Freitag, 21. September 2018

Predigt 22. Sonntag in Oberschönenfeld

Predigt am 22. Sonntag (2.9.2018) in der Kirche der Zisterzienserinnen-Abtei Oberschönenfeld
Anwesend waren mehr Laien als Nonnen

Liebe Christen,
wissen Sie noch, worum wir Gott im heutigen Tagesgebet gebeten haben?
Ich wüsste es auch nicht - wenn ich das Gebet nicht vorher mehrmals gelesen hätte.
Diese Orationen sind ursprünglich lateinisch formuliert, eine sehr dichterische Sprache, auf das Wesentliche reduziert, in einer sehr gehobenen Sprache.
Diese Gebete gehen zum einen Ohr hinein und zum anderen hinaus und beim Amen wissen wir schon nicht mehr, worum wir eigentlich gebeten haben.
Es lohnt sich, das heutige Tagesgebet genauer.

1. "Von dir kommt alles Gute"
Das ist ein Glaubensbekenntnis und ein Lobpreis.
Gott ist gut, er liebt nicht nur, er IST die Liebe, darum kommt alles Gute von IHM und nur das Gute. Gott kann nichts Schlechtes schicken. Das kommt nicht von ihm, ist nicht gewollt von ihm.
"Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater der Gestirne" (Zweite Lesung)

2. Die Bitten:

a) "Pflanze in unser Herz die Liebe zu deinem Namen ein"
Aha, da wird etwas eingepflanzt. Was? Die Liebe!
Nun ist uns die Liebe schon gegeben, mit der Taufgnade. Glaube, Hoffnung, Liebe - sind uns schon gegeben, gratis, das sind die eingegossenen Tugenden. Liebe ist uns gegeben.
Aber offensichtlich kann sie wachsen. Dazu muss sie eingepflanzt werden, muß sich verwurzeln.
"Auch das Wort der Wahrheit" ist "in uns "eingepflanzt" (zweite Lesung)
Darum bitten wir Gott. Und es ist gut, Gott darum zu bitten, denn so machen wir uns die Notwendigkeit bewußt, dass wir unsere Zustimmung geben können und müssen.

b) die zweite Bitte: "Binde uns immer mehr an dich."
Aha, wir bitten darum, gebunden zu werden. nicht an irgend etwas oder an irgend eine mehr oder weniger vertrauenswürdige Person. Sondern Gott, an den, der die Liebe zu seinem Namen in uns eingepflanzt hat.
Aber: werden wir dann nicht unfrei?
Darum das Ziel dieser Bitte: "Damit in uns wächst, was gut und heilig ist." Denn: Alles Gute kommt von Dir.
Also: wir verlieren nicht unsere Freiheit, sondern es wächst in uns, was gut und heilig ist.
Wir können auch sagen: WIR wachsen in den natürlichen Gaben (unsere Schöpfung, Mann-Sein, Frau-Sein, Kreativität, Intelligenz, Musikalität, Fürsorge für andere...) und in den übernatürlichen Gaben (Glaube, Hoffnung, Liebe), die Gott uns geschenkt hat. Wir wachsen und reifen in unserer menschlichen, personalen Entwicklung und in unserer christlichen Berufung zur Heiligkeit.

c) die dritte Bitte: "Wache über uns und erhalte, was du gewirkt hast".
O, wie gut, dass ER das tut, dass er über uns wacht und dass er das in uns erhält - damit wir nicht leichtsinnig das auf's Spiel setzen und korrumpieren oder verlieren, was "gut und heilig ist" in uns.

Das sind die drei Bitten an Gott. Da hat Gott einiges an uns und für uns zu tun.
Und was tun wir? oder was können wir tun?
Das sagt Gott uns in seinem Wort zu diesem Sonntag:

Erste Lesung: Die Gebot halten. Kenn wir sie? Es gibt ja nicht nur die 10 Gebote, sondern auch die 5 Kirchengebote. Kennen wir sie?

Zweite Lesung: Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach. Dann werden beispielhaft einige soziale Werke aufgezählt und als "reiner und makelloser Dienst vor Gott, dem Vater" qualifiziert.

Evangelium: Aus einem verunreinigten Herzen kommt der ganze Mist. Wir verunreinigen unser Herz, wenn wir nicht von ganzem Herzen vergeben: nach dem Vorbild Jesu. Wir müssen und können uns um ein reines Herz bemühen: wenn wir immer und sofort von Herzen vergeben, siebenmal siebzigmal. Und das ist mehr und etwas anderes, als beim Friedensgruß dem Banknachbarn zur Rechten und Linken die Hand zu reichen. Echte Vergebung bewirkt das reine Herz.

Dann wächst in uns die Liebe zum SEINEM Namen.
Dann wächst in uns, was gut und heilig ist.
Aber daran müssen wir uns immer wieder erinnern.
Darum hören wir das gute Wort Gottes und feiern wir die sonntägliche Eucharistie




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