Wegen Frauenfeindlichkeit: Theologin fordert veränderte Leseordnung
katholisch.de veröffentlicht am 23.08.2024
Die Aachener Pastoralreferentin
und Frauenseelsorgerin Annette Jantzen hatte sich zu der Zweiten Lesung am 21.
Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B – (Epheser-Brief) geäußert, in welcher die
Frauen aufgefordert werden, sich ihren Männern unterzuordnen. „Dieser Abschnitt
aus dem Brief an die Gemeinde in Ephesus, geschrieben zu einer Zeit, in der die
patriarchale Gesellschaftsordnung schon tief in die Gemeinde eingedrungen war,
eignet sich nicht mehr als Schriftlesung im Gottesdienst“ schreibt Jantzen in
einem Beitrag Ihres Blogs „Gotteswort weiblich“ auf der Internetseite des
Bistums Aachen. Und der „angemessene Umgang mit diesem Text wäre, ihn nicht
mehr vorzutragen“, so die Theologin. Dieser Briefabschnitt sei aus der
Perspektive der Geschlechtergerechtigkeit ein Terror-Text, weil er
Unterdrückung und Zweitrangigkeit ungebrochen sakralisiere und und nahelege,
diese zu verinnerlichen. So das Statement von Jantzen. Okey, schauen wir mal
hin.
Bei Hochzeiten predige ich gerne
über diesen Text, und in Exerzitien erkläre ich gerne den Teilnehmern, nicht
weil er so frauenfeindlich wäre, wie Frau Jantzen meint, sondern weil ich den
Befehl des Paulus an die Männer so cool finde, den Frau Jantzen nicht zitiert.
Also, was sagt Paulus den Männern
(Vers 5)? „Ihr Männer, liebt eure Frauen!“ Jetzt könnte man fragen: „Ok,
Paulus, aber wie sollen wir unsere Frauen lieben?“ Und Paulus antwortet: „Liebt
eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat!“
Die todes-bereite Liebe Jesu und seine Selbsthingabe bis zum letzten Tropfen
seines Blutes – das ist das Vorbild und der Maß-Stab für die Liebe der Männer
zu ihren Frauen. Und damit wir uns richtig verstehen: Das ist keine pastorale
Empfehlung, sondern ein Befehl. Was ist das für eine Liebe, mit der die Männer
ihre Frauen lieben sollen? Das ist ja eine Liebe, die bereit ist, wie Christus,
für die Frau in den Tod zu gehen, es ist eine todes-bereite Liebe. Also mit
einer solchen todes-bereiten Liebe sollen die Männer ihre Frauen lieben. Und
wenn die Männer das tun und das auch so von ihren Frauen erlebt und erfahren
wird, dann kommen die Frauen zu der Erkenntnis und zu der Entscheidung: Mensch,
von diesem Mann habe ich nichts zu befürchten. Dieser Mann ist kein Macho, kein
Tyrann, der mich unterdrückt, misshandelt, ausnutzt. Dieser Mann beschützt
mich. Diesem Mann kann ich mich gerne unterordnen, bei dem bin ich gesichert
und geschützt vor Ausbeutung.
Paulus sorgt für den Schutz der
Frauen in der Gemeinde von Ephesus, wo die Männer noch nicht so recht begriffen
hatten, wie christliche Ehe von Gott gedacht ist.
Mir ist nicht bekannt, dass in
einer patriarchalen Gesellschaftsordnung von den Männern (Patriarchen) eine
solch qualifizierte Liebe gefordert wurde.
Zwei Fragen: Wo ist denn da
Frauenfeindlichkeit? Könnte es nicht auch so sein, dass wir unsere aktuelle
kirchliche Situation in diesen Text projizieren?
Eine weitere Frage: Wen trifft denn
nun die größere Herausforderung durch Epheser 5: die Frauen, die sich ihrem
Beschützer anvertrauen, oder die Beschützer, von denen eine todes-bereite Liebe
verlangt wird?
Epheser 5 ist der Plan Gottes für
die christliche Ehe, aber die Theologin Frau Jantzen ist der Meinung, der
angemessene Umgang mit diesem Text bestehe darin, ihn nicht vorzulesen,
ablegen, weglegen. Was wird dadurch gewonnen? Die Männer werden nicht mehr zu
dieser Liebe herausgefordert.
Dabei wäre doch dieser Text eine
super Herausforderung für die zuhörenden Männer und für eine super Predigt!
Also: es braucht eine richtige Auslegung, Exegese; kein schlichtes Ablegen und
Weglegen.
Frau Jantzen möchte die Frauen
vor dem Hören des Textes schützen, damit sie nicht an die erlittene
körperliche, verbale, sexuelle psychische oder finanzielle Gewalt denken
müssen. Das ist sicher gut gemeint. Darf ich bitte einen anderen Aspekt daneben
stellen? Ich jedenfalls verlange nicht von meiner Umwelt, dass sie sich so
verhalte, damit ich nicht an meine Verletzungen erinnert werde. Wenn ich mich
vor der Erinnerung schützen muss, dann habe ich noch was aufzuarbeiten. Heilung
der negativen Erfahrungen und Erinnerungen geschieht nicht durch Abschottung.