Donnerstag, 9. November 2017

27. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A (8. Oktober 2017)
Konventamt in St. Ottilien

Zur Ersten Lesung: Jesaja 5,1-7
Ein Lied mit vier Strophen:
1.     Strophe: Weinberg, Besitzer – Arbeiter, kultiviert, hofft auf Ertrag von Süßen Trauben, aber enttäuschendes Ergebnis von sauren Beeren
2.     Bürger Jerusalems werden angesprochen, sollen urteilen über die aufgewandte Mühe, Hoffnung auf Ertrag und enttäuschendes Ergebnis
3.     Strophe: Entscheidung des Besitzers: Hecken, Mauern, Ödland, Dornen und Disteln
4.     Strophe: Auflösung der Parabel, Identifizierung der Protagonisten:
Weinberg = Haus Israel, Volk Israel
Reben = Einwohner von Jerusalem
Besitzer = Gott
So wie Besitzer sich um Weinberg bemüht hat, so hat Gott sich um Israel bemüht.
So wie der Weinberg enttäuschende Ergebnisse gebracht hat, so hat Israel Gott enttäuscht: Rechtsspruch – Rechtsbruch; Gerechtigkeit – doch der Rechtlose schreit.
Nun können wir uns ja beruhigt und entspannt zurücklehnen. Denn das alles galt ja Israel und das ist auch schon einige hundert Jahre her. Was hat das mit uns zu tun!

Aber so einfach ist das nicht:
1.     Weinberg Israel = Vorbild, Vorausbild der Kirche, für ihre Lebendigkeit und Wirksamkeit, Sendung in die Welt.
2.     Kirche = immer und nur ihre Mitglieder, die Getauften, also wir.
3.     Gott wirkt immer, wie damals an und in Israel, so auch heute an und in der Kirche und in und an den Gläubigen.
Damit sind wir beim Evangelium: auch das ist die Rede von einem Weinberg und seinem Besitzer und dessen Mühe. Aber auch von Mord und Totschlag und davon, dass der Besitz genommen und anderen gegeben wird.
Jesus erzählte den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes (religiösen, moralischen Autoritäten) die Parabel vom Weinberg.
Sie sprechen ein vernichtendes Urteil über die Pächter des Weinbergs und merken nicht, dass sie mit diesen Pächtern gemeint sind. Sie sprechen das Urteil über sich selbst.
Der Sohn des Besitzers, getötet außerhalb des Weinbergs, ist ein Bild für Christus, Sohn des Vaters, gekreuzigt außerhalb der Stadt. Er ist zum Eckstein geworden.
Das ursprünglich auserwählte Volk hat Jesus als Messias verworfen.
Darum wurde der Weinberg, das Reich Gottes, Israel genommen. Und einem anderen Volk, dem neuen Volk Gottes, der Kirche, gegeben. Das ist die Aussage des Mt-Evangeliums. Von dem neuen Volk heißt es: „das die erwarteten Früchte bringt“. Originalton Jesus.
Bringt die Kirche diese Früchte?
Der Prediger des vergangenen Sonntages (Erntedank) hat von hier aus die Frage gestellt: Was werden die Menschen in 300 Jahren über uns sagen?
Man kann auch fragen: Wird es zwar gut verwaltete, aber geistlich unfruchtbare, leblose christliche Diaspora-Gemeinden ohne Bedeutung in Europa geben? Oder wird es sie überhaupt noch geben?
Oder wird es lebendige, missionarische und attraktive Gemeinden geben?
Sicher: die Kirche als Mysterium des Heiles, die Kirche als Sakrament kann nicht untergehen, die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.
Aber es bleibt die Frage nach der Lebendigkeit der Kirche und der Gemeinden. Und die Gemeinden sind ja nur so lebendig, wie ihre Mitglieder lebendig sind.
Also ist es die Frage nach unserer, nach meiner Lebendigkeit.
Wie lebe ich das Potential der Taufe, das Gott mir geschenkt hat?
Lebe ich aus Glaube, Hoffnung und Liebe? Lebe und gestalte ich mein christliches Leben aus der Kraft dieser drei Tugenden?
Habe ich meine Berufung entdeckt? Kenne ich sie? Habe ich sie angenommen? Lebe ich die Werte des Evangeliums und meine mir von Gott anvertrauten Gaben?
Eines ist sicher: ich bin verantwortlich für das, was Gott mir anvertraut hat. Und er wird von mir Rechenschaft fordern.
Und da sind wir bei der Zweiten Lesung von heute.
Vielleicht reicht es für jetzt, einen Gedanken herauszugreifen und zu unterstreichen: Der Rat oder die Empfehlung des Paulus: Bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott.
Wir haben viele Anliegen und Sorgen. Alles dürfen wir zu Gott bringen, aber das Besondere ist es: mit Dank zu Gott zu bringen. In jeder Lage.
Paulus schreibt diesen Brief (zweite Lesung Phil 4,6-9) in Ephesus, im Jahre 55, im Gefängnis. Er muß es ja wissen, und er gibt den Rat: Bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott.
Das ist das Besondere, das Paradoxe, der Durchblick und der Tiefenblick des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe: alles mit Dank vor Gott.
Auch wenn es nach unseren beschränkten, bürgerlichen Maßstäben nichts zu danken gibt.
Das ist menschlich gesehen: unsinnig, aber in der Perspektive des Glaubens, des Hoffens und des Liebens: ist es etwas Göttliches.
Wenn wir das tun, dann verändern sich die Perspektiven. Versuchen Sie es!

Darum brauchen wir auch die Gemeinschaft der Glaubenden, wir haben es nötig, unseren Glauben nähren zu lassen, durch die Verkündigung des Wortes Gottes, z. B. in der sonntäglichen Eucharistiefeier, und wir brauchen die Stärkung durch den Empfang der Eucharistie. Darum feiern wir den Sonntag.
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Weg und Ziel
Predigt zum 15. Sonntag im JK – LJ A – Jakobsberg, 16.7.2017

1. Lesung: Jesaja 55,10-11
2. Lesung: Römer 8,18-23
Evangelium: Mt 13,1-23

Der Weg ist das Ziel
Klingt gut, ist aber ein Irrtum
Weg ist Weg, und Ziel ist Ziel.
Der Weg ist verschieden vom Ziel,
und das Ziel ist verschieden vom Weg.
Es gibt viele kleine Ziele: morgens aus dem Haus, Ziel: Arbeitsplatz, Schule, Einkaufen. Für heute früh war ihr Ziel der Jakobsberg.
Zurück: Ziel: zu Hause.
Es gibt große Ziele: Urlaubsziele, Verkaufsziele, Steigerung der Produktivität oder der Gewinne
noch größere Ziele: Lebensziele.
Da wird es interessant.
Was ist Ihr Lebensziel? Wofür leben Sie?

Tagesgebet: Gott, du bist unser Ziel.
Wieso? Warum?
Weil ER sich zu unserem Ziel gemacht hat.
Das ist also sein Angebot, seine Ziel-Vorgabe.
Und dann sind wir am Zuge:
Wir haben die Freiheit, unseren Lebensweg auf dieses Lebens-Ziel, auf unseren Schöpfer und Vollender, hin auszurichten und zu gestalten.
Und wir haben die Freiheit, so zu tun und so zu leben, als gäbe es dieses Ziel nicht. Und es sind ja nicht wenige, die so für sich entschieden haben. Vor vielen Jahren: Statistik: fast 50 % der Christen glauben nicht an die Auferstehung der Toten, rechnen nicht mit einem Ewigen Leben. Erfahrung: Praktikum im Altenheim.
Diese Lebenseinstellung, diese Entscheidung könnte sich als ein verhängnisvoller Irrtum erweisen.
Aber so weit müssen wir nicht gehen,
so dramatisch muß es nicht kommen.
Es gibt die vielen kleinen Irrtümer im Alltag.
Wir alle können uns doch mal irren.
Irren ist menschlich. – Eben.
Und darum unternimmt Gott etwas.
Wiederum TG. Zwei Aktionen, Handlungen:
1.     Du zeigst den Irrenden das Licht der Wahrheit.
2.     Und du führst sie auf den rechten Weg zurück.

Und wie tut er das? Dazu viele Möglichkeiten.
Am deutlichsten: jetzt in dieser Heiligen Messe. In den Lesungen / im Evangelium hat er zu uns gesprochen. Dein Wort ist Licht und Wahrheit, es leuchtet uns auf allen unsern Wegen.
Im Evangelium haben wir gehört, welches Schicksal dem Wort Gottes bestimmt ist. Dreifach scheitert es, und einfach kommt es zum Ziel.
Und das geschieht ja nicht irgendwie und irgendwo. Das sind ja nicht immer und nicht nur die anderen. Sondern das sind ja Bilder für unsere persönlichen Situationen:
-         Unsere Verschlossenheit dem Wort Gottes gegenüber.
-         Unsere Oberflächlichkeit.
-         Unser Nicht-hinhören.
-         Aber auch die Offenheit unseres Herzens, unsere Aufnahmebereitschaft.
Und so kommt das Wort Gottes doch zum Ziel und erreicht, was es sagt (Erste Lesung Jesaja).
aber nicht automatisch. Gott vergewaltigt uns nicht.
Er bittet um unsere Antwort, um unser Mittun.
Ok. So haben wir uns für eine christliche Lebensführung entschieden.
Und wiederum: nicht immer so konsequent, oft durchsetzt mit Bequemlichkeit, Verweigerung, nicht-hinhören, Verschlossenheit.
Und darum bitten wir: Gib allen, die sich Christen nennen (und das sind wir), also: gib uns die Kraft zu meiden, was diesem Namen widerspricht und zu tun, was unserem Glauben entspricht.

Die Kriterien sind: der Christen-Name und unser Glaube.
Und wie oft bleiben wir dabei auf der Strecke!
Mal mehr, mal weniger. Darum bitten wir am Beginn jeder Eucharistiefeier um Vergebung unserer Sünden. Und wenn wir mal schwer gesündigt haben, dann bietet Gott uns das Sakrament der Versöhnung an: die Beichte, jener wunderbare Quell der unerschöpflichen Barmherzigkeit Gottes.
Und dann bietet der Herr uns die eucharistische Speise: die Wegzehrung, wie man früher sagte.
Darum feiern wir sonntags die hl. Messe.
Weil wir diese Gnadenhilfen brauchen.

So können wir auf dem Weg bleiben, der uns zu unserem ewigen Lebensziel führt.