Predigt
Konventamt St. Ottilien
am 1.
Fastensonntag, 10. März 2019
Liebe Brüder und Schwestern
Ein neuer Weg auf Ostern hat sich aufgetan. In der Ostervigil
erneuern wir unser Tauf-Versprechen.
Die Fastenzeit dient der Vorbereitung und lädt uns ein:
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Auf
das Wort Gottes zu hören
-
Uns
erneut Gott zuzuwenden
-
Mehr
Zeit für das Gebet aufzuwenden
-
Die
Nächstenliebe intensiver zu leben
-
Gott
schenkt uns diese hl. vierzig Tage als eine Zeit der Umkehr und der Buße
(Tagesgebet).
Wozu?
-
Damit
wir in der Erkenntnis Jesu Christi voranschreiten
-
Und
die Kraft seiner Erlösungstat durch ein Leben aus dem Glauben sichtbar machen.
(Tagesgebet)
-
Also:
erkennen und sichtbar machen.
-
Es
geht um unsere Zugehörigkeit zum Herrn
-
und
um unsere persönliche Berufung.
-
Dafür
ist die Fastenzeit besonders geeignet.
-
Denn
sie ist eine lebendige Erinnerung und eine Aktualisierung des Weges, den Jesus
gegangen ist.
-
Sie
ist eine lebendige Erinnerung und Aktualisierung seines Ja-Wortes an den Willen
des Vaters.
-
Und
diesen Weg gehen wir innerhalb der Kirchlichen Gemeinschaft.
-
Die
ganze Kirche geht diesen Weg der Bekehrung, und sie bekehrt sich nur in dem
Maße, wie sich der einzelne Christ sich bekehrt, sei er nun Kardinal oder Laie.
1.
Eine Zeit der Entscheidungen
Es gibt Momente in unserem Leben, da wir Entscheidungen
treffen müssen:
In Bezug auf den Beruf, für die Familie, für die Ausbildung
der Kinder, oder noch bedeutender: welche Richtung will ich meinem Leben geben:
auf welche Werte oder Pseudo-Werte richte ich mein Leben aus?
Als Getaufte haben wir schon eine fundamentale Entscheidung
getroffen:
-
Für
Christus
-
Und
für die Werte des Evangeli., von denen wir unser Leben bestimmen lassen.
Aber nun leben wir in der Welt:
-
Wir
leben in diesem weltlichen Klima, in der weltlichen Atmosphäre
-
Wir
stehen unter negativen Einflüssen
-
Zuweilen
sind wir versucht, gewissen Mythen zu verfallen: des Profits, des Konsumismus, mehr
dem Haben als dem Sein zu vertrauen.
-
Diese
Mythen sind verlockend und können uns verleiten, unsere fundamentale
Entscheidung in Frage zu stellen, besonders wenn uns der kritische Verstand abgeht.
-
Wie
können wir diesen Manipulationen der Wahrheit begegnen?
-
Wie
können wir diese Verführungen erkennen?
-
Die
Antwort gibt uns das Evangelium:
-
Nur
das Wort Gottes:
-
es
ist das Kriterium der Unterscheidung und es ist eine befreiende Gnade.
-
Darum
werden wir zum Schluss der Messe Gott bitten:
-
Stärke
uns mit jedem Wort, das aus deinem Mund hervorgeht.
-
Christus
macht die teuflische List des Versuchers zunichte
-
Und
lässt uns die Bosheit des Feindes durchschauen. (Präfation)
Die Liturgie des 1. Fastensonntages stellt uns Jesus als den neuen
Adam vor – Jesus als der Anfang einer neuen Menschheit. (Evangelium Lukas)
In der Wüste macht auch er die Erfahrung der Unsicherheit. Es
ist die Frage:
soll ich der Versuchung zur Macht und zum raschen Erfolg
nachgeben?
Oder soll ich mich meinem himmlischen Vater anvertrauen?
Er entscheidet sich für den Willen des Vaters.
Neben seinem Vater gibt es keine anderen Geschöpfe, die es
verdienen vergöttert zu werden.
Gegenüber allen Täuschungen des Versuchers und aller
Verführung zur Macht – Jesus erneuert seine Entscheidung für seinen Vater.
„Gott allen anbeten und nur ihm dienen.“
Der absolute Primat Gottes! Gott an die erste Stelle treten
lassen.
Das heißt in der Folge davon: den Menschen in den Blick
nehmen.
Gott lehrt mich, dem Menschen gerecht zu werden.
2.
Ein Blick auf die Erste Lesung
Das Volk Israel hat immer die Erinnerung an die Großtaten des
Herrn wachgehalten, besonders die Erinnerung an den Exodus: an die Befreiung
aus der Versklavung.
Israel hat seine Existenz mit einem Glaubensbekenntnis
zusammengefasst, es ist eine Kurzform der Heilsgeschichte. Wir haben es in der
Ersten Lesung gehört.
Israel bekennt: seine Würde
als Volk Gottes und die Gabe des Landes
– das sind Werke Gottes. ER ist der Herr der Geschichte.
Dieses Glaubensbekenntnis hat etwas bewirkt:
-
ein
klares Wissen davon, dass Gott die Initiative ergreift
-
und
das Vertrauen, dass Gott mitgeht, dabeibleibt, dass er hilft.
Das ist die Struktur des Glaubens:
-
erst
muß Gott sich zu erfahren geben, er muß seine Nähe, sein Mit-gehen, sein
Da-sein unter Beweis stellen
-
erst
müssen wir Gott erfahren.
-
Dann können wir bekennen: alles ist gut
ausgegangen: denn Gott hat alles in der Hand, er hat mich geführt. Dann können
wir uns ihm auch für die Zukunft anvertrauen.
-
Wer
Gott glaubt, der radikalisiert sich in Gott.
-
Der
lässt sich vom Wort Gottes leiten.
-
Und
der kann – wie Jesus – die Schwierigkeiten des Lebens überwinden: der schreitet
über Löwen und Nattern, tritt nieder Löwen und Drachen. Und dessen Fuß stößt
nicht an einem Stein: nicht weil es keine Schwierigkeiten gäbe. Sondern weil er
die Schwierigkeiten im Licht des Wortes sieht und sie angeht.
Dasselbe Thema begegnet uns in der Zweiten Lesung.
Paulus fordert uns auf, in Tod und Auferstehung Jesu das
Fundament und das Zentrum unseres christlichen Lebens zu erkennen.
Das Glaubensbekenntnis des neuen Gottesvolkes, also der
Kirche, unser Credo, mein Glaubensbekenntnis lautet: Gott hat Jesus von den
Toten auferweckt und zum Herrn der Menschheit gemacht, des Universums, der
Geschichte.
Dieses Anerkennen schließt Mund und Herz ein: „mit dem Mund
bekennen und im Herzen glauben“.
Es geht also um dich
als ganzen Menschen in deiner Offenheit für den Glauben, für deine fundamentale
Entscheidung für die Taufgnade, für dein Zeugnis eines christlichen Lebens –
oft genug ohne Worte.
3.
Fastenzeit als eine Zeit für das
Gebet
Jesus als den Herrn meines Lebens anerkennen – das bedeutet,
-
dass
ich nicht neutral bleiben kann gegenüber den Verpflichtungen, die sich aus der
Taufe ergeben,
-
dass
ich eine Position für Jesus beziehen muss.
Es gibt eine privilegierte Zeit und einen privilegierten Ort
für mein Bekenntnis des Glaubens: das Gebet:
-
das
Gebet ist Ausdruck deiner Anerkenntnis der Herrschaft Gottes über dein Leben
-
das
Gebet ist der Ausdruck deiner Gotteskindschaft, damit antwortest du deinem
himmlischen Vater.
Neben Fasten/Werken der Nächstenliebe ist das Gebet das
stärkste Element der Fastenzeit.
Es wäre unehrlich, wenn wir jetzt sagen: Das ganze Leben sei
Gebet. Das kann richtig sein. Diese Rede kann aber auch eine Methode sein, um
in eleganter und frommer Weise unsere Faulheit zu verschleiern.
Wenn wir uns vor qualifizierten und spezifischen Zeiten des
Gebets drücken, dann könnte das ein Hinweis darauf sein, dass wir einen
schwachen Glauben haben. Die Krise des Glaubens hat zur Folge die Krise der
Moral. Und diese zeigt sich in unserer Anfälligkeit für die Sünde.
Andererseits: um unseren Glauben wahrhaftig zu bekennen,
reicht es nicht aus, wenn wir leere Gebetsformeln sprechen – ohne authentisch zu
beten.
Was zählt, das ist unsere Übereinstimmung mit dem liebenden
Willen des himmlischen Vaters.
Wenn wir so leben, dann können wir im Alltag die rechte
evangeliumsgemäße Wahl treffen. Und dann erfahren wir die wahre Freiheit als
Kinder Gottes.
Darum werden wir zum Schluss der Messe Gott bitten:
Stärke uns mit jedem Wort, das aus deinem Mund hervorgeht.
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