Mittwoch, 28. Juli 2010

Berufung: Aktion Gottes und Reaktion des Menschen. Oder: Wie Gott sich durchsetzt

Predigt
Am Mittwoch der 17. Woche im Jahreskreis (II)
Stadtpfarrkirche Heilig Geist, München
28. Juli 2010, 19 Uhr


Jeremia 15,10.16-21

• Gott beruft Menschen, seine Initiative.

• Lesung: wie eine Zusammenfassung des Dramas eines Propheten.

• Auf der einen Seite: Wort Gottes. Prophet ist dem Wort Gottes gefolgt, mit Freude, es war Nahrung, gab ihm Kraft.

• Kamen Worte von dir, so verschlang ich sie. Dein Wort war mit Glück und Herzensfreude. Denn dein Name ist über mir ausgerufen. Herr, Gott der Heere (V.16).

• Jesus: Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat (Joh 4,34).

• So konnte er am Volk seinen Dienst tun.

• Auf der anderen Seite: Nicht immer ein Zuckerschlecken für den Berufenen: Abraham, Mose, Paulus. Sie beklagten sich.

• Jeremia hat sein Leben in den Dienst des Wortes Gottes gestellt, damit das Volk sich bekehrt.

• Jeremia hat auf viele Annehmlichkeiten verzichtet.

• Jeremia tat auch noch Fürbitte für sein Volk. Aber: es wird nicht wahrgenommen, nicht gedankt.

• Man kennt ihn nur als den Unheilspropheten. Darum hat er nur Feinde.

• Er sieht sich von Anklägern umgeben, die ihn verachten.

• Und darum jetzt: der Schmerz eines enttäuschten Herzens explodiert in einer bitteren Anklage gegen Jahwe (V.17.18).

• Jeremia klagt laut und eindringlich, fühlt sich seinen Feinden schutzlos ausgeliefert.

• Gott, in dessen Dienst er steht, hilft ihm nicht: fordert immer nur von ihm;
o versagt ihm jeden Trost;
o versagt ihm menschliche Gemeinschaft und Freundschaft;
o läßt ihn im Stich – wie ein versiegender Bach.

• Gott antwortet zweifach: 1. Forderung. Gott entläßt den Propheten nicht aus Dienst. Er soll weiterhin sein Mund sein (V.19).

• Gott hält an Berufung fest. Jeremia muß weiterhin den anderen Umkehr predigen.

• Gott stellt eine Bedingung: Jeremia soll selbst umkehren und nicht mehr so reden, wie er es eben getan hat.

• Redest du Edles und nichts Gemeines, dann darfst du mir wieder Mund sein. (V.19).

• Was tut Gott? Gott antwortet. Wie? Gott lädt ein. Wozu? Zur Umkehr.

• Wie an anderer Stelle: Kehrt um, ihr abtrünnigen Söhne, ich will eure Abtrünnigkeit heilen (Jer 3,22). Wenn du umkehren willst, darfst du zu mir zurückkehren (Jer 4,1).

• Gott antwortet 2. Mit einer Zusage: ER werde zu der Zusage stehen, die ER ihm bei Berufung gegeben hat. Ich bin mit dir.

• Und das Wunder geschieht: Der Prophet kehrt um, er bekehrt sich.

• Zusagen: Vers 20.21.

• Beistandszusage: Er erfährt den Schutz Jahwes.

• Gottesbeziehung: Er wird gefestigt im Glauben, d.h. in seiner Gottesbeziehung.

• Umkehr bestärkt ihn in seiner Berufung. Er geht gestärkt aus seiner Gottesanklage hervor.

• Für ihn war es ein schmerzvoller Prozeß, um fähig zu werden, um erneut seine Antwort auf den Ruf Gottes zu geben.

• Jeremia zeigt den Konflikt: für uns alle, wenn wir unserer Berufung folgen, dann zwischen a) Widerstand durch Umwelt und b) unseren eigenen Zweifel.

• Schmerzlich: das Gute zu wollen, und genau deswegen von denen angefeindet zu werden, denen das Heil gilt.

• Bei Jeremia und bei allen, die heute den Anspruch Gottes in der Welt aufrechterhalten: ohne den Verlockungen zu schmeicheln, ohne die Sünde zu verharmlosen oder zu rechtfertigen.

• Jeremia, keine depressive Resignation, er wurde aktiv:
o Trat in den Dialog mit Gott,
o fordert ihn heraus,
o zog ihn zur Rechenschaft.

• War Gott – ist Gott wie ein versiegender Bach?, wie ein unzuverlässiges Wasser?, hat Gott ihn mit Groll angefüllt? – wie Jeremia klagte.

• Mußte seine ihm von Gott anvertraute Mission scheitern? Mußte er, Jeremia, scheitern, ausgerechnet dadurch, daß er von Gott mit einem Heilswerk beauftragt war? Was tut Gott? Warum unterstützt Gott nicht besser seinen Berufenen?

• Sollte es vielleicht so gewesen sein: dass Gott nicht so ist, sondern daß Jeremia Gott zum Opfer seiner Projektionen gemacht hat? Dass Gott zum Opfer der Projektion des Jeremia geworden ist?

• Das würde bedeuten: Dass Jeremia sich geirrt hat in Bezug auf das Wesen Gottes.

• Wenn es so war, dann mußte ihm das erst mal bewusst werden.

• Jeremia mußte seine Zweifel, Gottesanklage hinausschreien – nicht in die Anonymität des Kosmos, sondern an die Adresse Gottes, persönlich.

• Und Gott hält das aus. Gott erlaubt uns, ihm unsere Zweifel vorzutragen, ihn anzuklagen.

• Und genau dadurch kehrte Jeremia um, wandte er sich Gott zu, macht er eine Entdeckung:

• Er versteht: Nur dieses unbedingte Vertrauen kann seine wahre Antwort auf den Ruf Gottes sein.

• Bei uns kann es nicht anders sein: Wenn wir so vertrauen, können wir unsere Mission erfüllen.

• Sich so Gott übergeben: das ist Treue, Glaube, Vertrauen in das Geheimnis Gottes, eine bewährte Freiheit.

• Und darum wirbt Gott um uns und bittet uns.

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