Predigt am 10. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)
Erzabtei St. Ottilien
6. Juni 2020
I
Das heutige Evangelium
(V.
20-21: Sorge der Angehörigen
V. 22: Schriftgelehrte. Frage, Anklage, Interpretation: Jesus als
Besessener
V.
23-27: Jüngerbelehrung durch Jesus.
Jesus offenbart sich als der Stärkere
V.
28-29: eine Katechese durch Jesus
V.
30: Kommentar des Markus
V.
31-35: die wahren Verwandten Jesu
Kernfrage: Wer ist dieser? Woher diese Macht? (zuvor
eine Dämonenaustreibung durch Jesus geschehen, die Schriftgelehrten anerkennen
diese Tatsache, aber sie fragen jetzt nach der Macht Jesu). Die
Schriftgelehrten geben auch gleich die Antwort: Er ist besessen! Seine Macht
ist eine dämonische Macht.)
Ist ziemlich kraus: die
Angehörigen Jesu sind besorgt um ihn, dann die Anklage, er sei besessen, dann
ist da die Rede von den wahren Verwandten Jesu…
Aber die Sache ist
ziemlich einfach: Zuvor (Kapitel 1): in der Synagoge von Kafarnaum, Jesus
befreit einen Besessenen. Die Schriftgelehrten bestreiten und bezweifeln nicht
die Faktizität und die Effektivität des von Jesus durchgeführten Exorzismus.
Aber sie behaupten,
Jesus habe mit der Kraft Satans gehandelt.
In Wirklichkeit hat
Jesus in der Kraft Gottes, des Heiligen Geistes gehandelt (Lk 4,16-30; Jes 61).
Das bedeutet: Die
Schriftgelehrten interpretieren den Heiligen Geist Gottes als einen dämonischen
Geist.
Das ist die Sünde gegen
den Heiligen Geist. Wieso? Die Liebe zwischen Vater und Sohn (innerhalb der
Trinität) ist so intensiv, dass diese Liebe zu einer Person geworden ist. Die
Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns
gegeben ist (Röm 5,5).
Das Schenken und das
Empfangen der Vergebung geschieht und vollzieht sich im Raum und in der Kraft
des Heiligen Geistes. Wer sich außerhalb des Heiligen Geistes stellt, der
verweigert die Annahme der Vergebung Gottes. Darum kann diese Sünde nicht
vergeben werden, nicht: weil Gott es nicht könne, sondern weil der Mensch sich sündhafter
Weise gegen Gott verschlossen hat.
II
Die (Erste Lesung
(Gen 3,9-15) und das heutige Evangelium stehen in einer Beziehung.
1.
Gott will uns
seine Liebe und Freundschaft schenken.
Das ist der Sinn des Paradieses.
2.
Man kann nur dem
etwas schenken, der bereit ist, sich beschenken zu lassen. Diese Wahrheit gilt
auch für Gott. Wenn ich mich von Gott
nicht beschenken lasse, dann mache ich Gott in diesem Sinne ohnmächtig.
3.
Wenn wir gierig
und mit raffender Hand nach etwas greifen, um es uns selbstisch zu beschaffen,
dann erfahren wir nur unsere Isolation.
Vorausgegangen war: die
Szene vom Sündenfall in der Reihenfolge der Seduktion: Schlange verführt Frau,
Frau verführt Mann (3,1-7)
In der Szene der Inquisition
läuft es umgekehrt: erst der Mann, dann die Frau, dann die Schlage (3,8-13).
Als erste Folge der
Sünde: Zwischen Adam und Eva gibt es schon einen Konflikt, aber auch zwischen
den beiden und Gott.
Gott stellt Fragen, als
wisse er von nichts.
Adam und Eva kommen
nicht zum Eingeständnis ihres Mißtrauens Gott gegenüber, sondern klagen Gott an
und machen ihm Vorwürfe und sprechen ihn schuldig.
Sie fühlen sich
unschuldig und glauben, keine Vergebung zu brauchen.
Darum kann Gott nicht
vergeben und es bleibt nur die Strafe in der Reihenfolge: Schlange, Frau, Mann.
Die liturgische Lesung
aus Genesis steht in Beziehung zum Evangelium und berichtet nur die Verfluchung
der Schlange. Und diese ist endgültig geschehen, als der Nachwuchs der Frau,
nämlich, der Schlange den Kopf zertreten hat.
III
Diese Anklage der
Schriftgelehrten provoziert eine Selbstoffenbarung Jesu in der nachfolgenden
Gleichnis-Erzählung: Ich bin der Stärkere (V. 27)
Mit der Ankunft Jesu:
Macht des Satans gebrochen. Wir haben keinen Grund, mit einer Heiden-Angst zu
leben.
Jesus verweist auf
seine wahren Verwandten. Wer sind
wahren Verwandten?
-
Die ihn
anerkennen, als den, der er ist, nämlich der Stärkere, der durch sein Kommen
den Schwächeren, den Satan besiegt hat. Vom Satan, dem Schwächeren, haben wir
in der ersten Lesung gehört.
-
Das ist die neue
Realität. Wir Christen haben keinen Grund mit dieser Heiden-Angst zu leben.
-
Die Verwandten
Jesus: Die leben führen in Übereinstimmung mit dieser neuen Realität, die er
geschaffen hat.
-
Die den Willen
des Vaters tun
-
Die in eine
verwandtschaftliche Beziehung mit Jesus eintreten, durch das Tun des Willens
Gottes, und dabei zählen nicht mehr die Bande des Blutes, sondern das Tun des
Willens Gottes.
IV
Also: Leben als
Verwandte Jesu, d.h.: Den Willen Gottes tun. Und das ist spannungsvoll, ein
Leben voller Paradoxien.
Zweite Lesung
(2 Kor 4,13-5,1)
5 Gegensätze:
Äußerer Mensch –
innerer Mensch
Kleine Last der Not –
Übergewicht an Herrlichkeit
Das Sichtbare – das
Unsichtbare
Das Vergängliche – das
Unvergängliche
Das irdische Zelt – das
ewige Haus im Himmel
Paulus spricht von den
Paradoxien des apostolischen Lebens.
Die Apostel akzeptierten
das Paradox ihres Leben.
Was ist das Paradox:
das ist Christus, der rettet durch den Tod.
Die Apostel gleichen
sich diesem Paradox an.
Auch in unserem Leben
gibt es diese Paradoxien.
Das ganze macht nur
Sinn, wenn wir das im Licht des Glaubens sehen (V. 13).
1. Nur wenn wir glauben,
dass Christus gestorben und auferstanden ist
2. Und wenn wir glauben,
dass unser Leben mit diesen beiden Aspekten des Lebens Jesu verbunden ist, -
nur so werden die Paradoxien unseres Lebens verständlich und erträglich.
Und dazu haben wir
schon den Geist des Glaubens empfangen. Das war das erste Wort der zweiten
Lesung: „Wir haben den gleichen Geist des Glaubens.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen