Fest der
Verklärung des Herrn
Sonntag, 6.
August 2023
Kirche der
Erzabtei St. Ottilien
„Verklärung des Herrn“ – lateinisch transfiguratio.
Säkulare Umwelt hilft uns, die schönen Begriffe aus dem
Kirchenlatein zu verstehen. Immer häufiger hören und wir vom Trans-Genderismus,
von transsexuellen Menschen. Aber auch: Trans-port, Trans-formation, Trans-Aktion…
machen verständlich, worum es geht.
Es geht immer um eine Bewegung von einem Punkt A zu einem
Punkt B. Genau das ist gemeint bei der Transfiguration des Herrn.
Die Bewegung von Figur A (seine äußerliche, körperliche
Erscheinung, dieser Mann aus Nazareth) zur Figur B (sein Zustand als der auferstandene,
verklärte, zur Rechten des Vaters erhöhte Herr, der auf den Wolken des Himmels
kommen und richten wird die Lebenden und die Toten, der am Ende der Zeiten die Schöpfung
vollenden wird).
Die biblischen Lesungen von heute wollen uns dieses Geheimnis
näher bringen.
In der ersten Lesung aus dem Buch Daniel treten zwei Personen auf.
Da ist die Rede von einem Hochbetagten in weißem Gewand, er
nimmt Platz auf einem Thron aus Feuerflammen
Und da ist die Rede von einem „wie ein Menschensohn“.
Wir gehen wohl nicht fern, wenn wir in dem Hochbetagten die
erste göttliche Person der Dreifaltigkeit erkennen, und in dem Menschensohn die
zweite göttliche Person, das Wort, das Fleisch angenommen hat. Jesus hat sich
selber als Menschensohn bezeichnet.
Dann geschieht etwas: Der Hochbetagte gibt dem Menschensohn
Herrschaft, Würde und Königtum.
Woher nimmt der Hochbetagte das?
Im Buch Daniel war zuvor die Rede von vier heidnischen
Großreichen: Babylon, Meder, Perser, Alexander der Große. Die vier Reiche
symbolisieren die ganze Weltgeschichte von Anfang bis zur Vollendung der
Zeiten. Es waren gottlose Reiche, sie sind untergegangen. Ihre Zeichen
(Herrschaft, Würde, Macht) werden nun dem Gekreuzigten und Auferstandenen
übergeben. Er ist der neue und end-gültige Herrscher, der seine Macht niemals
missbraucht. Unter seiner Herrschaft sind wir sicher. Das ist eine gute Nachricht.
Hier haben wir einen Transfer, der in der Geschichte beginnt
und in die Ewigkeit hineinreicht und in einer Vision des Daniel vorausgenommen
und dargestellt wird.
Was Daniel visionär geschaut hat, das ist an Jesus geschehen
und das bezeugen die Evangelien.
Der himmlische Vater hat das Geheimnis seines Sohnes und dessen
messianische Berufung und Sendung geoffenbart.
Das war auch notwendig. Denn unmittelbar zuvor hatte Jesus
seinen Jüngern seine messianische Berufung und Sendung erklärt: „Von da an begann
Jesus, seinen Jüngern zu erklären, er müsse nach Jerusalem gehen und von den
Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde
getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen“ (Mt 16,21).
Jesus ist nicht nur der Menschensohn, er ist auch der
Gottesknecht aus dem Buch Jesaja. Was sich im Leiden und Sterben des
unbekannten Gottesknechtes aus dem Buch Jesaja ereignet hat, ist eigentlich
unfassbar. Den vollen Sinn dieses prophetischen Liedes können wir erst
verstehen, seitdem sich in Christus alles erfüllt hat. Er ist der Mann der
Schmerzen, er hat die Schuld von allen auf sich genommen und gesühnt. Die
Kirche hat dieses Lied vom Gottesknecht auf Jesus interpretiert. In der
Liturgie des Karfreitags wird das Lied vom Gottesknecht als Lesung vorgetragen.
Als Teil des eucharistischen Hochgebetes werden wir gleich
die Präfation hören: „Denn er enthüllte auf dem Berg der Verklärung seine
verborgene Herrlichkeit. Er ließ vor auserwählten Zeugen seinen sterblichen
Leib im Lichtglanz erstrahlen.“ Das ist Transfiguration.
Und warum tat er das? „Er gab den Jüngern die Kraft, das
Ärgernis des Kreuzes zu tragen.“
Und wo bleiben wir? Bekommen wir auch etwas? Ja!
Denn es geht weiter: „So schenkte er der ganzen Kirche die
Hoffnung, vereint mit ihrem Haupt die ewige Vollendung zu empfangen.“
Er schenkt uns Hoffnung. Wir hatten gebetet (Tagesgebet): „Du
hast uns gezeigt, was wir erhoffen dürfen, wenn unsere Annahme an Kindes Statt
sich einmal vollendet.“ Das ist wieder eine gute Nachricht.
Das Mt-Evangelium zeigt Jesus: er ist begleitet von Mose und
Elija, sie repräsentieren das Gesetz und die Propheten.
Der himmlische Vater identifiziert die Szene. Er sagt an, was
Sache ist: „Dieser ist mein geliebter Sohn“.
Und der himmlische Vater sagt an, was wir zu tun haben: „Auf
ihn sollt ihr hören!“ auf keinen anderen. Das ist keine Einladung, kein Rat;
sondern eigentlich ein Befehl. Und wir brauchen Unterstützung, um hören und
gehorchen zu können. Darum auch die Bitte im Tagesgebet: „Hilf uns, auf das
Wort deines Sohnes zu hören, damit wir Anteil erhalten an seiner Herrlichkeit.“
Die drei Apostel erholen sich von ihrem Schrecken. Sie sehen
sie nur noch Jesus allein. Er hat das Gesetz des Alten Bundes erfüllt und
überboten mit dem neuen Gesetz der Bergpredigt. Und er ist die Erfüllung aller
Propheten des Alten Bundes. Er lädt die Mühseligen und Beladenen ein, zu ihm zu
kommen.
„Verklärung des Herrn“ – das ist kein esoterisches Konzept.
Sondern bezeugte und verbürgte historische Realität und persönliche Erfahrung. Der heilige Petrus war einer der drei
Augen- und Ohrenzeugen, er schreibt: „Wir sind nicht irgendwelchen klug
ausgedachten Geschichten gefolgt. Diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir
gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren.“
Auch für uns gibt es einen Prozess der Transfiguration – in
der Kraft des Heiligen Geistes. Im Gabengebet werden wir den Vater – für die
Gabe und für uns um das verwandelnde „Licht seiner Herrlichkeit“ bitten,
welches in seinem Sohn aufgestrahlt ist. „Es vertreibe das Dunkel der Sünde und
mache uns zu Kindern des Lichtes. Unsere
Transfiguration.
Im Schlussgebet werden wir bitten: „Laß uns durch den Empfang
der himmlischen Speise seinem verherrlichten Leib gleichgestaltet werden“. Das
ist unsere Hoffnung, von Christus erwirkt und uns geschenkt.