Dienstag, 12. März 2019


Predigt Konventamt St. Ottilien
am 1. Fastensonntag, 10. März 2019

Liebe Brüder und Schwestern
Ein neuer Weg auf Ostern hat sich aufgetan. In der Ostervigil erneuern wir unser Tauf-Versprechen.
Die Fastenzeit dient der Vorbereitung und lädt uns ein:
-         Auf das Wort Gottes zu hören
-         Uns erneut Gott zuzuwenden
-         Mehr Zeit für das Gebet aufzuwenden
-         Die Nächstenliebe intensiver zu leben
-         Gott schenkt uns diese hl. vierzig Tage als eine Zeit der Umkehr und der Buße (Tagesgebet).
Wozu?
-         Damit wir in der Erkenntnis Jesu Christi voranschreiten
-         Und die Kraft seiner Erlösungstat durch ein Leben aus dem Glauben sichtbar machen. (Tagesgebet)
-         Also: erkennen und sichtbar machen.
-         Es geht um unsere Zugehörigkeit zum Herrn
-         und um unsere persönliche Berufung.
-         Dafür ist die Fastenzeit besonders geeignet.
-         Denn sie ist eine lebendige Erinnerung und eine Aktualisierung des Weges, den Jesus gegangen ist.
-         Sie ist eine lebendige Erinnerung und Aktualisierung seines Ja-Wortes an den Willen des Vaters.
-         Und diesen Weg gehen wir innerhalb der Kirchlichen Gemeinschaft.
-         Die ganze Kirche geht diesen Weg der Bekehrung, und sie bekehrt sich nur in dem Maße, wie sich der einzelne Christ sich bekehrt, sei er nun Kardinal oder Laie.

1.     Eine Zeit der Entscheidungen
Es gibt Momente in unserem Leben, da wir Entscheidungen treffen müssen:
In Bezug auf den Beruf, für die Familie, für die Ausbildung der Kinder, oder noch bedeutender: welche Richtung will ich meinem Leben geben: auf welche Werte oder Pseudo-Werte richte ich mein Leben aus?
Als Getaufte haben wir schon eine fundamentale Entscheidung getroffen:
-         Für Christus
-         Und für die Werte des Evangeli., von denen wir unser Leben bestimmen lassen.
Aber nun leben wir in der Welt:
-         Wir leben in diesem weltlichen Klima, in der weltlichen Atmosphäre
-         Wir stehen unter negativen Einflüssen
-         Zuweilen sind wir versucht, gewissen Mythen zu verfallen: des Profits, des Konsumismus, mehr dem Haben als dem Sein zu vertrauen.
-         Diese Mythen sind verlockend und können uns verleiten, unsere fundamentale Entscheidung in Frage zu stellen, besonders wenn uns der kritische Verstand abgeht.
-         Wie können wir diesen Manipulationen der Wahrheit begegnen?
-         Wie können wir diese Verführungen erkennen?
-         Die Antwort gibt uns das Evangelium:
-         Nur das Wort Gottes:
-         es ist das Kriterium der Unterscheidung und es ist eine befreiende Gnade.
-         Darum werden wir zum Schluss der Messe Gott bitten:
-         Stärke uns mit jedem Wort, das aus deinem Mund hervorgeht.
-         Christus macht die teuflische List des Versuchers zunichte
-         Und lässt uns die Bosheit des Feindes durchschauen. (Präfation)
Die Liturgie des 1. Fastensonntages stellt uns Jesus als den neuen Adam vor – Jesus als der Anfang einer neuen Menschheit. (Evangelium Lukas)
In der Wüste macht auch er die Erfahrung der Unsicherheit. Es ist die Frage:
soll ich der Versuchung zur Macht und zum raschen Erfolg nachgeben?
Oder soll ich mich meinem himmlischen Vater anvertrauen?
Er entscheidet sich für den Willen des Vaters.
Neben seinem Vater gibt es keine anderen Geschöpfe, die es verdienen vergöttert zu werden.
Gegenüber allen Täuschungen des Versuchers und aller Verführung zur Macht – Jesus erneuert seine Entscheidung für seinen Vater. „Gott allen anbeten und nur ihm dienen.“
Der absolute Primat Gottes! Gott an die erste Stelle treten lassen.
Das heißt in der Folge davon: den Menschen in den Blick nehmen.
Gott lehrt mich, dem Menschen gerecht zu werden.

2.     Ein Blick auf die Erste Lesung
Das Volk Israel hat immer die Erinnerung an die Großtaten des Herrn wachgehalten, besonders die Erinnerung an den Exodus: an die Befreiung aus der Versklavung.
Israel hat seine Existenz mit einem Glaubensbekenntnis zusammengefasst, es ist eine Kurzform der Heilsgeschichte. Wir haben es in der Ersten Lesung gehört.
Israel bekennt: seine Würde als Volk Gottes und die Gabe des Landes – das sind Werke Gottes. ER ist der Herr der Geschichte.
Dieses Glaubensbekenntnis hat etwas bewirkt:
-         ein klares Wissen davon, dass Gott die Initiative ergreift
-         und das Vertrauen, dass Gott mitgeht, dabeibleibt, dass er hilft.
Das ist die Struktur des Glaubens:
-         erst muß Gott sich zu erfahren geben, er muß seine Nähe, sein Mit-gehen, sein Da-sein unter Beweis stellen
-         erst müssen wir Gott erfahren.
-         Dann können wir bekennen: alles ist gut ausgegangen: denn Gott hat alles in der Hand, er hat mich geführt. Dann können wir uns ihm auch für die Zukunft anvertrauen.
-         Wer Gott glaubt, der radikalisiert sich in Gott.
-         Der lässt sich vom Wort Gottes leiten.
-         Und der kann – wie Jesus – die Schwierigkeiten des Lebens überwinden: der schreitet über Löwen und Nattern, tritt nieder Löwen und Drachen. Und dessen Fuß stößt nicht an einem Stein: nicht weil es keine Schwierigkeiten gäbe. Sondern weil er die Schwierigkeiten im Licht des Wortes sieht und sie angeht.
Dasselbe Thema begegnet uns in der Zweiten Lesung.
Paulus fordert uns auf, in Tod und Auferstehung Jesu das Fundament und das Zentrum unseres christlichen Lebens zu erkennen.
Das Glaubensbekenntnis des neuen Gottesvolkes, also der Kirche, unser Credo, mein Glaubensbekenntnis lautet: Gott hat Jesus von den Toten auferweckt und zum Herrn der Menschheit gemacht, des Universums, der Geschichte.
Dieses Anerkennen schließt Mund und Herz ein: „mit dem Mund bekennen und im Herzen glauben“.
Es geht also um dich als ganzen Menschen in deiner Offenheit für den Glauben, für deine fundamentale Entscheidung für die Taufgnade, für dein Zeugnis eines christlichen Lebens – oft genug ohne Worte.

3.     Fastenzeit als eine Zeit für das Gebet
Jesus als den Herrn meines Lebens anerkennen – das bedeutet,
-         dass ich nicht neutral bleiben kann gegenüber den Verpflichtungen, die sich aus der Taufe ergeben,
-         dass ich eine Position für Jesus beziehen muss.
Es gibt eine privilegierte Zeit und einen privilegierten Ort für mein Bekenntnis des Glaubens: das Gebet:
-         das Gebet ist Ausdruck deiner Anerkenntnis der Herrschaft Gottes über dein Leben
-         das Gebet ist der Ausdruck deiner Gotteskindschaft, damit antwortest du deinem himmlischen Vater.
Neben Fasten/Werken der Nächstenliebe ist das Gebet das stärkste Element der Fastenzeit.
Es wäre unehrlich, wenn wir jetzt sagen: Das ganze Leben sei Gebet. Das kann richtig sein. Diese Rede kann aber auch eine Methode sein, um in eleganter und frommer Weise unsere Faulheit zu verschleiern.
Wenn wir uns vor qualifizierten und spezifischen Zeiten des Gebets drücken, dann könnte das ein Hinweis darauf sein, dass wir einen schwachen Glauben haben. Die Krise des Glaubens hat zur Folge die Krise der Moral. Und diese zeigt sich in unserer Anfälligkeit für die Sünde.
Andererseits: um unseren Glauben wahrhaftig zu bekennen, reicht es nicht aus, wenn wir leere Gebetsformeln sprechen – ohne authentisch zu beten.
Was zählt, das ist unsere Übereinstimmung mit dem liebenden Willen des himmlischen Vaters.
Wenn wir so leben, dann können wir im Alltag die rechte evangeliumsgemäße Wahl treffen. Und dann erfahren wir die wahre Freiheit als Kinder Gottes.
Darum werden wir zum Schluss der Messe Gott bitten:
Stärke uns mit jedem Wort, das aus deinem Mund hervorgeht.

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