Dienstag, 24. Juli 2018

Predigt zum 14. Sonntag JK - LJ B (8. Juli 2018)


Predigt im Konventamt in der Erzabtei St. Ottilien
14. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B
8. Juli 2018
Pater Willibrord Driever OSB

Erste Lesung (Ezechiel 1,28b-2,5)
Eine umwerfende Erfahrung
Befehl: Stell dich auf deine Füße.
Aber Ezechiel kann nicht. Da kam Geist in ihn
Und er stellte sich auf seine Füße
Dann kommt der Auftrag:
Spricht: So spricht der Herr.
Wen muß er erinnern? – seine Zeitgenossen!
Woran muß er sie erinnern? – an den Bund, den Gott mit seinem Volk geschlossen hat. – dass Gott da ist! Dass ER treu ist und treu zu seinem Bund steht! Gott präsent halten.
Wie / wodurch muß er erinnern? – durch Wort, Leben und Zeichen.
Wozu / warum muß er erinnern? – um das Handeln der Menschen wieder neu auf den Bund auszurichten.
ABER: Kommt der Prophet an? Wird er gehört?
Gleich bei seiner Berufung zum Propheten wird er schon informiert über die Hartherzigkeit und Widerspenstigkeit seiner Adressaten.
Seine Adressaten sind unfähig zum Hören.
Es sind „abtrünnige Söhne mit trotzigem Gesicht und mit einem harten Herzen“.
Ezechiel hatte schlechte Karten.
Jesus auch, wie wir im Evangelium hören werden.
Der letzte Satz lautet: Sie werden erkennen!
Also eine Verheißung von Erfolg.
Das ist eine Erfolgsgarantie.
Wann der Erfolg eintritt und wie er eintritt – dass weiss der Prophet nicht. Das ist Gottes Sache.
Der Prophet hat seinen Dienst zu tun: Gott präsent zu halten.
Was hat das mit uns zu tun?
Als Getaufte haben wir Anteil am Priestertum Christi, an seiner prophetischen und königlichen Sendung. (KKK 1268)
Unsere christliche Existenz hat also auch eine prophetische Dimension.
d.h.
- Wir sind berufen und gesandt zu einem prophetischen Dienst. (Gott präsent halten, durch unser Zeugnis: erstmal durch unsere persönliche Lebensführung, dann auch – wenn es passt – durch Worte)
- wir haben mit Widerständigkeit zu rechnen.
- wir haben aber auch eine Erfolgsgarantie – allerdings nach göttlichen Maßstäben, nicht nach menschlichen Maßstäben.

Zweite Lesung (2 Kor 12,7-10)
Paulus hatte eine besondere Offenbarung erhalten.
Gefahr: der Überhebung, Selbstlob.
Um diese Gefahr nicht aufkommen zu lassen: Stachel im Fleisch, Bote Satans, Faustschläge.
Was war das? Krankheit? Seelische Not?
Wir wissen es nicht.
Paulus bittet 3x ,um Befreiung. Ohne Erfolg.
Die Belastung bleibt.
Gottes Wort: Aber göttliche Gnade in der menschlichen Schwachheit.
Paulus zieht Konsequenzen: nimmt seine Schwachheit an. Dann kommt die Kraft Christi auf ihn herab.
Paulus bejaht seine Ohnmacht, Mißhandlungen, Nöte, Verfolgung, Ängste: die er für Christus erträgt.
Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.
Was könnte das für uns bedeuten?
1.    Da, wo wir groß sein wollen, da hat Gott keinen Platz.
2.    Wenn wir immer wieder unsere Hinfälligkeit erfahren, dann werden wir dadurch vor Überheblichkeit bewahrt; dann haben wir keinen Grund, auf andere herabzuschauen.

Evangelium (Mk 6,1b-6)
Jesus ist zu Besuch in seiner Heimatstadt, in der Synagoge liest er aus der Heiligen Schrift und legt sie aus.
Was Jesus sagt, das erzählt der Evangelist nicht.
Er erzählt nur, was die Leute sagen:
Die Zuhörer Jesu waren zunächst begeistert.
Dann schlug die Begeisterung um in Ablehnung.
Man könnte sagen: Sie sind empört.
Ist das nicht der Zimmermann!
Den kennen wir doch
Der ist doch nichts Besseres als wir!
Was spielt der sich so auf!
Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist?
Woher hat er das alles?
Was sind das für Wunder, die durch ihn geschehen?

Jesus erleidet das Prophetenschicksal, aber nicht weil er extravagant wäre, sondern gerade wegen des Gegenteils, weil er zu gewöhnlich ist.
Für seine Landsleute in Nazareth war Jesus nichts weiter als der Zimmermann. Man kannte seine Herkunft. Jesus war zu menschlich. Die Landsleute konnten seine göttliche Größe nicht sehen. Wenn Jesus von Gott käme, dann müßte er göttlicher auftreten – meinen sie.
Es heißt: Jesus konnte dort keine Wunder tun.
Warum nicht?
Weil er dort nur dem Unglauben begegnet.
„Er wunderte sich über ihren Unglauben“
Es war ja niemand da, der die Kraft Gottes hätte bezeugen können.
Er respektiert die Entscheidung seiner Zeitgenossen, die sich für den Unglauben entschieden haben.
Jesus respektiert die freie Entscheidung, Gott abzulehnen oder anzunehmen.---
„Nur einige Kranken legte er die Hände auf und heilte sie.“
Das waren die Wenigen, die ihm Glauben schenkten.
Wenige Gläubige inmitten vieler Ungläubiger.
Ezechiel wurde gesandt zu denen „mit einem trotzigen Gesicht und einem hartem Herzen.“
Das sind die, in Jesus NUR den Zimmermann sehen.
Jesus läßt sich nicht entmutigen.
Er bettelt nicht um Anerkennung.
Er passt sich nicht den Erwartungen an.
Er grenzt sich ab und geht einfach weiter.
Er geht weg.
Er geht dorthin, wo er hofft, Menschen zu treffen, die für seine Lehre offen sind.
Schauen wir auf uns:
Wir haben unsere Ideen und Vorstellungen, wie Gott zu sein hat und was er zu tun und zu lassen hat.
Damit verstellen wir uns den Zugang zu Gott.
Und wir erkennen ihn dann nicht und dort nicht, wo er sich zeigt und handelt.
Wenn wir unsere prophetische Berufung ernstnehmen wollen, wenn wir uns vom Geist Gottes erfassen und senden lassen wollen, dann müssen wir uns zuerst selber vom Wort Gottes treffen lassen.
Die Leute in Nazareth haben Jesus gehört, aber sie haben nicht richtig zugehört. Das Wort Jesu konnte keine Wurzeln schlagen in ihren Herzen.
Wie wichtig ist das richtige Zuhören.
Immer mehr Menschen hören immer mehr: mit Handy und Waekmen.
Es geht um das richtige Zuhören.
Die Evangelien sprechen davon:
Im Lukas-Evangelium:
Jesus sagt dort: Wer meine Worte hört und danach handelt, der ist wie ein Mann, der sein Haus auf Fels baute.
Jesus erzählt dort das Gleichnis von der dreifachen Saat und sagt: Gebt also acht, dass ihr richtig zuhört.
Und von seinen wahren Verwandten sagt er: Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln.
Jesus preist nicht die Blutsverwandtschaft selig: Sondern Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen.
Und das ist das Eine Notwendige, das Bessere, das nicht genommen wird: Zu Füßen Jesu sitzen und sein Wort hören.
Wir sind getauft. Wir haben das Licht des Gaubens empfangen. Bitten wir Gott, dass er uns von unseren Vorurteilen befreie und dass wir fähig werden, sein Wort richtig zu verstehen und aufzunehmen.