Fünfter Sonntag der Osterzeit (Lesej. A, am 10. April 2011)
Klosterkirche St. Ottilien
Liebe Brüder und Schwestern,
Wir gehen auf Ostern zu. Ostern ist der Tauftermin schlechthin. Für uns, die wir schon alle getauft sind, wird es darum gehen, in der Feier der Osternacht unser Taufversprechen zu erneuern.
Die Liturgie der Kirche bereitet uns darauf vor:
• Jesus, die Quelle des lebedigen Wassers (3. Sonntag)
• Jesus, das wahre Licht (4. Sonntag)
Die Themen der vergangenen Sonntage kommen zusammen in der heutigen Sonntagsfeier:
Christus schenkt das Leben dem, der an ihn glaubt.
Die drei Evangelien unterstreichen ein und dieselbe Realität:
Nur die Kraft des Heiligen Geistes
• läßt die Hoffnung aufkeimen,
• löst die Bande des Todes,
• schenkt das Leben in Fülle.
Der Mensch ist ohnmächtig vor der Macht des Todes. Zeugnis davon gibt die Klage der Exilierten in Babylon: „Ausgetrocknet sind unsere Gebeine, unsere Hoffnung ist untergegangen, wir sind verloren“ (Ez 37,11).
Und Gott antwortet auf diese Klage seines Volkes: „Ich öffne eure Gräber, ich hole euch aus euren Gräbern herauf. Ich hauche euch meinen Geist ein.“ Sie werden den Herrn erkennen. Das Volk wird eine Erfahrung seiner Leben schaffenden Macht machen (1. Lesung).
„Leben“ ist ein Schlüssel-Wort des Johannes-Evangeliums.
Christus ist das Leben. Der Mensch, der sein Wort aufnimmt, der mit seiner Person verbunden ist: - der steht nicht mehr unter der Macht des Todes. Jesus zeigt dies in der Auferweckung des Lazarus: ein prophetisches Zeichen seiner eigenen Auferstehung.
Es sind mehrere Akteure in dieser Szene: Maria, Marta, die Jünger, die Juden.
Jesus führt diese Personen an,
• einen Glaubensschritt zu tun
• in Seinem Handeln – die Offenbarung des lebendigen Gottes zu erkennen.
Wer diesen Glauben hat, der besitzt schon jetzt dieses Leben, welches offenbar wird bei der endgültigen Auferstehung der Toten bei der Vollendung der Zeiten.
In der Präfation bekennen wir von Christus: „Er hat Erbarmen mit uns Menschen und führt uns zum neuen Leben durch die österlichen Sakramente“.
Im Schlußgebet bitten wir den Vater: „Laß uns immer lebendige Glieder Christi bleiben.“
In der Auferweckung des Lazarus erkennen wir das prophetische Zeichen für das Mysterium, welches in der Taufe an uns geschehen ist und welches sich erneuert, wenn wir unser Taufversprechen erneuern.
Christus hat den Lazarus herausgerufen.
So ruft die Kirche dem gefallenen Sünder zu: Lazarus, komm heraus!
Das geschieht im Sakrament der Versöhnung.
Christus und die Kirche fordern auf: Bindet ihn los und laßt ihn gehen!
Die Bande und Fesseln der Sünde fallen durch das Wort der Kirche.
Wenn sie mit Christus betet für den durch die Ursünde gefallenen Menschen. Und dieses Gebet schenkt dem Menschen diese Befreiung, indem sie ihn in das Wasser der Taufe hineintaucht.
Die Auferweckung des Lazarus ist auch ein Zeichen für die neue Schöpfung und für den neuen Bund, vorausgesagt durch Ezechiel:
Jesus erbebt und schaudert vor der vom Menschen zerstörten ersten Schöpfung: zerrüttet durch die Unordnung, zerstört durch die Todverfallenheit.
Seine Passion, sein Tod und seiner Auferstehung (das Werk des Heiligen Geistes): das verkündet ihn als den Herrn über den Tod und als den Herrn des Lebens.
Wir müssen das heutige Evangelium österlich lesen. Dann ist es prophetisch und aktuell für uns. Denn wir werden neugeboren durch den Geist Jesu Christi. Dann sind wir vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in uns wohnt (2. Lesung).
Und wenn wir neugeboren sind, dann sind wir auch aufgerufen, dem Heiligen Geist gemäß zu leben. Das ist unsere neue Existenz, eine neue Seinsweise, ein neues Leben.
(Eine Wahl für das Leben)
Der lebendige Gott hat in Jesus seine siegreiche Macht über den Tod gezeigt. Der Getaufte ist eingegliedert in Christus – durch das Werk des Heiligen Geistes. Wir leben eine Symbiose: Christus mit uns und wir mit ihm. Diese Symbiose macht uns zu Befürwortern und Liebhabern des Lebens.
„Wer vom Fleisch bestimmt ist, kann Gott nicht gefallen“ (2. Lesung).
Das „Fleisch“ – und das ist der in sich selbst verschlossene Mensch, der Feind Gottes, unzugänglich für die Not der Mitmenschen – das „Fleisch“, dieser Typ von Mensch – der kann nur Tod hervorbringen und von einer unheilvollen Macht zehren.
Der Kampf zwischen Leben und Tod – steht vor unser aller Augen.
Einerseits trägt der Mensch den Keim der Unsterblichkeit in sich.
Andererseits trägt der Mensch einen mysteriösen Instinkt zum Tode in sich. Wenn Ideologien, Interessen, Mißbrauch von Religion sind in Haß und Gewalt verwandeln, dann spüren wir, wie sich eine Atmosphäre des Tode ausbreitet. Unsere Kultur zeigt ihre versteckte Tragik dort, wo immer das Leben gedemütigt und im Keim erstickt wird: im Terrorismus, im Geschäft mit den Waffen, im Geschäft mit den Drogen, in den Schreibtischtätern, die glauben unschuldig zu sein und andere die Drecksarbeit machen lassen, in der Zerstörung des Lebens schon im Mutterschoß, in der Vernachlässigung der Kinder, im Abschieben der Alten und Unproduktiven… Und auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen: die Gewalt mit den Worten, im Verrat der ehelichen Liebe und der Freundschaften: diese stummen, aber feindseligen Aktionen sind Attentate gegen das Leben.
Die Kirche und ihre Liturgie gehen ganz realistisch mit der Realität des Bösen um:
Bei der Gabenbereitung werden wir Gott bitten: Stärke uns zum Kampf gegen das Böse.
Wer und was sind wir? Getaufte! Eingewurzelte in und Verwachsene mit Christus: Er ist DAS Leben der Welt. Und wir in Symbiose mit ihm.
Darum sind wir eigentlich Promotoren des Lebens. Das ist unsere Begnadung kraft der Taufe: Promotoren des Lebens zu sein.
Und das ist unsere Berufung: Promotoren des Lebens immer mehr zu werden. Wenn wir das Leben, dann bringen wir die Geschichte ihrer himmlischen Vollendung entgegen.
Im Gabengebet beten wir: Du hast uns zum Zeungnis eines christlichen Lebens berufen.
Es gibt Stimmen, die behaupten, daß unsere Zivilisation immer rascher in die Dekadenz und in die Verzweiflung hineinläuft.
Mag sein.
Die christliche Hoffnung sagt etwas anderes: Die christliche Hoffnung richtet sich auf eine Neue Welt. Warum?
Es gibt nur einen Grund dafür. Die Macht unseres lebendigen Gottes hat sich endgültig gezeigt in der Auferweckung Jesu.
Wir feiern Eucharistie. Wir feiern ein Leben, das sich uns geschenkt hat. Und die Eucharistie kann ihre Kraft in uns entfalten. Wenn wir sie in uns aufnehmen. Und das ist mehr als nur „kommunizieren“. Die Eucharistie kann ihre Kraft in uns entfalten, wenn wir wie – wie Christus – Brot werden für die Welt und uns – wie er – zerbrechen lassen.
Sonntag, 10. April 2011
Predigt am Fünften Sonntag der österlichen Busszeit (A)
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