Predigt
Heilige Messe in
Heilig-Geist, München
29. Juli 2020,
Gedenktag der hl. Marta
Lesung 1 Joh 4,7-16
Worin besteht die Liebe?
Darin dass Gott uns geliebt hat.
Was ist das für eine Liebe? Eben göttlich. Dh: nicht
menschlich.
Unsere menschliche Liebe: wie wir (begrenzt,
bedingt)
Gott unbegrenzt, unbedingt.
Wenn wir das be-greifen, werden wir liebesfähig.
Göttliche Liebe will in uns gott-menschliche Liebe
werden.
Nicht irgendeine Tugendübung.
Sie macht unser Tun erst menschlich.
Ohne diese Liebe ist unser Tun – vielleicht sehr
eifrig, aber unmenschlich, unchristlich.
Schenkende, helfende, verzeihende Liebe Ist Antwort
auf die Liebe Gottes zu uns. – Größe unserer Berufung.
Evangelium Lk 10,38-42:
Das ist die Geschichte vom Besuch Jesu bei Martha
und Maria.
Lukas erzählt in seinem Sondergut von einer Frau
namens Marta, die Jesus in ihrem Haus Unterkunft gewährte.
Nur nebenbei kommt die Rede auf Maria, die Schwester
der Gastgeberin: sie setzt sich zu Füßen nieder und hört auf sein Wort.
Die Szene springt sofort wieder zurück zu der
geschäftigen Maria; sie ist um das leibliche Wohl des Gastes besorgt, und sie
beschwert sich bei Jesus über die Untätigkeit ihrer Schwester Maria.
Jesus antwortet nun der Marta und spricht sie direkt
an: Dadurch tritt Maria auf der thematischen Ebene in den Mittelpunkt: Sie hat
den besseren Teil erwählt, der ihr nicht genommen wird.
Was ist denn dieses „Eine Notwendige“, der „Bessere
Teil“?
Es geht um Probleme in der Gemeinde, und diese
werden in den Verhaltensweisen der beiden Schwestern dargestellt.
In der Gemeinde des Lukas scheint sich ein
geschäftlicher christlicher Aktivismus breitgemacht zu haben.
Möglicherweise will Lukas mit seiner verhaltenen
Kritik an der dienenden Marta ein Korrektiv zur Werkfrömmigkeit geben: Der
Liebesdienst ist wichtig, aber er darf den Wort-Dienst, das Hören des Worte,
nicht verdrängen.
Der Liebesdienst darf uns nicht taub machen für das
Hören des Wortes Gottes.
Die Prioritäten waren also in der Gemeinde falsch
gesetzt.
Das scheint also scheint nach Lukas das „Eine
Notwendige“ zu sein: Der Bessere Teil.
Blicken wir uns noch etwas um im Lukas-Evangelium,
ob wir dafür eine Bestätigung finden. Ich werde jetzt einfach die Stellen aus
dem Lukas-Evangelium vorlesen, an denen vom Hören des Wortes die Rede ist.
·
Was sagt ihr zu mir: Herr! Herr!, und
tut nicht, was ich sage? (6,46) – Unsere Taten zeigen besser als unsere Reden,
was wirklich in uns steckt.
·
Ich will euch zeigen, wem ein Mensch
gleicht, der zu mir kommt und meine Worte hört und danach handelt. Er ist wie
ein Mann, der ein Haus baute und dabei die Erde tief aushob und das Fundament
auf einen Felsen stellte. (6.47.48) – Das Gleichnis vom Hausbau bildet bei
Lukas den Abschluß der Feldrede. Beim Bauen kommt alles auf das feste Fundament
an, beim Hören des Wortes kommt es auf das Tun an.
·
Wer Ohren hat zum Hören, der höre! (8,8)
– Viele Menschen kamen zu Jesus und hörten ihm zu, aber nur wenige hielten bei
ihm und seinem Wort aus.
·
Auf guten Boden ist der Same bei denen
gefallen, die das Wort mit gutem und aufrichtigem Herzen hören, daran
festhalten und durch ihre Ausdauer Frucht bringen. (8,15). – Der Ackerboden
kann nichts dafür, dass er gut oder schlecht ist. Aber von uns, den Hörern des
Wortes wird verlangt, dass wir „mit gutem und aufrichtigem Herzen“ hören und
Frucht bringen.
·
Gebt also acht, dass ihr richtig zuhört!
(8,18) – Die Leute in Nazareth haben auch „gehört“, aber in einer solchen
Weise, dass sie Jesus ablehnten. Nur wenn wir die Botschaft richtig gehört und
in uns aufgenommen haben, können wir sie anderen weitergeben.
·
Meine Mutter und eine Brüder sind die,
die das Wort Gottes hören und danach handeln. (8,21). – Vom Hören des Wortes
Gottes war im Gleichnis vom Sämann und in der Auslegung dieses Gleichnisses die
Rede. Das rechte Hören, das Festhalten am Wort und das Leben nach dem Wort Jesu
– das und nichts anderes führt in seine Nähe. Nicht durch blutmäßige Abstammung
wird man Verwandter Jesu. Das müssen seine Blutsverwandten lernen, die aus
Nazareth gekommen sind, um ihn zu sehen.
·
Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und
hörte seinen Worten zu (10,39). – Jesus lässt sich bewirten, „aber nur eines
ist notwendig“: die Gabe, die er bringt und die er selber ist. Jesus ist Wort:
in dem, was er sagt, und in dem, was er tut oder leidet. Dieses Wort hören oder
aufnehmen, das ist das eine Notwendige. – Was heißt Lieben? Lieben heißt, aus
dem HÖREN des Wortes heraus handeln. Diese Erzählung handelt vom Geheimnis des
Redens Jesu und vom Hören des Menschen. Wo gehört wird, kommt es zum rechten
Handeln.
·
Selig sind vielmehr die, die das Wort
Gottes hören und es befolgen (11,28). – Wo Jesus spricht und handelt, kommt
über die Menschen Gottes Herrschaft und sein Reich. Und der hörende Mensch
empfängt eine neue Fähigkeit zur Mitfreude, zur Freiheit am Wort. Das hat die
Frau erfahren, die auf einmal nicht mehr schweigen konnte und die Mutter Jesu
glücklich preisen musste. Daraufhin stellt Jesus etwas klar:
1. Maria ist nicht
deswegen glücklich zu preisen, weil sie die Mutter Jesu ist, sondern weil sie
zu denen gehört, „die das Wort Gottes hören und es befolgen“;
2. Maria ist die
vollkommene Hörerin des Wortes, aber sie ist nicht die einzige; alle, die das
Worte hören und es befolgen, haben Gemeinschaft mit Jesus, und sie alle sind
glücklich zu preisen.
So dürfte deutlich geworden sein, was mit dem „Einen
Notwendigen“ gemeint ist.
An die Stelle der vielen Sorgen um das Irdische muss
die zentrale Sorge um das Reich Gottes treten. Und das Reich Gottes kann man ja
nur erlangen durch das Hören auf das Wort Jesu.
Die Herausforderung an mich besteht darin, beides zu
sein: Martha und Maria, der im Tätigsein kontemplative Mensch, dessen Arbeit
für den Herrn durch ständigen vertrauten Umgang mit ihm belebt wird.
Ist das für mich eine Herausforderung, oder habe ich
mich für ein Tätigsein entschieden, welches vorher und nachher von einigen
Gebeten eingerahmt ist?
Wie kann ich dann unterscheiden: den Anruf Jesu an
mich – von den Anforderungen, die ich an mich stelle und mit denen ich mich
eventuell überfordere?
Die Kritik Jesu an Marta:
1. Marta
ist tätig, ohne Betrachtung
2. Tätig-sein,
ohne Gottes-Bezug
3. Marta
will alles selber machen, lässt Gott nicht mehr handeln, lässt keinen Raum für
Gott: fehlender Glaube und fehlende Hoffnung, Misstrauen.
4. Glaube
und Hoffnung fehlen, weil die Liebe fehlt
5. Aktivität
anstelle der Liebe
6. Botschaft
an uns: Wachstum in der Liebe, dann wissen wir auch, was wir in Glaube und
Hoffnung tun sollen.
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