Mittwoch, 3. Dezember 2025

Predigt Erster Adventssonntag Lesejahr A am 30.11.2025 in der Klosterkirche von St. Ottilien

 

Predigt am Ersten Adventssonntag (30.11.2025)

9.15 Uhr im Konventamt in St. Ottilien

 

Erste Lesung Jesaja 2,1-5

Zweite Lesung Römerbrief 13,11-14a

Evangelium Matthäus 24,37-44

 

Pater Willibrord Driever OSB

 

Liebe Brüder und Schwestern,

Was denken Sie, wenn Sie das Wort Advent hören?

O Gott, bald ist ja schon wieder Weihnachten! Was schenke ich denn? Und die Einkäufe für die Festtage.

Also: Advent – Vorbereitung auf Weihnachten.

Das ist schon richtig, und das hat auch seinen Platz in der Liturgie, aber nur am Ende der Advents-Zeit in den letzten sieben Tagen, vom 17. bis zum 23. Dezember

Die längste Zeit des Advent, vom 1. Adventssonntag bis zum 16. Dezember, hat eine andere Bedeutung. Welche?

-        Der Advent erinnert uns an eine einfache und wichtige Glaubenswahrheit.

-        an ein Geheimnis unseres Glaubens, nämlich dass unser Herr und Heiland Jesus Christus wiederkommen wird in Herrlichkeit.

-        Und wann soll das geschehen?

-        Nicht am Ende der Zeiten aus Anlass einer kosmischen Katastrophe.

-        Sondern wenn er, der Herr, die Zeiten vollenden wird, also bei der Vollendung der Zeiten.

-        An diese Wahrheit erinnert uns der Advent: in jeder heiligen Messe:

 

An jedem Sonntag bekennen wir im Großen Glaubensbekenntnis:

„Er (=Christus) sitzt zur Rechten des Vaters

und wird wiederkommen in Herrlichkeit,

zu richten die Lebenden und die Toten;

und seiner Herrschaft wird kein Ende sein.“

 

Und im Apostolischen Glaubensbekenntnis bekennen wir:

„…er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;

von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“

 

In jeder Eucharistiefeier, nach der Wandlung: singen oder sprechen wir:
“Deinen Tod, o Herr, verkünden wir,

und deine Auferstehung preisen wir … wie lange?

bis du kommst in Herrlichkeit.“

 

Im Dritten Hochgebet beten wir:

„Wir verkünden sein heilbringendes Leiden,

seine glorreiche Auferstehung und Himmelfahrt

und erwarten seine Wiederkunft.“

 

Im Vierte Hochgebet beten wir:

„Wir verkünden den Tod deines Sohnes

und sein Hinabsteigen zu den Vätern,

bekennen seine Auferstehung und Himmelfahrt

und erwarten sein Kommen in Herrlichkeit.“

 

Und in jeder Eucharistiefeier betet der Priester in der Weiterführung des VU:

„Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten.“

 

Glauben wir das? Erwarten wir die wirklich volle Zuversicht?

 

Wenn wir IHN und seine Wiederkunft nicht erwarten oder das nicht glauben oder überhaupt nicht „auf dem Schirm“ haben, dann will uns der Advent genau das in Erinnerung rufen. Was genau?

 

Nicht das Kind in der Krippe. Und erst recht nicht den Weihnachtsmann.

 

Sondern dieses Geheimnis unseres Glaubens: dass da einer auf uns zukommt.

Der auf uns zukommt – ist das Wort Gottes, menschgeworden im Schoß der Jungfrau, gekreuzigt, gestorben und auferweckt, erhöht zum Vater, der die Wundmale seines Leidens als Zeichen seiner Identität an seinem verklärten Leib trägt.

 

ER kommt auf uns zu. Immer und jetzt, in dieser Heiligen Messe, im Mitmenschen und im Augenblick unseres je persönlichen Todes und bei der Vollendung der Zeiten.

 

„Jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden.“ (Paulus in der Zweiten Lesung)

 

Das stimmt immer. - In jedem Augenblick ist das Heil uns näher als zuvor.

 

ER, das Heil in Person, kommt immer auf uns zu.

Darum haben wir Christen immer Zukunft.

Weil ER immer auf uns zu kommt.

 

In diesem Sinne interpretieren wir die Herz-Jesu-Darstellung im Baldachin über dem Tabernakel:

Es ist der am Ende der Zeiten auf den Wolken des Himmels wiederkommende Christus.

Er ist der Zielpunkt, auf den deine persönliche Geschichte und die Geschichte der gesamten Menschheit hinzielt.

Das ist eine sichere Hoffnung, fest gegründet.

 

Die Kirche erkennt in den Worten des Propheten Jesaja eine Vorausahnung dieser gesicherten Hoffnung, eine Vorausahnung dieser Zukunft.

In der ersten Lesung haben wir davon gehört:
Am Ende der Tage wird es geschehen:
Der Berg mit dem Haus des Herrn

Steht fest gegründet als höchster der Berge; Er überragt alle Hügel.

 

Die sichere Hoffnung hat praktische Konsequenzen.

Paulus spricht davon in der Zweiten Lesung: es sind im Grunde drei Punkte:

1.    ablegen die Werke der Finsternis,

2.    anlegen die Waffen des Lichtes. Paulus gebraucht eine kriegerische Sprache.

Christliches Leben als Kampf, als Kriegsdienst. Geistliche Waffenrüstung (Epheser)

3.    Ehrenhaft leben wie am Tag. Modern gesprochen: transparent sein.

Paulus fasst zusammen: Legt als neues Gewand den Herrn Jesus Christus an.

D. h.: übernehmt seine Gesinnung, seine Lebensart.

Das Tagesgebet spricht von „Taten der Liebe“.

 

Was Paulus uns hier empfiehlt, das ist im Grunde nichts anderes als eine Lebensführung aus der Taufgnade und aus der Taufverpflichtung.

 

Das wäre dann die Praxis der Wachsamkeit, von der Jesus im Evangelium gesprochen hat.

Dass ER kommt – das ist sicher.

Wann ER kommt – das ist unsicher. Darum: Seid wachsam.

 

Wenn wir das Wollen – und dieses Wollen ist schon vom Herrn geschenkt, dann schenkt er auch das Vollbringen.

 

„Herr, unser Gott, alles steht in deiner Macht;

du schenkst das Wollen und das Vollbringen.

Hilf uns, dass wir auf dem Weg der Gerechtigkeit

Christus entgegengehen

Und uns durch Taten der Liebe auf seine Ankunft vorbereiten,

damit wir den Platz zu seiner Rechten erhalten,

wenn er wiederkommt in Herrlichkeit.

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