Mittwoch, 9. September 2020

Predigt am 9. September 2020 in Heilig Geist, München

 

Mittwoch der 23. Woche im JK (9.9.2020)

Heilig Geist, München

 

Nach der Lesung (1 Kor 7,25-31)

·         In diesem Kapitel: Paulus beantwortet Fragen aus der Gemeinde von Korinth. Hier: Ehe und Ehelosigkeit.

·         Grundsätzlich Ja zur Ehe, aber die Ehe als Zugeständnis, nicht als Verpflichtung.

·         Paulus war unverheiratet. Seine Gründe:

o   Die bevorstehende Not, die jetzt schon hereinbricht: die Bedrängnisse der hereinbrechenden Endzeit

o   Die Kürze der noch verbleibenden Zeit bis zur Wiederkunft des Herrn. Das Verständnis von Zeit: Zeit ist nicht mehr ein endloses Dahin-gleiten, sondern ein Hinein-Drängen in die neue Welt Gottes.

o   Die Vergänglichkeit der Welt, d.h.:

o   Die Freiheit, um ungeteilt und ungestört dem Herrn zur Verfügung zu stehen (Jungfräulichkeit). Die christliche Ehelosigkeit (wenn sie denn christlich motiviert ist) ist Ermöglichung des Bleibens beim Herrn und Verfügbarkeit für die Sache des Herrn.

·         Was ergibt sich daraus?

·         In dieser eschatologischen Perspektive beschreibt Paulus die Superiorität der Ehelosigkeit über die Ehe.

·         Wie ist das zu verstehen?

·         Die Ankunft Christi in seiner Menschwerdung und die Wiederkunft Christi am Ende der Zeiten (Vollendung): die Gegenwart mit ihren Werten ist relativ in Bezug auf die Zukunft.

·         Die weltlichen, zeitlichen Realitäten und ihre Werte (Ehe): alles erlaubt und gut. ABER: sie haben nicht mehr eine absoluten Wert. Der absolute Wert ist die kommende Welt Gottes.

·         Diese eschatologische Perspektive initiiert einen relativierenden Prozess für alle heutigen Werte und für alle menschlichen Situationen. Alles wird relativiert im Blick auf die von Gott geschenkte Vollendung.


 

Nach dem Evangelium (Lk 6,20-26)

·         Hier die sog. Feldrede (bei Mt die Bergpredigt)

·         Jesus ist vom Berg herabgestiegen, in der Ebene strömen die Menschen zusammen

·         Jesus spricht zu der großen Schar der Jünger, alle Nachfolgenden.

·         Die Rede hat zwei Teile. Der zweite Teil besteht aus den sog. Wehe-Rufen und endet negativ, depressiv. Darum beginne ich mit der Auslegung des zweiten Teils, um dann mit den positiven Seligpreisungen abschließen zu können.

·         Zweiter Teil: Wehe-Rufe, keine Drohungen, sondern eher Mitleid. Wem gelten die Wehe-Rufe? Denen, die so gelebt haben, als wären die zeitlichen Güter die letzten und endgültigen und bleibenden Werte. Die so gelebt haben, als gäbe es keine transzendenten Werte. Sie haben damit alles verloren, für die Zeit und wenn sie an ihrer Entscheidung auch für die Ewigkeit festhalten – dann haben auch noch für die Ewigkeit alles verloren. Darum das Wehe.

·         Die Seligpreisungen sind eigentlich Glückwünsche: 1) die Armen, 2) die Hungernden, 3) die Weinenden, dann die 4) Gruppe: die gehasst werden, die aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden, die beschimpft werden, die in Verruf gebracht werden – um Jesu willen.

·         Nicht die Armut, der Hunger, das Weinen, die Trauer, nicht die gesellschaftliche Ausgrenzung… wird seliggepriesen.

·         Wer sind die Menschen der Seligpreisung?

·         Jene, die so leben, wie Jesus gelebt hat.

·         Und wie hat Jesus gelebt?

·         Jesus hat nichts von der Welt erwartet. Er war total auf seinen Vater hingeordnet. Und das wurde deutlich in seiner Taufe.

·         Jesus preist selig jene Menschen, die so leben wir er gelebt hat.

·         Die Menschen werden seliggepriesen, die nichts mehr von der Welt erwarten, sondern alles von Gott erwarten.

·         Menschen, die gleichsam die Welt aus dem Blickwinkel Gottes anschauen, von Oben nach Unten (nicht im Sinne des Hochmutes, nicht von Oben herab), sondern aus der Perspektive Gottes.

·         Diese Menschen haben sich total für Gott geöffnet.

·         Sie empfangen einen tiefen Frieden inmitten ihrer irdischen Existenz, die nicht immer sehr attraktiv ist.

·         Gott ist der Reichtum, er sättigt, tröstet und gibt Gemeinschaft, macht sie zu seinen Söhnen und Töchtern. Darum werden diese Personen beglückwünscht.

·         Das ist keine Vorherbestimmung, kein Automatismus. Sondern das ist Gott selber und seine Dynamik. ER wird zur Sättigung, zur Tröstung, zur Gemeinschaft, zur Erfüllung und Stillung unserer tiefsten Sehnsucht, die ER mit unserer Schöpfung in unser Herz gelegt hat.