Freitag, 21. September 2018

Predigt zum 23. Sonntag (9.9.2018)

Predigt zum 23. Sonntag
Konventamt, Zisterzienserinnen-Abtei Oberschönenfeld

Liebe Christen,
haben Sie gerade irgendeinen Konflikt, ein Problem
- mit der Gattin, mit dem Gatten,
- mit den Kindern, Enkeln,
- mit dem Chef, mit den Mitarbeitern
- mit einer Mitschwester, mit der Äbtissin?

Dann sagt dir der Prophet: Habt Mut! Fürchtet euch nicht!
Warum sollte ich Mut haben? Warum sollte ich mich nicht fürchten?
Der Prophet nennt die Begründung und gibt die Antwort:
Seht, HIER ist euer Gott!

In welcher Situation sagt er das?
im Exil oder im Nach-Exil.
Das bedeutet: Verlust der Heimat, der staatlichen und der religiösen Existenz, Chaos.
also keine angenehme Situation.
und genau DA ist unser Gott: in dieser chaotischen Realität.
Gott ist immer in der Realität.
Er ist niemals im Ideal, in der Illusion: da finden wir niemals Gott.
Gott finden wir nur in der Realität, und sei sie noch so chaotisch, dunkel, "abgefahren", aussichtslos.

Was kann ich tun? Vielleicht zwei Möglichkeiten:
a) Ich kann abwinken. "Ist schon recht"... das geht in den Nihilismus, Fatalismus, Depression, Glaubenslosigkeit
b) ich kann einen Glaubensakt setzen: Ja, Gott, ich glaube DIR, dass du IN meinem Chaos... bist - wo ich nicht mehr durchblicke. Ich glaube, dass du DA bist. Ich übergebe dir meine Situation, die ich nicht mehr händeln kann. Und ich erlaube dir, tätig zu werden. Schaffe du Ordnung, bringe Licht, bring Heilung, schaffe einen Ausweg, bring Befreiung, schaffe Veränderung, wirke Erneuerung, schenke mir eine neue Perspektive.
Ich verspreche dir: Ich werde meinen Teil dazu beitragen. Ich werde tun, was ich tun kann, und was ich deswegen auch tun muss. Aber wo ich nicht weiter kann, da - bitte - fang du an. Ich bitte dich darum und ich erlaube es dir, das in meinem Leben zu tun.
Und schenke mir in dieser Heiligen Messe die Gnade, beides unterscheiden zu können.

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