Samstag, 7. August 2010

Ach, wenn es doch immer nur so bliebe...

Predigt
Charismatischer Gottesdienst in Vilgertshofen
Fest der Verklärung des Herrn
6. August 2011

„So wie es jetzt ist, soll es immer sein!“
Das sagen wir in Augenblicken, in denen es uns gut geht.
Dann möchten wir die Zeit am liebsten anhalten und ein Stück Ewigkeit hereinholen ins Vergängliche. Festhalten, was flüchtig ist.
Wenn es auch schön wäre, die Hoch-Zeiten des Lebens anzuhalten, - es geht nicht. Unmöglich, sich darin einzurichten.
Was bleibt, ist die Erinnerung an Schönes, an Freude und Glück.
Das alles zählt zu den Kostbarkeiten unseres Lebens, formt und prägt es.
Es erscheint bequem und reizvoll, sich im Angenehmen einzurichten und diese Erfahrung unvergänglich zu machen; aber es ist unmöglich.
Zum Leben gehören auch die unangenehmen Dinge, die Sachen, die uns gar nicht gefallen und die Situationen, denen wir am liebsten aus dem Weg gehen würden.
Auch das, was nicht in unser Konzept passt und was wir überhaupt nicht verstehen und begreifen: Schmerz und Leid, Unglücksfälle und Katastrophen zum Beispiel.
Das Schöne möchten wir festhalten – dem Unangenehmen möchten wir entfliehen: schnell soll es vorbeigehen. Einfach nur weg damit.

Das sind unsere Erfahrungen.
Und bei diesen Erfahrungen setzt das Evangelium an.
Petrus, Jakobus und Johannes geraten in eine ganz und gar ungewöhnliche, nicht planbare Situation.
Bei ihrem Unterwegs-sein mit Jesus haben sie schon viel erlebt, aber was jetzt passiert, ist ganz neu.
Jesus nimmt sie mit auf einen Berg und da geschieht etwas Besonderes: Jesus wird vor ihren Augen verwandelt.
Und weil das noch nicht genügt, erscheinen Elija und Mose und reden mit Jesus. Das Szenario macht den Jüngern Angst.
Mehr aus Verlegenheit schlägt Petrus vor, drei Hütten zu bauen: eine für Jesus, eine für Mose und eine für Elija.
Vielleicht ist das der Versuch, den Lichtgestalten eine Bleibe zu geben.
Sie sollen bleiben, sollen in Raum und Zeit eine Wohnung finden.
Dann kommt noch eine Steigerung: Alles bisher Erzählte bereitet nur die Kulisse für die Offenbarung Jesu als Sohn Gottes:
„Das ist mein geliebter Sohn.“ Gott bekennt sich zu Jesus.
Gott erkennt ihn als seinen Sohn.
Deutlicher ist es nicht zu sagen, dass Jesus Gott ist.
Geliebter Sohn sein: das heißt: in unmittelbarer Beziehung zu sein.
Da ist nichts dazwischen. Es ist die direkte Linie, die engste Verbindung.
Es ist Legitimation: „Der ist von mir! Der ist göttlich!“
Und nachgeschoben: „Auf den sollt ihr hören. Euer Leben bekommt damit eine neue Orientierung:
Richtet euch auf ihn hin aus! Denn das, was er euch zu sagen hat, ist wichtig für euch, ist euch ein Wort zum Leben.“

Der Evangelist lebte in einer patriarchalischen Gesellschaft.
Damals war das Vater-Sohn-Verhältnis eine besondere Beziehung, sie hatte zutun mit Anerkennung und Vermächtnis.
Der Sohn ist die Zukunft des Vaters.
Er ist die Fortsetzung der Familiengeschichte.
Da hört nichts auf und bricht nichts ab.

Vom Vater her gesehen:
Der Sohn ist die Spur, die man in der Welt hinterlässt.
Er ist Zeichen der Kontinuität und Bestätigung, dass das Leben weiter geht.
Und so wählt das Evangelium genau dieses Bild, um zu sagen, dass Jesus der Erlöser ist. Er ist Gott --- und von ihm her wird Heil.

In diese Beziehung werden die Jünger mit hineingenommen.
Diese Beziehung wird näher qualifiziert. Es ist vom „geliebten Sohn“ die Rede. Das Besondere ist also die Betonung der Liebe. Darauf kommt es an.
Das Wesen der Liebe ist es, zu lieben.
Das heißt: Liebe auszuteilen, sich zu verschenken, sich hinzugeben.

„geliebter Sohn“ – das ist die Kurzformel für LEBEN.
Denn da geht es um die Liebe, - und da geht es um die Beziehung.
Leben ist In-Beziehung sein.
Zum Leen brauchen wir die Liebe.
Wir wollen geliebt-sein, und wir wollen Liebe schenken.
Und wir brauchen gute Beziehungen.
und wenn dieses In-Beziehung-sein von Liebe getragen ist, dann ist so eine Hoch-Zeit des Lebens da, die wir für ewig festhalten wollen.

Und das bist du: Du bist der geliebte Sohn,
egal, ob du nun männlich oder weiblich bist.
Du bist der, zu dem Gott der Schöpfer eine liebevolle Beziehung aufgenommen hat.
Du bist von IHM gewollt, so wie du bist.
Das ist dein unverlierbarer Schatz.
Das ist das Fundament deines Lebens.
Du bist, weil du von Gott gewollt bist, und darum darfst du dich selber wollen.

Plötzlich ist sie vorbei, die Offenbarung der Gottessohnschaft Jesu, und alles läuft wieder normal.
Die Jünger und Jesus steigen vom Berg herab. Nach dem Gipfelerlebnis und der Hoch-Zeit geht es zurück in die Normalität des Alltags. Fast banal.

Aber schon wieder ist eine Überraschung da:
Jesus sagt, sie dürfen über das Erlebte nichts erzählen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.
Eine Zumutung nach der anderen: Zuerst das Miterleben der Offenbarung und dann auch noch das unbekannte Wort „von Toten auferstehen“.
Das eine noch kaum verstanden, schon kommt das nächste.
So wundert es nicht, dass die Jünger nicht begreifen und sie fragen, was es bedeutet.
Denn von den Toten kann niemand auferstehen. Das funktioniert nicht.
Nicht nach menschlichem Verstehen. ---------------

Was sie gerade miterlebt haben, macht sie vorsichtig.
Ganz so leicht schließen sie das scheinbar Unmögliche nicht mehr aus.
Jesus ist göttlich. Das haben sie gerade gehört.
Und da ist der Tod nicht das Ende.
Wenn Gott das Leben und die Liebe ist, - dann ist der Tod für ihn kein Problem.
Wenn Gott wirklich Gott ist, dann geht seine Dynamik immer auf Auferstehen zum Leben hin.

Und dies ist das zweite Geschenk Gottes für Dich: Du kannst nicht sterben,
weil Gott, dein Schöpfer, so sehr lebendig ist, dass er dich nicht in die Anonymität des Nichts versinken lässt.

Dies hat Gott dir zugesagt in deiner Schöpfung am Anfang deines Lebens und in jedem Augenblick, da er dich am Da-sein erhält.
Und er hat es dir zugesagt im Geschenk der Taufe, der Neuschöpfung mit der Gabe der Gotteskindschaft.

Wir dürfen hoffen, dem verklärten Wesen des Auferstandenen und seinem Bild gleichförmig zu werden,
wenn wir auch dem irdischen Jesus gleichförmig werden
und wenn wir das Schicksal des armen und verachteten Jesus teilen
und wenn wir ihm folgen auf seinem Weg
und wenn wir auch bereit sind, wie er das Kreuz auf uns zu nehmen.
Das fiel den Jüngern auch schon schwer.
Und darum hat der Herr sie mit dem Zeichen seiner Verklärung gestärkt.

In der Präfation singen wir heute:
Denn er enthüllte auf dem Berg der Verklärung seine verborgene Herrlichkeit,
er ließ vor auserwählten Zeugen seinen sterblichen Leib im Lichtglanz erstrahlen und gab den Jüngern die Kraft, das Ärgernis des Kreuzes zu tragen.

Das heutige Fest ist auch ein Fest der Hoffnung:
So schenkte er der ganzen Kirche, als uns, die Hoffnung, vereint mit ihrem Haupt die ewige Verklärung zu empfangen.

Das Fest der Verklärung des Herrn ist für uns eine Vergewisserung.
Gott vergewissert uns, macht uns und unseren Glauben sicherer.
Wir haben im Tagesgebet gebetet:
Allmächtiger Gott, bei der Verklärung deines eingeborenen Sohnes hast du durch das Zeugnis der Väter die Geheimnisses unseres Glaubens bekräftigt.
Du hast uns gezeigt, was wir erhoffen dürfen, wenn unsere Annahme an Kindes Statt sich einmal vollendet.

Und dann die Bitte:
Hilf uns, auf das Wort deines Sohnes zu hören, damit wir Anteil erhalten an seiner Herrlichkeit.

Jetzt, in dieser Eucharistiefeier, da wir das Wort Gottes hören und den Tod des Herrn verkünden und seine Auferstehung preisen – da geschieht unsere Verwandlung.
Jesus verwandelt unser Leben, da wir uns ihm aussetzen.
Wir können unser Leben in einem neuen Licht sehen.
Wir können verklärt werden, wenn wir uns der Dynamik Gottes überlassen.

Die Verklärung Jesu und die Verwandlung der Gaben von Brot und Wein und unsere Verwandlung: das alles ist Werk des Heiligen Geistes.
Im Gabengebet beten wir:
Gott, unser Vater, sende über uns und diese Gaben das Licht deiner Herrlichkeit, das in deinem Sohn aufgestrahlt ist. Es vertreibe die Dunkel der Sünde und mache uns zu Kindern des Lichtes.

Wenn wir die Eucharistie feiern und empfangen, dann werden wir schon hinheinverwandelt in den verklärten Leib des Herrn.

Am Schluß der Messe werden wir beten:
Lass uns durch den Empfang der himmlischen Speise seinem verklärten Leib gleichgestaltet werden.

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