Montag, 23. November 2020

Predigt zum Hochfest Christus König

 

Christkönigssonntag LJ A  (22. November 2020)

Stichpunkte für die Predigt im Hochamt in der Klosterkirche St. Ottilien

Evangelium Mt 25,31-46

·         Gerichtsrede – Bergpredigt, Seligpreisungen. Klammer. Die Summe aller vorausgehenden Gleichnisse.

·         Gerichtsrede: parallel, 2x 6 Werke der Nächstenliebe (Hunger, Durst, Fremd, Nackt, Krank, Gefangen).

·         Großes Staunen.

·         Die Gesegneten fragen: Wann haben wir…?

·         Die Verfluchten (ein schreckliches Wort) beginnen ihre Selbstverteidigung: Wann…?

·         Beide Gruppen erhalten dieselbe Antwort: Was ihr den … getan habt

·         Verflucht aufgrund der Verweigerung. Nicht getan

·         Gesegnet aufgrund der Taten. Was ihr getan habt.

·         Der Weltenrichter identifiziert sich mit den Notleidenden.

·         Beide Gruppen sind sich nicht bewußt, wem ihr Handeln bzw. ihr Verweigern gilt. Was ist der Hintergrund?

·         In den Gemeinden des Matthäus gab es einen Irrtum: die Christen hätten allein schon durch ihre Zugehörigkeit zur Gemeinde beim Endgericht eine bevorzugte Stellung.

o   Jungfrauen mit Lampen, aber ohne Öl

o   Wie der Mann ist zwar bei der Hochzeitsfeier, aber ohne entsprechende Kleidung. = die Leute sitzen am Tisch der Eucharistie, leben aber nicht entsprechend.

·         Der Weltenrichte wird mit einem Hirten verglichen.

·         Die Scheidung läuft nicht zwischen Christen und Heiden.

·         Das Tun, die Werke haben eschatologische Bedeutung. Auf die Liebe kommt es an. Unser Handeln und Nicht-Handeln hat eschatologische Relevanz.

·         Wo ist Gott? – Da, wo Menschen in Not sind.

·         Wo begegne ich Gott? – Da, wo ich aktiv werde.

·         Wer sich von Notleidenden berühren lässt, der begegnet Gott, ohne es zu wissen und ohne es zu erfahren.

·         Wer sich den Notleidenden verschließt und sich in sich selbst verschließt und sich damit auch Gott gegenüber verschließt… Was bleibt ihm denn dann noch? der wählt für sich die Hölle.

·         Wo bleibt da die Barmherzigkeit Gottes?

·         An der fehlt es nie. Aber die Frage: Kann ein Mensch, der sich im Leben und im Sterben den anderen und Gott verschlossen hat, sich für die Barmherzigkeit öffnen? Wir können es nur hoffen.

 

Erste Lesung Ez 34,11-12.15-17

·         Gottes-Rede: Jetzt will ich meine Schafe selber suchen, mich kümmern… Was war denn zuvor?

·         Gegensatz: zur Führungsschicht in Israel. Hatte versagt. Verantwortung für das Volk nicht wahrgenommen und Macht missbraucht. Die guten Absichten Gottes verstellt.

·         Das hatte die große Katastrophe ausgelöst: Eroberung der Stadt, Zerstörung des Tempels, Deportation des Volkes nach Babylon, Exil.

·         Alles 590 vor Christus.

·         Ezechiel ist mit seinen Leidensgenossen in Babylon.

·         Ezechiel gibt nun eine theologische Deutung der Katastrophe.

·         Er sagt: das alles ist geschehen, weil die Führung versagt hatte.

·         Frage: Wenn Gott der gute Hirte ist, warum hat er dann nicht eingegriffen? Warum nicht Versagen d. Führungsschicht verhindert?

·         Antwort: Gott hatte eingegriffen, immer wieder Propheten. Aber die Verantwortlichen haben nicht gehört.

·         In diesem Zusammenhang steht das Gotteswort: Jetzt aber will ich mich selber um meine Schafe kümmern.

·         Botschaft der Lesung:

·         Aus Katastrophe – Neuanfang

·         Aus Zerbruch – was Ganzes.

·         Das ist Gottes Wesen. – Ist das schon alles?

·         In Geschichte: die Ablehnung Gottes durch den Menschen hat sich immer wiederholt.

·         Bis zum Jahre 30 n. Chr., bis hin zur großen Ablehnung Gottes und seines Angebotes in der Ermordung Jesu. Und Gott hat mit der Auferweckung Jesu geantwortet. Das ist Barmherzigkeit.

·         In dieser Lektüre bekommt die Botschaft der atl. Lesung eine andere Tiefe und Bedeutung:

·         Aus Katastrophe Karfreitags – Neuanfang: Auferweckung Jesu und unsere Auferweckung

·         Aus dem Zerbruch der Gottesbeziehung durch die Ursünde mit den Folgen der Erbschuld – Wiederherstellung des gnadenhaften Urzustandes durch die Taufe als Frucht des Pascha-Mysteriums.

·         Dieses Raster (Katastrophe – Neuanfang; Zerbruch – Ganzes) könnte man auch mal auf das eigene Leben anwenden und sich fragen: Hat sich so etwas auch in meinem Leben ereignet?

 

Zweite Lesung 1 Kor 15 (hier habe ich nur den Aspekt der Parusie ausgeführt)

·         Paulus reagiert auf Mitglieder der Gemeinde Korinth: Leugnung d. A.

·         Christus: Macht des Todes gebrochen.

·         Gott hat den Tod nicht gemacht. Tod = Sold der Sünde.

·         Gegenüberstellung: Christus – Adam, durch ihn kam Sterblichkeit und Tod in die Welt.

·         Durch Mensch kam Tod. Durch Mensch kam Auferstehung.

·         Reihenfolge: Erster ist Christus. Wenn Christus kommt, dann alle, die zu ihm gehören. (Hier Advent):

o   Credo: Et iterum venturus est cum gloria. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit.

o   Nach der Wandlung: Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.

o   HG III nach der Wandlung: Wir verkünden sein heilbringendes Leiden, seine glorreiche Auferstehung und Himmelfahrt und erwarten seine Wiederkunft.

o   Nach dem VU: Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers J. Chr. erwarten.

·         Christus auferweckt durch den Vater, d. h.: nicht durch eigene Leistung. Gegen pneumatische Tendenzen:  Leid und Tod überwinden durch Charismen und eigene Geisteskraft, also ohne Gott u. Christus.

·         Dagegen Paulus: Tod allgegenwärtig, Teil des Lebens. Erst am Ende.

·         „am Ende“ recht vage. Vernichtung aller widergöttlichen, lebenszerstörenden Mächte, besonders Tod.

·         Eschatologische Dynamik. Ziel: Gottes Alleinherrschaft, keine Tyrannei.

·         Universale Gottesherrschaft, die am Ender der Zeiten allen und allem gilt, 6x

·         Zu Jesus gehören, d. h., Jesus nachfolgen, Leben und Handeln im Geist Jesu.

Montag, 26. Oktober 2020

Predigt zum 30. Sonntag im JK, Lesejahr A

 30. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A (25.10.2020) Heilig Geist München

Muß man die Menschen meiden, um Gott zu finden?

Und wenn man Gott gefunden hat: kann der dann sich den Menschen zuwenden, sich um sie kümmern und mit ihnen und für sie arbeiten?

Oder anders:

Sind Liebe zu Gott und Liebe zu den Menschen kompatibel? Oder gegensätzlich? Schließen sie einander aus, so dass man eine Wahl und Entscheidung treffen müsste?

1.     Den Menschen lieben, um Gott zu lieben

Jesus hat diese Fragen beantwortet. Das erste Gebot: Gott lieben, das zweite Gebot: die Menschen lieben.

Es ist also ein Irrtum zu glauben, dass – wenn Gott für einen wichtig geworden ist – man dann die Menschheit vernachlässigen müsse (Evangelium).

Im Gegenteil: die wesentlichen Aussagen des AT und die Lehre Jesu bezeugen: die Gottesbegegnung erneuert und vervollkommnet die Aufmerksamkeit und Fürsorge für den Nächsten (Erste Lesung).

Vertiefung des Evangeliums: es gibt die Gegensätze:

Die Menschen lieben – ja, aber auch: sich vor der Welt hüten, sich trennen, kritische Distanz (Johannes Evangelium, Römer 12,1.2), Vater und Mutter verlassen… (Synoptiker)

Wenn wir wählen müssen zwischen Gott und den Menschen: wie machen wir das?

Könnte es nicht doch sein, dass die Liebe zu den Menschen manchmal die Liebe zu Gott schmälern muss?

Wie geht das zusammen?

Grundsätzlich: die Heilige Schrift und die Tradition der Kirche haben niemals erlaubt, dass der Christ sich weniger um die Menschen kümmert unter dem Vorwand, sich ausschließlich um Gott zu kümmern.

Bibel und Tradition haben immer betont: dass der Dienst am Menschen gerade die Realisierung des Dienstes für Gott ist.

2.     Theorie und Praxis

Es geht um unser „inneres Leben“ und seine Kultivierung. Ein permanentes Anliegen, so wie der Körper die Ruhe, Erholung, Entspannung braucht.

Das innere Leben: ist kein Monolog, aber auch nicht ein bloßes Reden mit Gott.

Wenn wir Gott im Gebet begegnen, wenn wir im Gebet Gott näher kommen, dann kommen wir unvermeidlich auch den Menschen näher, die Gott geschaffen hat und die er retten will.

3.     Kontemplation und Aktion

Der Christ darf und soll sich für reservierte Zeiten von den Menschen und den Verpflichtungen zurückziehen, um exklusiv für den Herrn da zu sein.

Es kann durchaus sein, dass wir eine Stunde in der Mediation oder in der Anbetung sind, ohne dass uns ausdrücklich ein Gedanken an die Bedürfnisse der Menschen bewegt.

Was bedeutet das?

Unser normales Leben ist gekennzeichnet durch Rhythmen, und das gilt auch für unser Leben als Christen: Kontemplation – Aktion und von der Aktion zur Kontemplation.

Wenn wir uns mal für eine Zeit von den Menschen zurückziehen, dann ist das immer nur provisorisch.

Wie in unserem normalen Leben: Momente des Rückzugs und Momente der Aktivität.

Wir leben das Geheimnis Jesu Christi in seiner ganzen Komplexität, in allen Gliedern der Kirche und in allen Jahrhunderten.

Eine Formel:

Der Kontemplative dient den Menschen, indem der Gott dient.

Und der aktive Mensch dient Gott, indem er den Menschen dient.

Beide folgen Jesus nach, denn Jesus war kontemplativ und aktiv. und beide realisieren das eine Mysterium: nämlich das, was Jesus gelebt hat: das inkarnierte Wort Gottes.

Dienstag, 20. Oktober 2020

Predigt zum 29. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A

 

29. Sonntag im Jahreskreis (18.10.2020)

Vorabend: Heilig Geist, München

Sonntag: St. Martin, Illerberg

 

Erste Lesung

·        Jesaja schaut zurück auf die Geschichte und deutet sie.

·        Historisch: das Volk Israel befand sich in der babylonischen Gefangenschaft. Kyrus als  König der Perser, 557-529 vor Christus, erobert Babylon 538.

Folge: Das Volk Israel darf in seine Heimat zurückkehren.

·        Kyrus erhält alle Titel, die dem Volk Gottes und dem zukünftigen Messias zukommen: Gesalbter

·        Kyrus, heidnischer König,  macht Karriere: Gott fasst ihn bei der Hand usw.

·        Gott präsentiert ein Instrument, dessen er sich bedient, um ein außergewöhnliches Werk zu vollbringen.

·        Warum? Zwei Gründe

o   1. Um Israel willen, Ehrennahmen gegeben, ohne Gott zu kennen

o   2. Damit MAN erkennt: Jahwe – der einzige Gott (Exklusivismus (Erwählung) und Universalismus, „Katholizität“ Israels)

·        Ergebnis. Die Botschaft: Jahwe ist der einzige Gott. Er kann alle Instrumente wählen, um seinen Heilswillen durchzusetzen.

·        Sogar die Heiden, die nicht zum Volk Gottes gehören, können den Heilsplan Gottes realisieren und Gott bekanntmachen, ohne Gott und seine Absichten zu kennen.

 

Zweite Lesung

·        1 Thess – der älteste Brief im NT, 20 Jahre nach dem Tod Jesu.

·        Um 50 hatte Paulus die Gemeinde gegründet.

·        Paulus hört vom Wachstum der Gemeinde.

·        Er nennt sie „Kirche“ – und er erklärt, warum er sie „Kirche“ nennt.

·        Die Gemeinde in Thessalonich ist deswegen Kirche, weil die Einzelnen begriffen hatten, wie Gott und der Heilige Geist handeln:

o   Der Vater liebt und erwählt (V. 4)

o   Der Heilige Geist wirkt mit Macht in der Verkündigung des Evangeliums (V. 5)

·        Vater-Gott und der Heilige Geist haben in ihrem Handeln (V. 5) eine zustimmende Antwort gefunden bei den Einzelnen,

·        Und die Einzelnen haben sich im Vater und im Heiligen Geist verbunden (V. 1).

·        Diese Realität ist nicht etwas Verborgenes,

sondern sie wird anschaubar und ansichtig in:

o   Tätiger Glaube

o   Opferbereite Liebe

o   Hoffnung auf das Kommen des Herrn. Advent

·        Die drei theologischen Tugenden, heiligmachende Gnade, Taufgnade.

·        Drei Kennzeichen dafür, dass der Geist des Herrn am Werk ist.

 

Evangelium

·        Wenn wir Jesus eine Frage stellen, dann riskieren wir, mehr zu erfahren, als wir wissen wollen.

·        Damals lautete die Frage: Ist es uns Juden erlaubt, dem heidnischen Kaiser Kopf-Steuern zu zahlen in einem Land, das Gott gehört?

·        Wenn Jesus die Frage bejaht, dann könnte er als Kollaborateur mit der römischen Besatzungsmacht erscheinen.

·        Wenn Jesus die Frage verneint, dann könnte er als Rebell gegen die römische Besatzungsmacht erscheinen.

·        In beiden Fällen würde Jesus in Gefahr geraten. (Das ist die politische Lesart)

·        (Katechetische, christologische Lesart): Im Grunde zeigt sich hier ein Problem der frühen Kirche. Nämlich die Frage: Gibt es eine Handlungsanweisung für den Christen, der unter den heidnischen Bedingungen seiner Umwelt arbeitet?

Diese Frage war aktuell schon in der frühen Kirche – wie heute. (Leben wir in heidnischer oder christlicher Umwelt? Noch christliches Abendland?)

·        Jesus antwortet mit einer Aufforderung. Gebt dem Kaiser, gebt Gott…

·        Das sind zwei gleichklingende Forderungen, die aber sehr verschieden sind.

·        Denn: was gehört denn dem Kaiser? Nichts! Nicht der Kaiser ist wichtig.

·        Und was gehört Gott? Alles! Es geht um den Anspruch Gottes!

·        Was können wir Gott geben? Nicht dies und das! Wir können ihm nur alles geben. Und was ist das alles? Letztlich sind wir!

·        Zurück zur Frage: Gibt es eine Handlungsanweisung für uns Christen in einer heidnischen Umwelt?

·        Vom Evangeliums kommt die Antwort:

o   1. wir haben es nicht nötig, uns aus der Welt zurückzuziehen.

o   2. Wir sollen die heidnische Umwelt von innen her transformieren.

·        Und wie geht das? Dem Kaiser geben, Gott geben…

·        Gott kann man nicht dies oder das oder etwas geben. Gott kann man nur das geben, was ihm gehört. Wir gehören ihm, und das ist unsere Identität.

Also müssen wir unsere Identität realisieren und uns IHM schenken.

·        Dazu vier Hinweise:

o   1. Paulus, Römerbrief 12,1: Ich ermahne euch, meine Brüder, kraft der Barmherzigkeit Gottes, eure Leiber als lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer darzubringen - als euren geistigen Gottesdienst.

o   2. Im Eucharistischen Hochgebet (nach der Wandlung): Er mache uns auf immer zu einer Gabe, die dir wohlgefällt.

o   3. Gabengebet Kirchweihe: Nimm die Gaben an, … und mach auch uns selbst zu einer Gabe, die dir wohlgefällt.

o   4. Das Gebet von Charles de Foucauld: Mein Vater, ich überlasse mich dir, mach mit mir, was dir gefällt. Was du auch tun magst, ich danke dir. Zu allem bin ich bereit, alles nehme ich an. GL 8.7

·        Das meint Jesus, wenn er sagt: Gebt Gott, was Gott gehört.

Mittwoch, 9. September 2020

Predigt am 9. September 2020 in Heilig Geist, München

 

Mittwoch der 23. Woche im JK (9.9.2020)

Heilig Geist, München

 

Nach der Lesung (1 Kor 7,25-31)

·         In diesem Kapitel: Paulus beantwortet Fragen aus der Gemeinde von Korinth. Hier: Ehe und Ehelosigkeit.

·         Grundsätzlich Ja zur Ehe, aber die Ehe als Zugeständnis, nicht als Verpflichtung.

·         Paulus war unverheiratet. Seine Gründe:

o   Die bevorstehende Not, die jetzt schon hereinbricht: die Bedrängnisse der hereinbrechenden Endzeit

o   Die Kürze der noch verbleibenden Zeit bis zur Wiederkunft des Herrn. Das Verständnis von Zeit: Zeit ist nicht mehr ein endloses Dahin-gleiten, sondern ein Hinein-Drängen in die neue Welt Gottes.

o   Die Vergänglichkeit der Welt, d.h.:

o   Die Freiheit, um ungeteilt und ungestört dem Herrn zur Verfügung zu stehen (Jungfräulichkeit). Die christliche Ehelosigkeit (wenn sie denn christlich motiviert ist) ist Ermöglichung des Bleibens beim Herrn und Verfügbarkeit für die Sache des Herrn.

·         Was ergibt sich daraus?

·         In dieser eschatologischen Perspektive beschreibt Paulus die Superiorität der Ehelosigkeit über die Ehe.

·         Wie ist das zu verstehen?

·         Die Ankunft Christi in seiner Menschwerdung und die Wiederkunft Christi am Ende der Zeiten (Vollendung): die Gegenwart mit ihren Werten ist relativ in Bezug auf die Zukunft.

·         Die weltlichen, zeitlichen Realitäten und ihre Werte (Ehe): alles erlaubt und gut. ABER: sie haben nicht mehr eine absoluten Wert. Der absolute Wert ist die kommende Welt Gottes.

·         Diese eschatologische Perspektive initiiert einen relativierenden Prozess für alle heutigen Werte und für alle menschlichen Situationen. Alles wird relativiert im Blick auf die von Gott geschenkte Vollendung.


 

Nach dem Evangelium (Lk 6,20-26)

·         Hier die sog. Feldrede (bei Mt die Bergpredigt)

·         Jesus ist vom Berg herabgestiegen, in der Ebene strömen die Menschen zusammen

·         Jesus spricht zu der großen Schar der Jünger, alle Nachfolgenden.

·         Die Rede hat zwei Teile. Der zweite Teil besteht aus den sog. Wehe-Rufen und endet negativ, depressiv. Darum beginne ich mit der Auslegung des zweiten Teils, um dann mit den positiven Seligpreisungen abschließen zu können.

·         Zweiter Teil: Wehe-Rufe, keine Drohungen, sondern eher Mitleid. Wem gelten die Wehe-Rufe? Denen, die so gelebt haben, als wären die zeitlichen Güter die letzten und endgültigen und bleibenden Werte. Die so gelebt haben, als gäbe es keine transzendenten Werte. Sie haben damit alles verloren, für die Zeit und wenn sie an ihrer Entscheidung auch für die Ewigkeit festhalten – dann haben auch noch für die Ewigkeit alles verloren. Darum das Wehe.

·         Die Seligpreisungen sind eigentlich Glückwünsche: 1) die Armen, 2) die Hungernden, 3) die Weinenden, dann die 4) Gruppe: die gehasst werden, die aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden, die beschimpft werden, die in Verruf gebracht werden – um Jesu willen.

·         Nicht die Armut, der Hunger, das Weinen, die Trauer, nicht die gesellschaftliche Ausgrenzung… wird seliggepriesen.

·         Wer sind die Menschen der Seligpreisung?

·         Jene, die so leben, wie Jesus gelebt hat.

·         Und wie hat Jesus gelebt?

·         Jesus hat nichts von der Welt erwartet. Er war total auf seinen Vater hingeordnet. Und das wurde deutlich in seiner Taufe.

·         Jesus preist selig jene Menschen, die so leben wir er gelebt hat.

·         Die Menschen werden seliggepriesen, die nichts mehr von der Welt erwarten, sondern alles von Gott erwarten.

·         Menschen, die gleichsam die Welt aus dem Blickwinkel Gottes anschauen, von Oben nach Unten (nicht im Sinne des Hochmutes, nicht von Oben herab), sondern aus der Perspektive Gottes.

·         Diese Menschen haben sich total für Gott geöffnet.

·         Sie empfangen einen tiefen Frieden inmitten ihrer irdischen Existenz, die nicht immer sehr attraktiv ist.

·         Gott ist der Reichtum, er sättigt, tröstet und gibt Gemeinschaft, macht sie zu seinen Söhnen und Töchtern. Darum werden diese Personen beglückwünscht.

·         Das ist keine Vorherbestimmung, kein Automatismus. Sondern das ist Gott selber und seine Dynamik. ER wird zur Sättigung, zur Tröstung, zur Gemeinschaft, zur Erfüllung und Stillung unserer tiefsten Sehnsucht, die ER mit unserer Schöpfung in unser Herz gelegt hat.

Sonntag, 16. August 2020

Predigt 20. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr A (16. August 2020) St. Ottilien

Predigt 20. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr A (16. August 2020) St. Ottilien

Liebe Brüder und Schwestern,

betrachten wir das Wort Gottes, welches die Kirche uns heute vorlegt.

Um die Botschaft dieses Sonntages zu erfassen, müssen wir wissen:

Aus der Perspektive der Juden: wird die ganze Menschheit in zwei Blöcke eingeteilt:

-         Da ist das Volk Israel, das heilige Volk Gottes

-         Und dann der ganze Rest der Menschheit: einfach die anderen, die Völker, die Nationen, die Heiden im Sinne der Nicht-Juden, eben: die Hunde, von denen im Evangelium die Rede ist. Nebenbei: In diesem Sinne gehören wir Christen zu den Heiden.

-         Gott hatte Israel auserwählt, um durch Israel alle anderen Völker und die ganze Menschheit zu retten. Das war die Berufung Israels.

Das ist der Hintergrund der Lesungen dieses Sonntages.

Das Evangelium von heute steht in einem größeren Zusammenhang, in dem Jesus auf die Fragen der Jünger antwortet.

Aber es sind auch die Fragen aus der Gemeinde des Matthäus, für die er sein Evangelium geschrieben hatte.

Die Gemeinde des Matthäus bestand aus Juden, die Jesus als Messias angenommen hatten und Christen geworden waren.

Und diese bekehrten Juden fragten sich nun:

Dürfen auch die Heiden, also die Nicht-Juden, in die christliche Gemeinde aufgenommen werden?

Jesus gibt eine doppelte Antwort:

1.      Er sagt etwas. An einer Stelle im Matthäus-Evangelium sagt er: „Lasst sie, es sind blinde Blindenführer, beide werden in die Grube fallen.“ Das ist schon ein Abschied. Denn Jesus hatte erfahren, dass sein eigenes Volk (Israel), ihn und seine Botschaft ablehnt.

2.      Und er tut etwas: er zog sich zurück in das Gebiet von Tyrus und Sidon, in das heidnische Gebiet. Das ist keine geographische Angabe, sondern eine theologische Ansage.

Jesus wusste um seine primäre Sendung an Israel: „Es ist nicht recht, das Brot den Kindern zu nehmen und es den Hunden hinzuwerfen.“

Aber nachdem er von seinem Volk abgelehnt worden war, überschreitet Jesus die engen Grenzen Israels und wendet sich an die Heiden.

In diesem Licht müssen wir das Wort Jesu verstehen.

1.      Die Ablehnung Jesu durch sein Volk erscheint jetzt noch schuldhafter.

2.      Daneben steht die Frau als Repräsentantin der gläubigen Heiden. Ihre demütige Haltung ist beispielhaft für den Glauben, der rettet. Die heidnische Frau weiß um ihre Erlösungsbedürftigkeit. Und sie weiß, dass sie keinen Anspruch darauf hat. Israel hatte das nicht begriffen.

Damit öffnet Jesus die Türe zu einem evangelischen Universalismus, der so sehr evangelisch, so dass er wieder katholische ist.

Das ist das Thema der zweiten Lesung aus dem Römerbrief: Der universale Heilswille Gottes. Gott will alle Völker retten. Das hatte er schon immer gewollt, und dazu hatte er Israel berufen.

Israel hat seine missionarische Berufung und Sendung für alle Völker nicht erkannt und  das von Gott in Christus angebotene Heil abgelehnt.

Paulus benennt diese Schuld Israels.

Und jetzt setzt die wunderbare Pädagogik Gottes ein:

er wendet die schuldhafte Verweigerung Israels zum Heil für alle Völker.

Das kann auch in unserem kleinen, persönlichen, privaten Leben passieren: Wie Gott unsere Verweigerungen, Fehlentscheidungen, unsere Irrtümer und unseren Ungehorsam in den Dienst des Besseren stellen kann.

Und es geht noch weiter.

Das Heil der Heiden provoziert das Heil der Juden.

Woher nimmt Paulus seine Sicherheit? Er hat zwei Argumente.

1.      Die Treue Gottes, die niemals weniger wird. „Unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt.“ – In dieser Treue Gottes stehen Israel und wir.

2.      Das Erbarmen Gottes. In dieser Lesung kommt viermal das Wort Erbarmen vor.

Das Erbarmen korrespondiert mit dem Ungehorsam, kommt auch viermal vor.

Es scheint so, als provoziere der menschliche Ungehorsam das göttliche Erbarmen.

Brauchen wir kein Erbarmen? Wenn ja: Warum brauchen wir das Erbarmen?

Wir brauchen Erbarmen, weil wir ungehorsam sind.

Worin besteht denn unser Ungehorsam?

Eine Antwort gibt uns die Erste Lesung Jesaja.

Da ist eine Verheißung Gottes für die Fremden, für die Nicht-Juden, also auch für uns:

„Die Fremden, die sich dem Herrn angeschlossen haben, die ihm dienen und seinen Namen lieben…“ Diese sogenannten Fremden, diese von Israel verachteten Heiden, ruft der Herr in seine besondere Nähe.

Dafür nennt der Herrn zwei Bedingungen: ihm dienen und seinen Namen lieben.

1.      da ist die Rede von „meinen Bund halten“, „mein heiliger Berg“, „mein Bethaus“, „mein Altar“, „mein Haus“. Es ist so, als wenn Gott sich geradezu in Erinnerung bringen müsste. Es scheint eine Gottvergessenheit zu geben: persönlich, individuell, gesellschaftlich, in der Rechtsprechung, in der Kultur, politisch, global, vielleicht sogar auch kirchlich. Gottvergessenheit!

Das ist unser Ungehorsam. Unser Nicht-hören auf Gott. Ihn nicht mehr ernstnehmen. Dagegen: Gott bringt sich in Erinnerung. Gott macht sich zum Zielpunkt und zum Mittelpunkt des Individuums und der gesamten Menschheitsgeschichte.

Aber nicht automatisch und nicht despotisch, sondern in Abhängigkeit von unserer Zustimmung.

2.      Seinen Namen lieben. Gott lieben. Wie geht das? Die Antwort gibt Jesus im Johannes-Evangelium: Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es der mich liebt.

Dieses Thema ist schon im Tagesgebet angeklungen.

„was kein Auge geschaut und kein Ohr gehört hat, das hast du denen bereitet, die dich lieben.

Lieben: ein spezifisches und qualifiziertes Lieben.

Gott lieben an erster Stelle, und die Schöpfung und die Geschöpfe lieben an zweiter Stelle: den Gatten, die Gattin, die Kinder, die Eltern…

Gib uns ein Herz, das dich in allem und über alles liebt.“ In allem und über alles lieben.

Wenn wir so lieben: Gott über alles und in allem, dann lieben wir alle und alles in der rechten Weise.

Und niemand kommt zu kurz.

Und wir bekommen mehr als wir ersehen, als wir erahnen und uns vorstellen können.

Das ist doch mal eine gute Nachricht.