.

Jesus war der geeignetste Arbeiter.

Und wie war er?

Im heutigen Evangelium haben wir gehört: Als Jesus die Menge sah, hatte er Mitleid mit ihnen, denn sie müde und erschöpft, wie Schafe, die keinen Hirten haben.

An drei weiteren Stellen im Matthäus-Evangelium wird das von Jesus gesagt:

Als er aus dem Boot stieg und die große Menge sah, hatte er Mitleid mit ihnen und heilte die Kranken (14,14)

Ich habe Mitleid mit der Menge. Seit drei Tagen sind sie bei mir und haben nichts zu essen (15,32)

Jesus hatte Mitleid mit den zwei Blinden, er berührte ihre Augen, und sofort konnten sie wieder sehen (20,34).

Jesus hat gesagt: Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen (Mt 11,29).

In der Litanei vom Herzen Jesu beten wir: „Herz Jesu, langmütig und barmherzig“

Jesus, sanftmütig und demütig von Herzen, bilde unsere Herzen.

Schließen wir mit einer Bitte aus dem heutigen Tagesgebet: Gott, du unsere Hoffnung und unsere Kraft, ohne dich vermögen wir nichts. Steh uns mit deiner Gnade bei, damit wir denken, reden und tun, was dir gefällt.