Predigt am Ersten
Adventssonntag (30.11.2025)
9.15 Uhr im
Konventamt in St. Ottilien
Erste Lesung Jesaja
2,1-5
Zweite Lesung
Römerbrief 13,11-14a
Evangelium Matthäus
24,37-44
Pater Willibrord Driever OSB
Liebe Brüder und Schwestern,
Was denken Sie, wenn Sie das Wort Advent hören?
O Gott, bald ist ja schon wieder Weihnachten! Was
schenke ich denn? Und die Einkäufe für die Festtage.
Also: Advent – Vorbereitung auf Weihnachten.
Das ist schon richtig, und das hat auch seinen Platz
in der Liturgie, aber nur am Ende der Advents-Zeit in den letzten sieben Tagen,
vom 17. bis zum 23. Dezember
Die längste Zeit des Advent, vom 1. Adventssonntag bis
zum 16. Dezember, hat eine andere Bedeutung. Welche?
-
Der Advent
erinnert uns an eine einfache und wichtige Glaubenswahrheit.
-
an ein Geheimnis
unseres Glaubens, nämlich dass unser Herr und Heiland Jesus Christus
wiederkommen wird in Herrlichkeit.
-
Und wann soll das
geschehen?
-
Nicht am Ende der
Zeiten aus Anlass einer kosmischen Katastrophe.
-
Sondern wenn er,
der Herr, die Zeiten vollenden wird, also bei der Vollendung der Zeiten.
-
An diese Wahrheit
erinnert uns der Advent: in jeder heiligen Messe:
An jedem Sonntag bekennen wir im Großen
Glaubensbekenntnis:
„Er (=Christus) sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
zu richten die Lebenden und die Toten;
und seiner Herrschaft wird kein Ende sein.“
Und im Apostolischen Glaubensbekenntnis bekennen wir:
„…er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen
Vaters;
von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und
die Toten.“
In jeder Eucharistiefeier, nach der Wandlung: singen
oder sprechen wir:
“Deinen Tod, o Herr, verkünden wir,
und deine Auferstehung preisen wir … wie lange?
bis du kommst in Herrlichkeit.“
Im Dritten Hochgebet beten wir:
„Wir verkünden sein heilbringendes Leiden,
seine glorreiche Auferstehung und Himmelfahrt
und erwarten seine Wiederkunft.“
Im Vierte Hochgebet beten wir:
„Wir verkünden den Tod deines Sohnes
und sein Hinabsteigen zu den Vätern,
bekennen seine Auferstehung und Himmelfahrt
und erwarten sein Kommen in Herrlichkeit.“
Und in jeder Eucharistiefeier betet der Priester in
der Weiterführung des VU:
„Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns
vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers
Jesus Christus erwarten.“
Glauben wir das? Erwarten wir die wirklich volle
Zuversicht?
Wenn wir IHN und seine Wiederkunft nicht erwarten oder
das nicht glauben oder überhaupt nicht „auf dem Schirm“ haben, dann will uns
der Advent genau das in Erinnerung rufen. Was genau?
Nicht das Kind in der Krippe. Und erst recht nicht den
Weihnachtsmann.
Sondern dieses Geheimnis unseres Glaubens: dass da
einer auf uns zukommt.
Der auf uns zukommt – ist das Wort Gottes,
menschgeworden im Schoß der Jungfrau, gekreuzigt, gestorben und auferweckt,
erhöht zum Vater, der die Wundmale seines Leidens als Zeichen seiner Identität
an seinem verklärten Leib trägt.
ER kommt auf uns zu. Immer und jetzt, in dieser
Heiligen Messe, im Mitmenschen und im Augenblick unseres je persönlichen Todes
und bei der Vollendung der Zeiten.
„Jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir
gläubig wurden.“ (Paulus in der Zweiten Lesung)
Das stimmt immer. - In jedem Augenblick ist das Heil
uns näher als zuvor.
ER, das Heil in Person, kommt immer auf uns zu.
Darum haben wir Christen immer Zukunft.
Weil ER immer auf uns zu kommt.
In diesem Sinne interpretieren wir die
Herz-Jesu-Darstellung im Baldachin über dem Tabernakel:
Es ist der am Ende der Zeiten auf den Wolken des
Himmels wiederkommende Christus.
Er ist der Zielpunkt, auf den deine persönliche
Geschichte und die Geschichte der gesamten Menschheit hinzielt.
Das ist eine sichere Hoffnung, fest gegründet.
Die Kirche erkennt in den Worten des Propheten Jesaja
eine Vorausahnung dieser gesicherten Hoffnung, eine Vorausahnung dieser Zukunft.
In der ersten Lesung haben wir davon gehört:
Am Ende der Tage wird es geschehen:
Der Berg mit dem Haus des Herrn
Steht fest gegründet als höchster der Berge; Er
überragt alle Hügel.
Die sichere Hoffnung hat praktische Konsequenzen.
Paulus spricht davon in der Zweiten Lesung: es sind im
Grunde drei Punkte:
1. ablegen die Werke der Finsternis,
2. anlegen die Waffen des Lichtes. Paulus
gebraucht eine kriegerische Sprache.
Christliches Leben als Kampf, als Kriegsdienst. Geistliche
Waffenrüstung (Epheser)
3. Ehrenhaft leben wie am Tag. Modern gesprochen:
transparent sein.
Paulus fasst zusammen: Legt als neues Gewand den Herrn
Jesus Christus an.
D. h.: übernehmt seine Gesinnung, seine Lebensart.
Das Tagesgebet spricht von „Taten der Liebe“.
Was Paulus uns hier empfiehlt, das ist im Grunde
nichts anderes als eine Lebensführung aus der Taufgnade und aus der Taufverpflichtung.
Das wäre dann die Praxis der Wachsamkeit, von der
Jesus im Evangelium gesprochen hat.
Dass ER kommt – das ist sicher.
Wann ER kommt – das ist unsicher. Darum: Seid wachsam.
Wenn wir das Wollen – und dieses Wollen ist schon vom
Herrn geschenkt, dann schenkt er auch das Vollbringen.
„Herr, unser Gott, alles steht in deiner Macht;
du schenkst das Wollen und das Vollbringen.
Hilf uns, dass wir auf dem Weg der Gerechtigkeit
Christus entgegengehen
Und uns durch Taten der Liebe auf seine Ankunft
vorbereiten,
damit wir den Platz zu seiner Rechten erhalten,
wenn er wiederkommt in Herrlichkeit.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen